Der achtstündige MotoGP-Test in Jerez verdeutlichte am Montag einmal mehr, wie sehr die Königsklasse dieser Tage in zwei Lager gespalten ist. Während sich die europäischen Werke Ducati, Aprilia und KTM lediglich Feinarbeit widmeten, wurde auf japanischer Seite viel experimentiert. Honda hatte seinen neuen Prototypen dabei bereits am vergangenen Rennwochenende mittels einer Wildcard von Testfahrer Stefan Bradl präsentiert, am Montag folgte lediglich die Inspektion durch die Stammpiloten. Yamaha wiederrum legte erst im Jerez-Test so richtig los. An der M1 wurde viel verändert, allerdings (noch) ohne sichtbaren Erfolg.
"Wir haben viele Items, die wir heute testen wollen und mussten daher priorisieren", kündigte Yamaha-Teamchef Massimo Meregalli bereits in den Mittagsstunden beim 'Midday live catch up' auf dem YouTube-Kanal der MotoGP an. "Wir wollen vor allem unsere beiden großen Updates testen und evaluieren. Das ist zum einen das neue Aero-Paket, welches wir je nach Fahrerfeedback gerne so schnell wie möglich homologieren würden und zum anderen ein neues Chassis, welches wir schon in Portimao ausprobieren wollten, wegen dem schlechten Wetter dann aber nicht dazu kamen. Deshalb holen wir das hier nach."
Fabio Quartararo: Endlich sichtbare, große Veränderungen bei Yamaha
Zwei große Updates also, die am Montag auch für Aufsehen sorgten. Besonders ein neuer Frontflügel, dem ein drittes Flügelelement hinzugefügt worden war, stach dabei ins Auge. Doch auch die neue Verkleidung, welche sich im Seitenbereich am 'KTM-Stil' orientiert und auf die Erzeugung des 'Groundeffects' setzt, oder das veränderte Chassis gingen nicht unter. Doch die große Frage lautete nach Ende des Testtages um 18:00 lokaler Zeit natürlich, ob die neuen Teile auch den erhofften Fortschritt verschafft haben.
Die Antwort fällt ernüchternd aus. "Es war ein langer Tag, wir haben viele unterschiedliche Dinge ausprobiert. Es ist schwierig, jetzt schon ein abschließendes Fazit zu ziehen. Wir müssen erst die Daten ausführlich analysieren", bilanziert Starpilot Fabio Quartararo zunächst, erkennt dann aber an: "Es gibt Positives, aber leider auch ein paar Teile, die nicht wie geplant funktioniert haben." Stallgefährte Alex Rins stimmt zu: "Wir haben heute viele große Teile ausprobiert, die viel Zeit und Runden in Anspruch genommen haben, um sie ausführlich miteinander zu vergleichen. Ich habe mich mit manchen ziemlich gut gefühlt. Leistungstechnisch hätte ich mir aber mehr erwartet. Die neue Verkleidung sieht spektakulär aus, aber auf der Strecke bringt sie nicht so viel, wie ich mir das erhofft hatte."
Das zeigen leider auch die Zahlen im Klassement. Rins beendete den Jerez-Test auf dem 14. Platz, knapp sechs Zehntel hinter der Tagesbestzeit von VR46-Pilot Fabio Di Giannantonio. Quartararo kam nicht über den 18. Rang hinaus, er lag mehr als eine Sekunde zurück. Beide Fahrer waren damit wenige Hundertstel langsamer als in ihrer schnellsten Rundenzeit vom zurückliegenden Rennwochenende, jeweils aufgestellt im Nachmittagstraining am Freitag. Trotzdem wollte Quartararo den Jerez-Test nicht als Fehlschlag gelten lassen. "Zum ersten Mal haben wir etwas getestet, das nicht nur leicht anders ist. Das neue Chassis ist wirklich komplett anders. In der Vergangenheit waren die Unterschiede immer nur minimal, heute war das eine wirklich große Veränderung, die ich auf dem Motorrad auch fühlen konnte", argumentiert er. "Das ist schon ein erster Schritt in die richtige Richtung für uns, um den richtigen Weg zu finden. Jetzt brauchen wir noch einen weiteren Test, um klare Ideen dafür zu erhalten, was wir in Zukunft benötigen."
Fabio Quartararo: Yamaha-Testspiele gehen in Le Mans weiter
Den Updates wollen beide Piloten ohnehin noch eine zweite Chance geben. "Wir haben nach Le Mans noch einen weiteren Test in Mugello. Dort können wir weiterarbeiten und sehen, was wir verbessern können", sagt 'El Diablo' stellvertretend. "Ich denke, dass wir ein paar Teile von heute [beim Frankreich GP, Anm.] verwenden werden. Es ist immer gut, neue Teile auf unterschiedlichen Strecken auszuprobieren. In Le Mans werden wir das daher machen. Es wird nützlich sein, sie an drei Orten zu testen, denn Le Mans und Mugello sind nochmal zwei komplett andere Strecken als hier."
Dass die Yamaha-Piloten beim MotoGP-Gastspiel in Frankreich (10. - 12. Mai) einen großen Sprung im Zeitentableaut machen werden, kann also nicht erwartet werden. Bei den Blauen würde man sich aber wohl auch schon mit einer kleinen Verbesserung zufriedengeben. "Ich konnte dank der neuen Verkleidung in einer besseren Art und Weise fahren. Ich habe mich zwar nur um ein oder anderthalb Zehntel verbessert, aber das ist immerhin ein Fortschritt gegenüber dem Basis-Setup", meint Rins. "Ich weiß noch nicht, ob wir schon beim nächsten Rennen etwas verwenden werden. Aber der Test war trotzdem nicht schlecht, wir haben viele Informationen gesammelt und auf der Elektronikseite einen Fortschritt erzielt." Wozu das ausreicht, zeigt sich dann in anderthalb Wochen im berüchtigten Le Mans.
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