Das Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola trägt nicht nur den Namen der Gründerväter der erfolgreichsten Marke in der Geschichte der Formel 1, sondern ist auch geographisch die Haus- und Hofstrecke der Roten. Denn Ferraris Hauptsitz in Maranello liegt weniger als 70 Kilometer von Imola entfernt, am Qualifying-Samstag war von Heimvorteil aber wenig zu sehen.
Zur Erschütterung der Tifosi auf den Tribünen rund um die 4,9 Kilometer lange Strecke konnten sie ihre Helden nicht einmal in Q3 beobachten. Charles Leclerc und Lewis Hamilton mussten schon in Q2 mit den Positionen 11 und 12 die Segel streichen. Der Saisonstart 2025 ist ohnehin ein misslungener und das vor allem auf eine Runde, doch so schlecht wie in der Emilia-Romagna lief es bisher noch nie. Kein Ferrari in Q3 bei einem Trocken-Qualifying, das gab es zuletzt in Österreich 2021.
Charles Leclerc nach Qualifying-Pleite desillusioniert: Können tun, was wir wollen
Und das Bitterste daran: Es gibt keine Ausreden, die als Erklärung dafür herhalten könnten. Kein Verkehr, kein Timing-Pech, keine Fahrfehler. Der SF-25 war im zweiten Qualifying-Abschnitt einfach nicht Q3-reif. Das stellte Charles Leclerc fest: "Wir können mit der Balance tun, was wir wollen, aber am Ende des Tages ist die Performance einfach nicht gut genug."
Seit Wochen quält sich der Monegasse mit Enttäuschungs-Parolen von einem Grand-Prix-Wochenende zum nächsten. So auch in Imola. "Ich weiß gar nicht mehr, was ich sagen soll. Es ist einfach frustrierend. Ich bin sehr enttäuscht über unsere derzeitige Performance", suchte der Monegasse nach den richtigen Worten und entschuldigte sich bei den Fans der Scuderia.
Bei Lewis Hamilton war nach dem Qualifying ebenfalls Wunden lecken angesagt: "Ich bin niedergeschlagen, denn das Auto hat sich insgesamt wirklich gut angefühlt." Im Training hatten er und Leclerc noch Probleme mit den Bremsen bemängelt, im Qualifying waren diese nicht mehr vorhanden. "Das Auto hat sich gut angefühlt, die Bremsen haben funktioniert, alles war so wie es sein sollte", stellte Hamilton fest.
Also alles gut, außer die Pace. Eigentlich das schlimmstmögliche Urteil für einen Formel-1-Boliden, denn so gibt es keine naheliegenden Ansätze, die Potenzial für eine schnelle Problemlösung bieten. Einen ungewöhnlichen Trend gab es aber dennoch zu beobachten. Als die Ferrari-Piloten für den zweiten Q2-Run neue Reifen aufgesteckt bekamen, konnten sich beide nicht mehr gegenüber ihrem Run auf den gebrauchten Softs verbessern.
Ungewöhnlich erst recht deshalb, da in Imola der neue C6-Reifen debütierte. Die extraweiche Mischung sollte erst recht einen Performance-Unterschied zwischen einem bereits benutzten und einem neuen Satz bieten, auch wenn sie wie im Falle von Ferrari noch keine Hotlap drauf hatte, sondern nur eine Vorbereitungsrunde. Tat sie für Leclerc und Hamilton aber nicht.
Letzte Ferrari-Hoffnung Rennpace? Leclerc glaubt nicht daran
Nichts weniger als ein Wunder sei nötig, um aus dieser Ausgangslage noch ein gutes Rennen zu fahren, ist sich Leclerc sicher: "Ich hoffe, dass ich morgen ein Wunder hinlegen kann, aber um ganz ehrlich zu sein, gibt es im Moment nichts, das mir Hoffnung für die morgige Pace gibt. Denn das Potenzial des Autos ist im Moment einfach nicht gut genug."
Eine Gewissheit, die gemessen an den Longrun-Daten vom Freitag ungewöhnlich erscheint. Denn dort zählten die Roten zu den Besten und konnten sogar McLaren herausfordern - traditionell überlegen auf die Renndistanz. Es passt auch ins Bild der letzten Monate, denn Ferrari war im Rennen nicht selten voll auf Augenhöhe mit den Topteams. Nur ohne eine gute Ausgangslage ist im dichten Formel-1-Feld des Jahres 2025 nicht viel zu holen.
Und in Imola erst recht nicht. Denn kaum ein Rundkurs im Formel-1-Kalender bietet so wenig Überholstellen wie Imola, nur Suzuka befindet sich auf einem ähnlichen Level an Überholfeindlichkeit. "Wenn man im DRS-Zug stecken bleibt, dann gibt es nicht mehr viel Bewegung", kalkuliert Hamilton pessimistisch.

Vielleicht hilft nur noch All-In zu gehen und auf äußere Umstände zu spekulieren, mutmaßt Leclerc: "Die beste Strategie ist wohl für alle dieselbe. Immer, wenn man davon abweicht, hofft man nur auf ein Safety Car. Vielleicht ist das der richtige Weg für morgen." Teamchef Frederic Vasseur kündigte an, dass man "einige Risiken" für das Rennen eingehen werde, wie diese aussehen ließ er offen.
Leclerc und Hamilton schreiben F1-Saison ab: Gehen nicht von Kehrtwende aus
Unabhängig davon, ob dieser Glücksritt eintritt oder nicht. Die Ferrari-Fahrer scheinen die Formel-1-Saison 2025 so langsam aber sicher schon abgeschrieben zu haben. Leclerc hat wenig Hoffnung darauf, dass die Regeländerung ab Spanien helfen könnte: "Es müsste ein verdammt gutes Upgrade sein, um eine Kehrtwende einzuleiten. Davon gehe ich nicht aus."
Hamilton blickt bereits auf 2026: "Es geht von meiner Seite aus darum, ein Fundament zu bilden und sich mit allem einzugewöhnen und die richtigen Veränderungen vorzunehmen, um das Team langfristig in die richtige Richtung zu navigieren."
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