Williams fährt in der Formel 1 einen radikalen Modernisierungskurs. Das gilt nicht nur für die Anlagen in Grove, sondern stand auch bei einer Komponente für das neue Auto vor der Saison 2024 im Fokus: Das Lenkrad. Im Gegensatz zur Vergangenheit stellte nun das Team aus Grove auch auf ein Lenkrad mit integriertem Bildschirm um.

2023 war Williams noch als einzige Mannschaft mit einem altmodischen Lenkrad unterwegs, das Dashboard war dahinter am Auto angebracht. Doch das modernisierte Steuerutensil machte Logan Sargeant im Formel-1-Rennen in Bahrain einen Strich durch die Rechnung - und das nicht zum ersten Mal.

Sargeant-Lenkrad entwickelt Eigenleben

Auf der zehnten Runde fuhr Sargeant in Kurve 4 nach einem starken Verbremser plötzlich geradeaus. Der Grund dafür war schnell gefunden: Wie auf dem Lenkrad des US-Amerikaners ersichtlich war, verstellte sich die Bremsbalance seines Boliden auf der Geraden zuvor selbständig.

Anstatt mit knapp über 60 Prozent bremste Sargeant mit einer Balance von weit über 80 Prozent an der Front für die Kurve an. Bis er in der Auslaufzone zum Stehen kam, verstellte diese sich sogar noch weiter nach vorne. Sargeant berichtete, dass bereits im Qualifying dasselbe Problem aufgetreten war.

Lenkrad mit Bildschirm: Williams hat seine Neukonstruktion noch nicht unter Kontrolle gebracht, Foto: LAT Images/Mark Sutton
Lenkrad mit Bildschirm: Williams hat seine Neukonstruktion noch nicht unter Kontrolle gebracht, Foto: LAT Images/Mark Sutton

"Wir müssen herausfinden, wo die zentrale Ursache dafür liegt. Denn das Problem war nicht repariert", ärgerte er sich. Nach einigen manuellen Eingaben am Lenkrad konnte der 23-Jährige den Grand Prix immerhin fortsetzen und an die Box zurückkehren. Dort wartete die Williams-Crew schon mit einem neuen Lenkrad auf ihn. Dieses funktionierte bis zum Rennende ordnungsgemäß.

Desaster für Sargeant: Motor- und Setup-Probleme

Es war nicht das einzige Technik-Problem mit dem Sargeant beim Start in sein zweites Formel-1-Jahr zu kämpfen hatte. Genauso wie beim Werksteam hatte auch der Mercedes-Motor am FW46 mit seiner Temperatur zu kämpfen. "Ich hatte einen guten ersten Stint und hatte das Gefühl, dass das Rennen in meine Richtung lief, aber wir hatten Probleme mit den PU-Temperaturen. Ich konnte den Autos vor mir nicht nah folgen", erklärte er seinen Rennverlauf.

Dazu kamen noch laut Sargeants eigener Aussage Probleme mit dem Setup. Sowohl die Frontflügel-Einstellungen, als auch die Balance-Veränderungen zwischen den verschiedenen Reifensätzen, machten ihm zu schaffen.

Aber nachdem sein Lenkrad in Runde 10 seine Arbeit boykottiert hatte, war das Rennen so oder so für den Mann aus Miami bereits gelaufen. Er fiel eine ganze Rennrunde zurück und war chancenlos. Im Ziel belegte er die 20. und damit letzte Position. "Es war einfach ein bisschen ein unglückliches Desaster", fasste er seinen Samstag-Abend auf der Formel-1-Strecke in Bahrain zusammen.