Nach einem starken Qualifying und einer wiedergefundenen Rennpace konnten sich Haas und Nico Hülkenberg zumindest Außenseiterchancen auf Punkte beim Start der Formel-1-Saison 2024 in Bahrain ausrechnen. Knapp zwei Stunden und 57 Runden später stand das US-Team allerdings erneut ohne Zählbares da. Kevin Magnussen konnte sich noch auf P12 vorarbeiten, Nico Hülkenberg kam nach einer Kollision in Kurve 1 mit Lance Stroll nicht über P16 hinaus. Der Emmericher war nach dem GP ob der Startkollision sichtbar angefressen.

Bottas, Hülkenberg oder Stroll: Wer war schuld am Startunfall?

"Natürlich hatte ich einen schlechten Start, aber dann war ich in Kurve 1 sehr, sehr vorsichtig, weil ich nicht wollte, dass genau das passiert", ärgerte sich Hülkenberg, der sich direkt nach dem Rennen um Aufklärung bemühte. "Einige Leute haben mir gesagt, dass ich einen Schubser von Bottas bekommen habe. Das kann ich noch nicht genau sagen, das müssen wir erst analysieren."

Die Kameraaufnahmen zeigten: Sauber-Pilot Valtteri Bottas fuhr dem Deutschen tatsächlich ins Heck. Ob dieser Kontakt ursächlich für den Unfall war, lässt sich nach Analyse der Kameraeinstellungen allerdings nicht vollständig klären. Die Onboard-Kamera von Bottas legt allerdings nahe, dass es erst zum Kontakt zwischen Hülkenberg und Stroll kam und Bottas daraufhin nicht mehr ausweichen konnte. Die Stewards beließen es nach kurzer Untersuchung bei einem Rennunfall.

"Das ist sehr frustrierend, sehr enttäuschend. Besonders von diesem Startplatz aus und mit der Pace, die wir meiner Meinung nach hatten", zeigte sich Hülkenberg nach dem Rennen geknickt. "Ich würde nicht sagen, dass ich zu spät gebremst habe. Ich war sehr vorsichtig. Aus meiner Sicht habe ich wirklich Platz gelassen."

Haas zeigt starke Pace: Punkte ohne Startunfall möglich gewesen?

Der Startunfall warf die Haas-Strategie innerhalb weniger Sekunden komplett über den Haufen. Nach dem Wechsel seines Frontflügels fand sich Hülkenberg beinahe 50 Sekunden hinter Stroll auf dem letzten Platz wieder und machte sich mit einem neuen Satz harter Reifen auf die Aufholjagd.

Haas-Fahrer Nico Hülkenberg fährt nach dem Startunfall dem Feld hinterher
Deutliche Steigerung bei Haas, Foto: LAT Images

Mit freier Fahrt konnte der Deutsche anschließend durchaus beachtliche Rundenzeiten abliefern, arbeitete sich zwischenzeitlich sogar bis zu seinem Teamkollegen Kevin Magnussen vor. Doch selbst der neue, weniger reifenfressende Haas-Bolide kam durch den Stopp in Runde 1 nicht ohne einen dritten und letzten Reifenwechsel, welcher Hülkenberg bis auf P18 zurückwarf, aus. "Wenn man dann anderthalb Stopps extra machen muss, hat man natürlich keine Chance", erklärte Hülkenberg. "Ich habe die ganze Zeit auf Safety-Car gehofft und gewartet, aber es kam leider nicht."

Auf die Frage, ob ohne die Startkollision Punkte möglich gewesen wären, hatte Hülkenberg eine klare Antwort. "Ich glaube nicht ehrlich gesagt. Die Top 5 sind einfach in einer eigenen Liga."

Test-Eindruck bestätigt: Haas hat Reifenproblem in den Griff bekommen

Trotz eines erneut punktlosen Rennens war die Stimmung bei den Haas-Protagonisten deutlich besser als noch in großen Teilen der vergangenen Saison. Der Grund: Haas scheint nach einem Jahr voller Leiden und Ahnungslosigkeit endlich den Reifenverschleiß in den Griff bekommen zu haben. Während der aggressive Bahrain-Asphalt vor einem Jahr dem amerikanischen Team noch das Genick brach, konnte Haas in diesem Jahr über weite Strecken mit um die Punktplatzierungen kämpfen und vermied den Einbruch mit zunehmender Renndistanz. Die Testfahrten, in denen sich Haas beinahe ausschließlich auf die Rennpace fokussierte, schienen in Bahrain Früchte zu tragen.

"Die Pace und das Reifenmanagement waren viel besser als in den letzten 12 Rennen. Das ist also das Positive, das wir heute mitnehmen können. Ich denke, wir sind derzeit im Mittelfeld, was den Speed angeht", blickte Hülkenberg nach vorne.

Auch Teamkollege Magnussen, der im Qualifying gegen Hülkenberg erneut den Kürzeren zog, erlebte mit Platz 12 ein solides Rennen. Der Däne bestätigte den positiven Eindruck seines Teamkollegen. "Ich denke, dass wir ein gutes Rennen hatten, was die Reifenleistung angeht, die in diesem Jahr bisher das Hauptthema für uns war. Wir haben keine Punkte geholt, wir müssen noch mehr Speed finden, um regelmäßig in die Punkte zu fahren, aber wir waren zwei Positionen voraus", so Magnussen nach dem Rennen.

Neo-Teamchef Ayao Komatsu, der den frischgebackenen RTL-Experten Günther Steiner am Haas-Komandostand ersetzte, zeigte sich ebenfalls positiv gestimmt. "Wir haben keine Punkte geholt, aber der Eindruck war sehr positiv", so der Japaner. "Bei diesem Auto haben wir im Moment die richtige Balance zwischen der Qualifikations- und der Rennpace gefunden."