26 Punkte nach zwei Rennen - so einen schlechten Start hatte Mercedes zuletzt 2012. Damals standen die Silberpfeile bei einem Punkt. Mit einem Sieg fand das Jahr dann noch einen versöhnlichen Abschluss. Das auch die Hoffnung 2024. Bis dorthin liegt ein steiniger Weg vor dem Team. Denn: Nach wie vor befindet sich Mercedes im Rückwärtsgang.

Lewis Hamilton: Sisyphus-Arbeit bei Mercedes

"Wir müssen die ganze Zeit so hart kämpfen", ärgert sich Lewis Hamilton. Ähnlich hartnäckige Probleme hatte er nur 2009 bei McLaren. 15 Jahre später ist bei Mercedes wieder der Wurm drin, die Silberpfeile scheinen auch im dritten Jahr der neuen Regelgeneration ihrer Probleme nicht Herr werden zu können.

Mercedes-Kommandostand mit Teamchef Toto Wolff
Die Mannen von Toto Wolff rätseln seit fast drei Jahren über ihren Performance-Verlust, Foto: LAT Images

Im Gegensatz zu Red Bull. "Sie haben es einfach hinbekommen, und können seitdem darauf aufbauen", erklärt Hamilton. Mercedes kämpft indes seit Minute eins der Ground-Effect-Ära, mit oder ohne Seitenkästen. Gleich beim Saisonauftakt 2022 in Bahrain hätte Mercedes 90 Punkte an Abtrieb vom Auto nehmen müssen.

"Wir hatten so viel Downforce, die wir aber nicht nutzen konnten, weil das Ding so herumgehüpft ist", erinnert sich der 39-jährige Brite. "Das hat uns so viel Performance gekostet. Und immer, wenn wir versuchten, wieder mehr hinzuzufügen, bouncte das Ding wieder!"

Drei Jahre später in Saudi-Arabien genau dasselbe Problem. "Jedes Mal, wenn wir einen oder zwei Schritte vorwärts machen, geht es fünf zurück", meint Hamilton. "Das ist sehr frustrierend, ich denke auch für die Ingenieure. Aber sie haben nicht aufgegeben, sondern geben weiterhin jeden Tag ihr Bestes. Das ist alles, was man verlangen kann."

Ähnlich streng geht er mit sich selbst ins Gericht. Acht Punkte aus zwei Rennen sind für einen siebenfachen Weltmeister nicht ausreichend. "Ich muss die letzten paar Rennen sehr selbstkritisch betrachten. Es gibt Bereiche, in denen ich mich einfach verbessern muss", erklärt er. "Aber so ist das Leben. Man kann nicht immer perfekt sein."

Optimismus bei Mercedes: Formel-1-Auto zumindest besser als 2023

Hoffnung bei Mercedes: Potenzial bei den Fahrern, und glücklicherweise auch im W15. "Es ist nicht die böse Schwester oder so", sieht Lewis Hamilton definitiv eine Verbesserung zum Vorjahres-Auto. Vor allem in der Fahrbarkeit. Vorausgesetzt, der Sweet-Spot des W15 wird getroffen.

Lewis Hamilton erreichte 2023 in Australien P2, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton erreichte 2023 in Australien P2, Foto: LAT Images

"Das Auto hat viel Potenzial, wir haben es nur noch nicht ausnützen können. Sei es aufgrund von Setup oder Fehlern", so Hamilton. "Wir sind uns sehr bewusst, dass Max 58 Punkte hat und ich 8. Aber wir sind uns auch bewusst, dass die Saison noch lang ist und viel passieren kann."

"Wir waren in den ersten beiden Rennen relativ schnell. Im Qualifying ist uns nur irgendwie die Performance abhandenkommen", meint auch George Russell. "Aber wir haben schon ein paar Ideen, warum." Diese sollen am Freitag ausgetestet werden. Was fehlt, ist einfach noch mehr Trainingszeit.

"Wenn du es mit einem Fußballteam vergleichst, das bisher nur drei Tage zusammen trainiert und zwei Matches hatte - müssen sie auch erst herausfinden, wie sie das meiste aus sich herausholen und das Team optimieren. So geht es uns im Moment auch", wagt Russell einen Vergleich zwischen Formel 1 und Fußball.

Abseits von Red Bull sollte es in Australien ein enger Kampf werden. "Aber wir sind nicht hier, um für P2 zu kämpfen, sondern um den Sieg", so der Brite. "Wir wissen, dass wir einen Berg zu erklimmen haben. Aber in dem Sport kann sich alles sehr schnell ändern." Nachsatz: "Wenn jemand nach den ersten sechs Rennen gesagt hätte, dass Aston Martin Fünfter in der WM wird, hätte es auch keiner geglaubt."

Auch abseits der Strecke haben die Mercedes-Piloten viel zu sagen: Zum Beispiel zum Fall Susie Wolff gegen die FIA.