Nach seinem MotoGP-Wechsel von Repsol Honda zu Gresini Racing hatte Superstar Marc Marquez anfangs große Probleme, sich auf sein neues Arbeitsgerät - die Ducati Desmosedici GP23 - umzustellen. Mittlerweile befindet sich der achtmalige Motorradweltmeister jedoch auf bestem Wege, wieder zur alten Stärke zurückzufinden. Das zeigte der Spanien Grand Prix in Jerez eindrucksvoll: Pole Position und Siegchance in beiden Rennen, auch wenn es letztlich in beiden Fällen aus unterschiedlichen Gründen nicht klappte. Die Botschaft war dennoch eindeutig, mit Marc Marquez ist 2024 wieder zu rechnen!

Nochmal bestätigt wurde dieser Eindruck am Montag im achtstündigen Jerez-Test. Denn dort offenbarte der Gresini-Pilot im Gespräch mit den versammelten Medienvertretern, verglichen mit den MotoGP-Wintertestfahrten in Jerez bereits einen Unterschied wie Tag und Nacht gespürt zu haben. "Ich bin sehr glücklich, denn verglichen mit Malaysia [Sepang-Test, Anm.] und dem Katar-Test haben sich meine Kommentare stark verändert", berichtete er freudestrahlend. "Dort war ich noch dabei, meinen Fahrstil an das Motorrad anzupassen. Ich bin ein paar Runden gefahren und habe dann zu meinem Team gesagt: 'Vielleicht ja, vielleicht nein'. Heute ist mir diesbezüglich ein großer Fortschritt gelungen. Ich war extrem präzise in meinen Aussagen."

Gegen Francesco Bagnaia nachgegeben: Ein neuer Marc Marquez? (06:56 Min.)

Marc Marquez: Gebe nun auch Feedback direkt an Ducati

Wie wichtig dieser Entwicklungsfortschritt beim Feedback geben ist, liegt auf der Hand. Je genauer ein MotoGP-Pilot seinem Team Rückmeldung zum Fahrverhalten des Motorrads geben kann, desto leichter können die Ingenieure Abhilfe bei etwaigen Problemen schaffen. "Das hilft meinen Technikern, meinen Fahrstil besser zu verstehen", weiß auch Marquez. Wie ihm dieser Fortschritt gelang? "Ich kenne das Motorrad jetzt besser und fahre es besser. Ich kann die Stärken des Motorrads nun viel besser ausnutzen. In Katar und Malaysia habe ich noch an mir selbst gearbeitet. Heute konnte ich den Fokus voll auf Performance des Motorrads legen."

Das gelang eindrucksvoll, der Gresini-Pilot fuhr am Montag die fünftbeste Rundenzeit und reihte auch einige schnelle Umläufe aneinander. Doch Marquez' Weiterentwicklung brachte auch noch einen weiteren Vorteil mit sich, denn dessen Fortschritte blieben im Ducati-Lager nicht unerkannt. "Ich hatte die gleichen zwei Bikes wie gestern. Wir haben nur ein paar Kleinigkeiten verändert", verrät er zunächst. Die erhoffte "Belohnung" für die guten Leistungen zuletzt in Form einiger Updates blieb also aus. Dafür gab es allerdings eine andere Art 'Geschenk' von Ducati. "Ich konnte ein paar Dinge für sie ausprobiert, die die Werksfahrer jetzt auch anwenden werden", sagt der Spanier. "Wir haben das gemacht, weil sie manchmal einfach noch die Meinung eines anderen Fahrers hören wollen."

Marc Marquez macht weitere Fortschritte: 1. Ducati-Sieg in Le Mans?

Bislang hatte Marquez in diesem Bereich keine große Rolle gespielt, nun scheint er aber auch Ducati-intern in eine immer wichtigere Position aufzurücken. "Das Wichtigste ist, dass die Kommentare von mir jetzt viel präziser sind und so ausfallen, wie sie das möchten", schenkt der sechsfache MotoGP-Weltmeister dem jedoch wenig Beachtung. Sein Fokus liegt anderenorts: "Wir arbeiten momentan viel am Setup, um das Beste aus dem herauszuholen, was wir zur Verfügung haben. Uns sind dabei ein paar Verbesserungen gelungen. Wir werden sehen, ob sie uns in den Hauptrennen weiterhelfen können."

Marc Marquez machte in Jerez weitere Fortschritte auf der Ducati GP23, Foto: Tobias Linke
Marc Marquez machte in Jerez weitere Fortschritte auf der Ducati GP23, Foto: Tobias Linke

Was das Gresini-Team genau gefunden hat, wollte Marquez am Montag nicht verraten. Er zeigte sich jedoch sehr zufrieden: "Ich habe am Ende des Tages etwas ausprobiert, das mir sehr gefallen hat. Natürlich liegt da immer schon viel Gummi auf der Strecke, also warten wir ab. Aber ich denke, dass es helfen wird. Wir gehen jetzt immer mehr in die Richtung, die ich bevorzuge." Nach den Leistungen im Spanien GP sollte die MotoGP-Konkurrenz also gewarnt sein. Das nächste Rennwochenende steht bereits in anderthalb Wochen an, dann wird vom 10. bis 12. Mai in Frankreich im legendären Le Mans gefahren. Dort feierte Marquez bereits vier Grand-Prix-Siege, ob bald auch der erste mit Ducati hinzukommt?