Es ist mitten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Las Vegas, und Max Verstappen hat viel zu tun. Seine erste Medienrunde findet direkt im Anschluss an die "Eröffnungszeremonie" des F1-Comebacks statt. Darauf angesprochen tut Verstappen seine Meinung unverblümt kund: "Das kannst du alles auslassen."
"Es geht nicht um die Sänger, einfach um das Herumstehen da oben", hebt Verstappen hervor. Alle 20 Fahrer wurden auf einzelnen Bühnen in ihren Rennanzügen für wenige Sekunden nach oben gefahren, durften in die Kameras und zum Publikum winken. Das war es. "Null Interesse" hat Verstappen daran: "Du siehst wie ein Clown aus."
Die Formel 1 ist zumindest ehrlich in ihren Absichten. Las Vegas soll sich in Sachen Unterhaltung ganz anders anfühlen als alle anderen Rennen. Nichts davon unterhält einen Max Verstappen: "Ich will mich immer auf den Leistungsaspekt fokussieren. Das Zeug drumherum mag ich sowieso nicht. Ich weiß, an manchen Orten ist das Teil davon, aber es ist nicht in meinem Interesse, sagen wir mal so." Seine Analyse: "99 Prozent Show, ein Prozent Sport-Event."
Verstappen lässt kein gutes Haar an Las Vegas
Es geht nicht nur um die Eröffnung. Verstappen hebt mannigfache Probleme hervor. Da ist die Strecke: "Natürlich wird die Szenerie toll aussehen, das Fahren über den Strip, aber das Layout ist nicht besonders aufregend." Ihm fehlen Highspeed-Passagen. Obendrauf ist es ein Straßenkurs mit den aktuellen schweren Autos. Der niedrige Grip, bedingt durch neuen Asphalt und niedrige Temperaturen, runden die Probleme ab.
Dann der Zeitplan. Las Vegas wird mitten in der Nacht gefahren, Start ist um 22:00 Uhr Ortszeit: "Wenn du hier bist, ist es kein Problem, aber dann müssen wir nach Abu Dhabi fliegen, das sind schon zwölf Stunden Unterschied. Und es ist eine komplett andere Zeitzone. Jetzt leben wir praktisch nach Japan-Zeit. Das ist dann ein komplett anderer Tag. Das verstehe ich nicht, und am Ende einer Saison ist das auch sehr ermüdend."
Verstappen ohne Macht in Las Vegas
Fahrer-Feedback spielt für die F1-Eigentümer von Liberty Media, die Las Vegas sogar selbst vermarkten, laut Verstappen keine Rolle: "Keine Ahnung. Ich schätze, sie machen Geld, egal ob ich es mag oder nicht. Aber ich werde mich nicht verstellen. Ich gebe immer meine Meinung ab, egal ob positiv oder negativ."
Wäre man im Angesicht der umfangreichen Kritik aber vielleicht besser beraten, doch zumindest den amtierenden Weltmeister zu befragen? "Vielleicht solltet ihr ihnen das sagen, ich fahre einfach, wo ich zu fahren habe", zuckt Verstappen mit den Schultern. "Sie entscheiden, was sie wollen, oder? Würde ich auch machen, wenn ich der Eigentümer wäre. Ich würde nicht auf die Fahrer hören."
"Aber schauen wir mal, wie lange das auch den Fans gefällt," warnt Verstappen. Dass die Show und ein damit verbundenes immer weitergehendes wirtschaftliches Wachstum auch ihm hilft - etwa durch stets steigendes Gehalt - zweifelt er an: "Das ist nicht gewachsen, weil der Sport wächst."
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