Die Formel 1 ist am Donnerstag vor dem Australien-GP um eine weitere Krise reicher. Jetzt belangt F1-Academy-Chefin Susie Wolff den Automobil-Weltverband FIA in Frankreich strafrechtlich. Ein Eingreifen, für welches Lewis Hamilton großes Verständnis hat. Was er mit deutlicher Kritik am Verband paart.

Für Wolff geht es um die im Dezember erhobenen Anschuldigungen, wonach sie Interna aus dem F1-Management an ihren Ehemann, Mercedes-Teamchef Toto Wolff, weitergegeben hätte. Zwar stellte die FIA die damals eingeleitete Untersuchung nach nur zwei Tagen ein, doch der Schaden an Wolffs Ruf ist da. Sie will mit der Anzeige Transparenz und Klarheit schaffen. Die Details dazu gibt es hier:

Für Lewis Hamilton ist das alles völlig verständlich: "In diesem Sport und innerhalb der FIA fehlt es wirklich an Verantwortlichkeit. Dinge passieren hinter verschlossenen Türen. Keine Transparenz. Ganz klar keine Verantwortung."

Im Fall Wolff wurden von der FIA nur zwei knappe Statements übermittelt. Eines, mit dem man die Untersuchung ankündigte, und eines, mit dem man ihre Einstellung kommunizierte. Wolff trat danach mit Bitten um Transparenz in Kontakt mit dem Verband. Augenscheinlich ein Unternehmen ohne nennenswerte Erfolge.

Zumindest in einem weiteren Fall - den Anschuldigungen der Einflussnahme auf F1-Events durch FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem - lieferte der Verband nach einer Untersuchung eine kurze Zusammenfassung zum Freispruch. Aber erst nach Abschluss der Ermittlungen. Medienberichte, wonach es diese Ermittlungen gab, wurden davor nicht kommentiert.

Auch Mercedes-Teamkollege George Russell schlägt in die gleiche Kerbe und warnt: "Wenn wir die Fakten nicht haben und keine Transparenz da ist, dann denkt man immer, dass etwas versteckt wird." Hamilton fordert mit Nachdruck: "Wir brauchen das. Ich denke, die Fans brauchen das. Wie sollst du dem Sport vertrauen, und dem, was hier passiert, wenn du das nicht hast?"

Hamilton: Bin stolz auf Susie

Für Hamilton geht die Angelegenheit aber noch viel weiter. Nicht bloß Transparenz und Verantwortung stehen im Fokus, auch das Behandeln von Frauen: "Besonders für Frauen. Es ist noch immer ein Sport, wo die Männer den Ton angeben. Und wir leben in einer Zeit, wo die Message ist: 'Wenn du eine Beschwerde einreichst, wirst du gefeuert.'"

Lewis Hamilton und Susie Wolff
Lewis Hamilton mit Susie Wolff, Foto: LAT Images

Ein deutlicher Seitenhieb in Richtung Red Bull, wo übereinstimmenden Medienberichten zufolge jene Frau, welche intern eine Beschwerde gegen Teamchef Christian Horner eingebracht hatte, im Anschluss an das Verfahren freigestellt worden war. Horner war von der internen Untersuchung entlastet worden. Diesbezüglich hatte Hamilton schon vor zwei Wochen in Saudi-Arabien ebenfalls fehlende Transparenz bemängelt.

"Besonders wenn wir von Inklusion in diesem Sport sprechen, müssen wir sicherstellen, dass wir unseren Werten treubleiben", fordert Hamilton. Im Kampf für diese ist er froh über Susie Wolff: "Ich bin unglaublich stolz auf Susie. Ich denke, sie ist so mutig, und sie steht für so tolle Werte, ist so eine Anführerin. In einer Welt, in der Menschen oft zum Schweigen gebracht werden, sendet es ein großartiges Signal, wenn sie dafür einsteht."