Frust bei Charles Leclerc nach dem Start in die Formel-1-Saison 2024: Nachdem der Monegasse am Freitag im zweiten Qualifyingabschnitt noch die schnellste Zeit auf dem Bahrain International Circuit fuhr, ging für ihn im Rennen nur wenig. Leclerc machte mit zahlreichen Verbremsern auf sich aufmerksam und musste sich, von Platz zwei gestartet, schlussendlich mit Rang vier begnügen - über 14 Sekunden hinter Teamkollege Carlos Sainz.

"Beim Bremsen war das Auto völlig von der Rolle", klagte Leclerc nach Rennende. "Die ersten 15 Runden wurde es Runde für Runde schlimmer. Selbst wenn ich fünf, sechs Meter früher gebremst habe, hatte ich blockierende Räder." Sein knallhartes Fazit: "Es war unmöglich, anständig zu fahren."

Charles Leclerc nach dem Qualifying zum Bahrain-GP im Parc ferme
Kämpfte mit seinem SF-24: Charles Leclerc, Foto: LAT Images

Leclerc: Platz zwei wäre möglich gewesen

"Es gab große Unterschiede bei der Temperatur der Vorderbremsen", erklärte Teamchef Frederic Vasseur . "Dann blockiert die eine Bremse und wir mussten Maßnahmen ergreifen. Gerade am Anfang des Rennens war das sehr destabilisierend. Aber Charles und die Boxenmauer haben es gut gemacht und P4 gerettet."

Leclerc hingegen sah die Situation weniger positiv und war der Ansicht, dass ihn der Defekt einen Podestplatz kostete. "Wenn man alles in Betracht zieht, ist es zwar eine gute Leitung, das Rennen auf Platz vier zu beenden, aber ich bin natürlich enttäuscht. Ich glaube wirklich, Platz zwei wäre heute mehr als möglich gewesen", sagte Leclerc.

Mercedes-Pilot George Russell vor Charles Leclerc im Ferrari und Sergio Perez im Red Bull
Zu Rennbeginn lag Leclerc noch vor Sergio Perez, Foto: LAT Images

Vasseur: Kein Problem mit Duell Leclerc gegen Sainz

Diesen zweiten Platz hatte Leclerc am Start zunächst hinter Max Verstappen behauptet, doch schon in der dritten Runde wurde er nach einem aggressiven Manöver von George Russell überholt. Vorangegangen war eine Serie von Verbremsern, die auf Leclercs Bremsprobleme zurückzuführen waren. Vier Runden später musste der fünffache GP-Sieger auch Red-Bull-Pilot Sergio Perez ziehen lassen. In der Folge geriet Leclerc zunehmend unter Druck von Teamkollege Sainz, der ihn zu Beginn der elften Runde mit einem späten Bremsmanöver in der ersten Kurve hinter sich ließ.

Bei diesem Duell kamen sich die beiden Boliden der Scuderia teilweise gefährlich nah. Für Teamchef Fred Vasseur jedoch kein Anlass zur Sorge: "Das war ok! Sie haben einen sehr guten Job gemacht. Es war ein Überholmanöver unter Teamkollegen und keiner hat einen Fehler gemacht." Bereits in der vergangenen Saison handhabte Vasseur Duelle zwischen seinen Fahrern auf der Strecke vergleichsweise locker. Im Gedächtnis bleibt diesbezüglich besonders das rundenlange Gefecht zwischen Leclerc und Sainz um den letzten Podestplatz beim Italien-GP.

Leclerc chancenlos gegen Sainz

Am Ende der elften Runde kam Leclerc zu seinem ersten Boxenstopp, Sainz folgte drei Runden später. Obwohl Leclerc zwischenzeitlich im Verkehr hinter dem Sauber von Valtteri Bottas feststeckte, gelang es ihm, den Vorteil der frischeren Reifen zu nutzen. Sainz kam zunächst hinter seinem Teamkollegen auf die Strecke zurück, doch dies hielt nicht lange.

Die Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc und Carlos Sainz Jr. im Duell
Schon im Italien-GP 2023 kamen sich Leclerc und Sainz gefährlich nah, Foto: LAT Images

Sainz ließ keinen Zweifel daran, wer in dieser Nacht in Bahrain der schnellere Ferrari-Pilot war: Schon zu Beginn der 17. Runde wiederholte er sein Manöver von sechs Runden zuvor und ging an Leclerc vorbei. Einziges Trostpflaster für Leclerc: Das Problem an seinem SF-24 verschlimmerte sich nicht mehr weiter.

"In Runde 15 oder 20 hat sich das Problem stabilisiert", verriet Leclerc. "Das Team hat mir am Funk mitgeteilt, dass es mehr als 100 Grad Temperaturunterschied gab zwischen der rechten und der linken Vorderbremse. In diesem Moment wusste ich, dass das Beste, was ich tun kann, ist, das Auto ins Ziel zu bringen."

Russell-Fehler rettet Platz vier

Im weiteren Rennverlauf lieferte sich Leclerc ein enges Rennen mit dem Mercedes von George Russell um den vierten Platz. Bis zur zweiten Boxenstopp-Phase gelang ihm jedoch kein ernstzunehmender Überholversuch. In dieser setzte Ferrari auf einen drei Runden späteren Boxenstopp (Runde 34) als sein direkter Konkurrent vor ihm, um so für den letzten Stint den Vorteil von frischeren Reifen zu haben.

Zweikampf zwischen den Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc und Carlos Sainz Jr.
Leclerc konnte seinen Teamkollegen Carlos Sainz nicht hinter sich halten, Foto: LAT Images

Die Probleme nahmen zwar auf dem dritten Stint ab, zufrieden war Leclerc aber noch nicht: "Es hat sich auf einem sehr schlechten Niveau stabilisiert. Ich hatte immer noch viele Verbremser an den Vorderrädern und musste viel an der Bremsbalance ändern."

Leclerc gelang es, die zwischenzeitlich über vier Sekunden große Lücke auf Russell zuzufahren. Doch bis zu einem Überholmanöver sollte es bis zur 46. Rennrunde dauern. Dabei erhielt Leclerc zudem Mithilfe von Russell selbst, der sich in Kurve zehn verbremste und von der Strecke abkam.

Wäre das Überholmanöver auch ohne Russells Fehler möglich gewesen? Eher nicht, sagte Leclerc: "Er war ziemlich gut in der letzten Kurve, also hätte ich von ziemlich weit entfernt ein Überholmanöver versuchen müssen. Aber mit den Bremsen war es schwierig für mich, dieses Risiko einzugehen."

Mercedes-Pilot George Russell vor Charles Leclerc im Ferrari
In der zweiten Rennhälfte lieferte sich Leclerc ein enges Duell mit George Russell, Foto: LAT Images

Leclerc: Wenn es darauf ankommt, haben wir Probleme

Bis zum Rennende ließ Leclerc nichts mehr an der vierten Position anbrennen, im Ziel hatte er mehr als sieben Sekunden Vorsprung auf Russell. Auf Teamkollege Sainz verlor er nach dem Überholmanöver gegen den Mercedes-Piloten noch mehr als drei Sekunden.

"Ehrlich gesagt war ich ziemlich überrascht, als ich die Pace am Ende des Rennens gehört habe, denn wir sind relativ gute Rundenzeiten dafür gefahren, dass sich das Auto völlig von der Rolle angefühlt hat und ich die Bremsbalance komplett ändern musste", so Leclerc.

Trotz dessen reist Leclerc enttäuscht und frustriert aus Bahrain ab: "Ich sollte das Positive sehen, aber immer, wenn es Zeit ist, abzuliefern, haben wir ein Problem. Dementsprechend bin ich heute sehr enttäuscht."