Die Formel 1 wird 2024 auf acht Stadtkursen gastieren. Einen Rekordwert, den die Königsklasse schon 2023 knacken konnte. Damals kam neben den bereits sieben temporären Strecken noch der Las Vegas GP hinzu. Und der Stadtkurs-Boom nimmt aller Voraussicht nach kein Ende: Zuletzt schlug ein mögliches Rennen in Madrid hohe Wellen. Der Trend hin zum Straßenkurs steigt also weiter. Schadet diese Entwicklung der Formel 1? Motorsport-Magazin.com debattiert.

PRO: Stadtkurse zuliebe der Formel-1-Fans

Der Monaco GP ist seit 1950 fester Bestandteil des Rennkalenders, Foto: Sutton
Der Monaco GP ist seit 1950 fester Bestandteil des Rennkalenders, Foto: Sutton

Auf acht Stadtkursen fährt die Formel 1 2023. Traditionalisten mögen zwar widersprechen, doch ich finde, das ist gut so! Die Vorteile solcher Rennstrecken sind eindeutig: Zum einen locken sie mehr Zuschauer an, denn auf Stadtkursen kommt die Formel 1 zu den Fans, statt andersherum. Dazu ist der Aufenthalt rund um die Königsklasse durch viele Freizeitattraktionen gesichert, und die Formel 1, als auch die Fans, profitieren durch die vorhandene Logistik wie öffentliche Verkehrsmittel.

Zudem bieten Stadtkurse oft mehr Spektakel. Ein Auto zu viel im Tunnel von Singapur oder ein Verbremser in der Schlosssektion von Aserbaidschan kann die Karten komplett neu mischen und das Rennen für den Fahrer beenden. Außerdem: Die Formel 1 ist neben einer Rennserie ein Unternehmen - und muss Geld verdienen. Die Kurse in Miami, Monaco oder Melbourne sind finanzstärker als der Hockenheimring oder der Circuit de Spa-Francorchamps - und besitzen für die breite Masse eine höhere Strahlkraft. Zu mehr Einnahmen gesellen sich eine bessere TV-Quote und höhere Zuschauerzahlen vor Ort.

Das Publikum der Königsklasse ist eben um ein Vielfaches größer als nur wir Hardcore-Fans - und hat andere Vorlieben. Die Formel 1 muss aber beide Seiten befriedigen. Das Ergebnis: Die Fans bekommen ein leicht zu erreichendes Rennen mit Chaos-Potenzial und die Formel 1 einen finanziellen Hit. Die Analyse: Eine Win-win Situation!

Louis Budweg

Pläne für F1-Rennen in Madrid! Gibt es zu viele Stadtkurse? (28:52 Min.)

CONTRA: Stadtkurse schaden der Show

Egal ob Fahrer, Toto Wolff oder Stefano Domenicali gefragt werden: Wenn es in der Formel 1 eines zu verbessern gäbe, dann die Show. Dafür dreht die FOM seit der Übernahme Liberty Medias jeden Stein um. Kürzere Trainings, gleiche Budgets, Sprints und ein komplett neues Technisches Reglement. Alles für das Herzstück der Formel 1, das Racing. Actionreicher, unvorhersehbarer, spannender und mehr Überholmanöver. Attribute, die kein Formel-1-Fan mit Stadtkursen assoziiert. Doch genau zu diesen tendiert die F1 immer mehr.

Miami wurde in puncto Show mit dem Super Bowl verglichen, Las Vegas könnte das noch einmal übertreffen. Dort geht es aber um die Show neben der Strecke, die Show auf ihr ist maximal zweitrangig. Umso verwunderlicher, dass die F1 in Zeiten von Zuschauerrekorden in Austin, Silverstone und Monza weiter krampfhaft in Städte prescht. Nicht zu vergessen, dass die letzten für Normalverdienende erschwinglichen Stehplatz-Tickets an Stadtkursen mangels Platzes non-existent sind.

Strecken-Panorama vor dem Start
Seit 2023 rasen die Formel-1-Piloten über den weltberühmten Las Vegas Strip, Foto: LAT Images

Statt überteuerte Tribünentickets für mittelmäßige Stadtrennen zu bezahlen, können Fans zwischen Maggotts und Becketts diese Boliden hautnah an der Grenze der Physik bestaunen oder am Red Bull Ring nach Remus die Hälfte der Strecke überblicken. So oder so: Die Stimmung im Stehplatzbereich ist einzigartig und die wahre Show - spannende Rennen, bis zum Schluss - bieten diese Rennautos eben nur auf Rennstrecken.

Marco Bulitta

Dieser Artikel erschien in der 91. Printausgabe des Motorsport-Magazins. Bestelle das Motorsport-Magazin direkt auf unserer Webseite.