Die Formel-1-Saison 2024 ist er ein Rennen alt und schon gibt es teaminternen Zwist. Im Bahrain-GP werden die Racing Bulls zu den Raging Bulls. Yuki Tsunoda erhält in der Schlussphase die Order, Teamkollege Daniel Ricciardo vorbeizulassen. "Das ist doch ein Witz, oder?", flucht der Japaner am Boxenfunk. Doch für das Team und seinen Teamkollegen war es alles andere als ein Witz.

Bayer und Ricciardo wütend: War vorher abgesprochen!

Es ist Runde 53 von 57 und Yuki Tsunoda fährt nach Kurve 4 zur Seite. Freiwillig machte er das nicht. Daniel Ricciardo sollte vorbeigelassen werden. Der Australier hatte die schnelleren Soft-Reifen auf seinem Auto und sollte Kevin Magnussen noch Platz 12 abjagen. Zu diesem Zweitpunkt war das Feuer bereits entfacht. Tsunoda hatte die Teamorder mehr als eine Runde zuvor erhalten, und sie lange nicht ausgeführt.

"Wir haben Yuki vorher gesagt: Er muss Magnussen überholen, sonst reagieren wir. Er hatte eine Vorwarnung. Dass er dann die Anordnung vom Team ignoriert, das wird sicherlich eine Nachbesprechung bei uns geben", war Geschäftsführer Peter Bayer am Mikro von ServusTV wütend. Riccardo stellte klar: "Wir haben vor dem Rennen darüber gesprochen. Es war sehr wahrscheinlich, dass ich das Rennen auf einem neuen Soft beende, um im letzten Stint zu attackieren."

Bayer bestätigte den Australier: "Wir haben das im Vorfeld ganz klar angesprochen: Es geht darum, als Team nach vorne kommen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass beide Autos in die Punkte kommen. Wir müssen alles darauf setzen, dass einer es schafft. Daniel war sehr schnell auf den weichen Reifen." Tsunoda wiederum hatte keinerlei Verständnis: "Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was sich das Team dabei gedacht hat."

Racing Bulls-Fahrer Daniel Ricciardo im Parc Ferme
Daniel Ricciardo war nach dem Rennen bedient, Foto: LAT Images

Tsunoda wehrt sich: Teamorder hat nichts eingebracht

Ricciardo kennt Tsunodas heißes Gemüt, aber diesmal lässt er dies nicht zählen: "Ich weiß, dass du im Rennen emotional ein bisschen geladen bist und es ist intensiv, aber die Teamorder war keine Überraschung. Jede Runde zählt dann auf diesem Reifen, wenn du den maximalen Grip nutzen willst, also musst du auf die Teamorder reagieren. Außerdem waren wir nicht in den Punkten, da gab es nichts zu verlieren." Tsunoda wiederrum ging es auch darum, dass es eben nicht um Punkte ging. Erfolg hatte die Teamorder am Ende nicht: "Er hat Magnussen ja auch nicht überholt. Wir müssen uns anschauen, was sich das Team dabei gedacht hat, denn ich habe das nicht verstanden."

Racing Bulls-Fahrer Yuki Tsunoda
Yuki Tsunoda dürfte noch der Kopf gewaschen werden, Foto: LAT Images

Keine Punkte waren für Bayer nicht das Argument. Für den Österreicher geht es ums Prinzip: "Der Anspruch ist, die Führung im Mittelfeld zu holen. Aufgrund dieser Unstimmigkeiten, dem Nichtbefolgen der Anordnung, haben wir das nicht geschafft." Dabei gibt er aber auch zu, dass das Team seinen Teil beigetragen hat: "Insgesamt, wenn alles perfekt ausgeführt worden wäre, hätten wir P10 schaffen können. Wir haben zu lange mit dem zweiten Wechsel gewartet, das haben wir eindeutig gesehen."

Vorfall in Auslaufrunde kein Problem, RB-Pace schon eher

Tsunoda wird sich wohl dennoch etwas anhören müssen. Zumindest gilt dies aber nicht für einen Zwischenfall in der Auslaufrunde. Dort kamen die beiden Racing Bulls sich nahe. Hier nimmt Bayer den Wind aus den Segeln: "Sie sind nicht kollidiert. Yuki hat sich verbremst und Daniel hat ausweichen können. Dann ist Yuki wieder schnell vorgefahren. Da müssen wir mehr über das Rennen diskutieren als über diesen kleinen Zwischenfall."

Auch Ricciardo war doch noch bemüht, etwas die Wogen zu glätten. "Das war heute ein bisschen ein Konflikt. Aber ich möchte nicht, dass das nun den Ton für die Saison definiert. Wir werden uns zusammensetzen. Hoffentlich kann er, nachdem er sich beruhigt hat, zugeben, dass er mich vorbeilassen hätte sollen", gab er an.

Neben dem Ergebnis des Klärungsgespräches muss in einer Woche in Jeddah auch weiter geklärt werden, ob das Team aus Faenza dem eigenen Anspruch sportlich gerecht werden kann. Der Hype, der durch die engere Kooperation mit Red Bull aufkam, ist erst einmal verflogen. "Wir begannen die Saison mit dem Wissen, dass wir über den Winter ein bisschen weiterentwickelt haben, aber nicht genug" gibt Ricciardo zu. Für ihn ist klar: "Wir sind kein Top-5-Team." Erst im Saisonverlauf soll es laut dem Australier durch Updates in diese Richtung gehen.