Auch das erste Europa-Qualifying der Formel-1-Saison 2025 bestätigt die bestehenden Kräfteverhältnisse in der Königsklasse. McLaren hat zwar das schnellste Auto, aber nur ein Fahrer kann im Qualifying das Maximum abliefern. Oscar Piastri schnappte sich in Imola die Pole Position, während sich Teamkollege Lando Norris nur für Startplatz vier qualifizierte. Der Grund: Der Brite brachte abermals im letzten Qualifying-Segment keine saubere schnelle Runde zusammen.

Die dritte Karriere-Pole war für Piastri aber alles andere als ein Selbstläufer. Im entscheidenden Versuch traf er in den Rivazza-Kurven 17 und 18 auf langsamere Autos. Trotzdem reichte es im Tausendstel-Krimi gegen Max Verstappen um 0,034 Sekunden. "Ich möchte sein kaltes Blut loben, als er so viele Autos in den letzten Kurven vor sich hatte", lobte Andrea Stella den Australier.

Was das aktuelle Kräfteverhältnis angeht, sah sich der McLaren-Teamchef in Imola bestätigt: "Auf den schnellen Strecken ist die Lücke zwischen McLaren, Mercedes und Max nicht sehr groß." Piastri hätte die Pole im Schlussspurt noch leicht herschenken können. Nach Kurve 18 lag Verstappen noch um 0,05 Sekunden vorne, wie folgende Graphik veranschaulicht:

"Ich dachte, die Pole würde sich in der letzten Kurve auflösen, aber es hat gereicht, um durchzukommen", hatte auch der WM-Führende noch die Sorge, dass die spätere Verstappen-Runde ihm noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte. "Mit den roten Flaggen und den vielen Verzögerungen war es schwierig einen Rhythmus aufzubauen. Erst in Q3 habe ich den Rhythmus gefunden und die letzte Runde war gut.“

Obwohl Verstappen bei seinem entscheidenden Versuch in den letzten Kurven freie Fahrt hatte, gelang ihm keine Verbesserung mehr. Beim Blick auf die Geschwindigkeiten des Red-Bull-Piloten im letzten Sektor stellt sich heraus, dass der Vierfach-Champion deutlich später als Piastri bremst. Dadurch ging ihm nach der Rivazza das Momentum aus. Hier deutlich zu sehen:

Formel-1-Qualifying: Lando Norris mit bekannten Problemen

McLaren-Pilot Lando Norris
Lando Norris kann auch in Imola nicht mit seiner Qualifying-Performance zufrieden sein, Foto: IMAGO / Eibner

Während in der Piastri-Garage die McLaren-Welt in Ordnung war, sah das auf der anderen Seite der Box ganz anders aus. Lando Norris brachte erneut im entscheidenden Qualifying-Segment keine saubere Runde zusammen. P4 mit fast 0,3 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen blieb unter dem Strich stehen.

"Ich habe mich in Q1 und Q2 gut gefühlt und dachte, dass da noch mehr herauszuholen ist. Aber als ich es versuchte, ging es nicht", erklärte Norris und fügte hinzu: "Dieses Jahr läuft es nicht, wie ich es will." Zwar verbuchte der WM-Zweite keinen Unfall wie im Qualifying in Saudi-Arabien, doch auch vom vierten Startplatz ist Siegen auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari äußerst schwierig. "Es wäre schön, wenn ich auf das Podium fahren könnte", so der WM-Zweite.

Auch Teamchef Stella war nach dem Imola-Qualifying erneut mit der gleichen Norris-Thematik konfrontiert. "Wenn wir die Extra-Tausendstel finden müssen, braucht das Zusammenspiel zwischen Lando und dem MCL39 noch etwas Arbeit", drückte es der Italiener diplomatisch aus. Die beiden Q3-Versuche von Norris schlüsselt folgende Graphik auf:

Norris verlor im zweiten Run nach den Tamburello-Kurven 2 und 3 fast drei Zehntelsekunden auf die Piastri-Bestzeit. Der Grund: Isack Hadjar vor ihm touchierte das Kiesbett, Norris ging wegen der Staubwolke leicht vom Gas. Doch auch bei freier Sicht hätte der letzte Versuch keine Verbesserung gebracht, da Piastri ihm in der restlichen Runde weitere viereinhalb Zehntelsekunden abnahm.

Neben Aston Martin haben sich nur Mercedes und Alpine an größere Updates herangetraut. Warum die Update-Flut am ersten Europa-Wochenende ausfällt, erklärt Christian von der Strecke:

Formel 1: Update-Flaute in Imola? Nicht bei Mercedes & Alpine! (09:51 Min.)