Der Las Vegas GP sollte nach typischer amerikanischer Lebensart eines der größten Formel-1-Events des Jahres werden. Dafür stellten die Veranstalter am Mittwochabend neben dem üblichen Medientag auch noch eine Megashow auf die Beine. Feuerwerk und Lasershows umgaben die Fahrer, als sie auf Bühnen den zehntausenden Menschen vor Ort präsentiert wurden.

Die Begeisterung für das Zusatz-Event hielt sich jedoch in Grenzen: Allen voran bei Max Verstappen, der bei seiner Kritik kein Blatt vor den Mund nahm. Unterstützt wurde er dabei von Lando Norris. Sein Problem? Er steht nicht gerne im Mittelpunkt, betont aber, dass die Formel 1 keine andere Wahl hat, als den Schwerpunkt etwas mehr auf das Spektakel zu legen.

Norris über Show-Elemente: Ich genieße es in keiner Weise

Belgien GP: Fahrerparade mit Sergio Perez
Vor dem Rennen werden die Piloten im Rahmen einer Fahrerparade um den Kurs gefahren, Foto: LAT Images

"Ich genieße nichts davon. Ich bin ziemlich introvertiert, wenn es um diese Dinge geht. Ich mag es nicht, auf einer großen Bühne zu stehen und die ganze Zeit Kameras vor mir zu haben, zu sprechen und zu winken", lautete das Urteil von Lando Norris. Genau das musste der Brite aber in Las Vegas über sich ergehen lassen.

Die Organisatoren hatten sich für den Medientag einen besonderen Auftritt überlegt: Alle Piloten wurden bei der Eröffnungszeremonie auf einzelnen Bühnen nach oben gefahren. Oben angekommen, durften die Fahrer dem Publikum und den Kameras zuwinken. Auf Akzeptanz stieß Liberty Media, die den Las Vegas GP vermarkteten, dabei nicht. Stattdessen machten einige Fahrer ihrem Unmut in den Medienrunden kund.

Dabei teilte vor allem Max Verstappen kräftig aus: An den Showeinlagen hätte er "null Interesse", man sähe dabei aus "wie ein Clown." Am Ende des Tages zähle für ihn nur der Leistungsaspekt. Und mit dieser Einstellung ist der dreimalige Weltmeister nicht allein. Denn auch Norris ist kein Freund der kommerziellen Verpflichtungen: "Ich habe Theater in der Schule gehasst. Ich genieße es in keiner Weise. Ich liebe es Rennen zu fahren, das macht mir mehr Spaß als alles andere."

"Wenn ich die anderen Sachen [die Medienverpflichtungen] machen muss, dann gibt es keinen Teil in mir, der davon etwas genießt", stimmt Norris Verstappen zu. "Manchmal macht es Spaß, wenn man coole Sachen mit anderen Partnern machen kann. Es ist einfach die Balance, die es ausmacht. Niemand von uns ist nur hier wegen der Kameras und der Show."

Trotz Unbehagen: Norris versteht die Entwicklung der Formel 1

Das Problem sei laut Lando Norris aber nicht der Las Vegas GP allein: "Ich glaube nicht, dass die Verpflichtungen viel mehr geworden sind als das, was wir an anderen Orten machen." Stattdessen bemängelt er das Wachstum über die Jahre hinweg. "Sie [die Medienverpflichtungen] sind im Laufe der Jahre immer mehr geworden. Im Vergleich zu anderen Sportarten widmen wir Fahrer dem Fernsehen und den Kameras viel mehr Zeit", beklagte der Brite.

Im Formel-1-Paddock haben die Fans die Möglichkeit Autogramme zu ergattern, Foto: LAT Images
Im Formel-1-Paddock haben die Fans die Möglichkeit Autogramme zu ergattern, Foto: LAT Images

Hinzu kommt der Kontakt zu den Fans: Durch Paddock-Pässe kommen sie ihren Idolen deutlich näher als es in anderen Sportarten der Fall ist. "Die Fans haben mehr Zugang zu uns als in anderen Sportarten", so Norris. Autogramme und Fotos im Paddock? Was inzwischen üblich ist, war vor der Übernahme durch Libery Media fast undenkbar.

Und diese Fannähe war den Formel-1-Piloten, insbesondere beim Brasilien GP 2022, ein Dorn im Auge. "Menschen müssen einfach unsere Privatsphäre und Grenzen respektieren", forderte der McLaren-Pilot damals. "Es ist aber auch einfach das Geschäft. Es ermöglicht uns, jedes Wochenende Rennen zu fahren und unsere Rechnungen zu bezahlen", betont der Brite heute.

Mit der harten Kritik von Verstappen will Norris deshalb nicht komplett mitziehen und zeigt Verständnis für die Show: "Verglichen mit Fußball oder jeder anderen Sportart der Welt ist die Formel 1 im Tagesgeschäft wahrscheinlich eine der teuersten Sportarten, die es gibt. Braucht sie mehr von der Show, nur um zu überleben und zu funktionieren? Ich glaube ja. Sie braucht viel mehr. Es geht nur darum, das richtige Gleichgewicht zu finden."

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