Platz drei in der Gesamtwertung, in Saudi-Arabien mit Oscar Piastri nur knapp das Podium verpasst und das Rennen in Person von Lando Norris zwischendurch sogar angeführt. Bei einem ersten Blick auf die Zahlen könnte man bei McLaren von einem erfolgreichen Start in die Formel-1-Saison 2024 sprechen. Dennoch macht sich nach den ersten beiden Rennen in Bahrain und Saudi-Arabien eher Enttäuschung im Woking-Lager breit.

Nach den Rennen in Bahrain und Saudi-Arabien steht fest: McLaren hat die Form aus der letzten Hälfte der vergangenen Saison nicht halten können. Dass Red Bull auch 2024 wohl wieder das Maß aller Dinge sein wird, damit rechnete auch McLaren vor der Saison. Doch die Position des ersten Verfolgers haben die Papayas an Ferrari abgeben müssen und das relativ deutlich. In Bahrain kündigte Teamchef Andrea Stella daher bereits eine erneute Update-Offensive an. Welchen Verbesserungen es dabei am MCL60 bedarf, wurde vor allem in Saudi-Arabien deutlich.

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DRS- und Highspeed-Schwäche: McLaren plagen alte Kamellen

Denn in Jeddah traf die Truppe aus Woking auf ein altbekanntes Problem. Auf dem Highspeedkurs reisen die Teams traditionell mit einem flachen Heckflügel mit wenig Abtrieb und Luftwiederstand an. Mit Strecken bzw. Heckflügeln dieser Art hatte McLaren selbst nach ihrer 180-Grad-Wende in der vergangenen Saison seine Probleme. In Spa und Monza musste das frisch erfolgsverwöhnte Team herbe Niederlagen einstecken.

"Das Auto war [2023] nicht wirklich optimiert für Strecken mit niedrigem Abtrieb. Wir haben dem Abtrieb und dem Luftwiderstand jetzt etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet", sprach ein optimistischer McLaren-Teamchef Andrea Stella noch im Vorfeld des Saudi-Arabien GP.

Doch die Highspeed-Strecken und insbesondere die Geraden scheinen auch im Jahr 2024 die Achillesferse bei McLaren zu sein. Als in Saudi-Arabien Sergio Perez in Runde 15 an Lando Norris vorbeizog, hatte der Mexikaner einen Geschwindigkeitsüberschuss von 41 km/h. Trotz älterer Reifen und keinem DRS ein für Formel-1-Verhältnisse gewaltiger Unterschied.

McLaren-Pilot Lando Norris vor Sergio Perez im Red Bull
Gegen Sergio Perez schlussendlich ohne Chance: Lando Norris, Foto: LAT Images

McLaren plagte in Jeddah das Aston-Martin-Problem aus der vergangenen Saison, welches das Team aus Silverstone über den Winter erfolgreich attackierte. Der MCL60 holt bei flachgestelltem Flügel die wenigsten zusätzlichen km/h heraus. Im Qualifying machte McLaren in den DRS-Zonen einen Sprung von 301 auf 326 km/h. Sowohl in der Endgeschwindigkeit als auch vom DRS-Vorteil war McLaren damit das langsamste Team. Die Spitzengeschwindigkeiten ohne DRS bewegten sich im Formel-1-Mittelfeld.

"Ein Bereich, in dem wir viel Zeit verlieren, scheinen die Passagen zu sein, in denen das DRS aktiviert ist. Unsere Höchstgeschwindigkeit grundsätzlich konkurrenzfähig, aber sobald das DRS aktiviert ist, verlieren wir Zeit", musste auch Stella nach dem Rennen zugeben.

Andrea Stella bleibt entspannt: Wir kennen die Ursachen - nächste Updatewelle?

In seinem zweiten Jahr als Teamchef hat Andrea Stella also erneut einen Haufen an Arbeit vor sich. Die Fahrer sind weiterhin nicht vollends zufrieden mit dem Fahrgefühl des MCL38. In Kombination mit der erneuten Schwäche auf den Geraden eine gefährliche Mischung. Doch der Italiener bleibt gelassen.

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"Wir verstehen die Ursachen der Probleme", versicherte der 53-jährige und verwies auf zeitnahe Updates. "Es dauert ein paar Wochen, bis die Projekte, die sich damit befassen, fertig sind. Einige dieser Projekte haben auf jeden Fall mit diesem Bereich des Fahrzeugs zu tun." Was genau am Boliden überarbeitet werden soll, das wollte Stella nicht preisgeben. Lediglich den Zeitraum ließ sich dem Teamchef entlocken. "Noch ein paar Rennen, aber hoffentlich innerhalb des ersten Saisondrittels."

Die Worte Stellas wirken wie ein kleines Déjà-vu an die vergangenen Saison. Ob im Jahr 2024 ein ähnlicher Fortschritt folgt, werden die nächsten Rennen zeigen. Der kommende Grand Prix in Australien ist für Stella dafür allerdings kein repräsentativer Indikator.

"Wir wissen, dass Australien eine sehr spezielle Strecke mit einem sehr speziellen Asphalt ist, auf dem es sehr rutschig ist, sobald ein Tropfen Regen fällt. Ich würde Australien nicht als ein normales Rennen bezeichnen. Es wird ein sehr interessanter Test sein, um zu sehen, wo wir in Japan stehen, denn Japan war für uns ein sehr konkurrenzfähiges Rennen. Es wird interessant sein zu sehen, ob wir in der Startaufstellung auf P2 stehen", so der Teamchef.