Bis Runde 56 von 58 fuhr Pierre Gasly ein absolutes Bilderbuch-Rennen in Australien. Innerhalb weniger hundert Meter wurde aus seinem Sonntagnachmittag eine völlige Katastrophe. Als der GP nach der zweiten Rot-Unterbrechung für die letzten beiden Runden wieder freigegeben wurde, kollidierte Gasly ausgerechnet mit Teamkollege Esteban Ocon. Für beide Alpine-Piloten war das Rennen damit beendet.

Knüppeldicke kam es für Gasly fast noch nach dem Rennen. Für das Verursachen der teaminternen Kollision wurde der Franzose zu den Stewards vorgeladen. Schon eine milde Strafe in Verbindung mit zwei Strafpunkten hätte für eine Rennsperre beim nächsten GP in Baku genügt. Die Stewards hatten Erbarmen mit Alpine und sprachen ob der Tatsache, dass es sich um die Startrunde handelte, keine Strafe aus.

Gasly hatte das Rennen beim zweiten Restart von Platz fünf aus aufgenommen. In der ersten Kurve verbremste er sich, fuhr außen durch die Wiese und kam unkontrolliert in Kurve zwei wieder auf die Strecke zurück. Dabei überquerte er die Fahrbahn von links nach rechts und drängte Ocon ab. Die beiden verhakten sich und schlugen rechts in die Mauer ein.

Pech für Alpine: Rennen wird zum 3. Mal gestartet

Die Rennleitung unterbrach das Rennen sofort erneut mit einer Roten Flagge. Obwohl nur noch eine Runde zu fahren war, wurde der Grand Prix noch einmal aufgenommen - sehr zum Leidwesen von Alpine. Zwar wurde die Reihenfolge des zweiten Restarts auch für Restart Nummer drei herangezogen, aber weil die beiden Alpine nicht mehr fahrtüchtig waren, verloren sie die Positionen fünf und zehn. Hätte man das Rennen nicht erneut gestartet, wären Gasly und Ocon trotz ihres Unfalls auf fünf und zehn gewertet worden.

Besondere Brisanz hatte der Unfall auch, weil Ocon und Gasly eine Vorgeschichte haben. Ehe Gasly im Winter zu Alpine wechselte, galten die beiden Landsmänner nicht unbedingt als Freunde. Ocon nimmt seinen Teamkollegen jedoch in Schutz: "Es war ein sehr chaotischer Restart. Ehrlich, das Auto, mit dem ich kollidiert bin, hätte jedes Auto sein können. Mehrere Autos kamen auf die Strecke zurück, Pierre war eins davon. Ich habe keinen Unmut deswegen, er kam und hat sich entschuldigt."

Gasly wollte zum teaminternen Vorfall weder im TV, noch gegenüber schreibenden Journalisten Stellung nehmen. Der 27-Jährige drehte sich bei Fragen zum Thema einfach weg. Auch in der Presseaussendung des Teams schweigt er dazu: "Wir müssen uns auf das Positive fokussieren und das ist, wie wir unser Rennen gemanagt haben und mit unseren Rivalen vor uns gekämpft haben."

Starke Alpine-Pace geht im Chaos unter

Tatsächlich hatte Gaslys Arbeitstag gut begonnen. Von Platz neun gestartet profitierte er einerseits vom kuriosen Rennverlauf, andererseits konnte er die starke Rennpace des Alpine nutzen. Zwischenzeitlich fuhr der Franzose sogar auf Rang vier, konnte dann aber Carlos Sainz nicht mehr hinter sich halten. Trotzdem verlor er den Anschluss an den Ferrari-Piloten nie ganz.

Für Esteban Ocon verlief das Rennen bis zur Kollision weniger glücklich. Nach einem starken Start wollte man die frühe Safety-Car-Phase nutzen, um die harten Reifen zu montieren. Durch die erste Rennunterbrechung ging die Strategie aber nicht auf. Dennoch hatte er sich bis zur zweiten Roten Flagge wieder bis auf Platz zehn nach vorne gearbeitet.