Max Verstappen dominierte die Formel-1-Welt 2023. Aber kurz vor Weihnachten dürfen wir uns etwas wünschen und wagen ein Gedankenexperiment: Was wäre passiert, wenn (aus welchem verrückten Grund auch immer) der Weltmeister in dieser Saison gar nicht am Start gewesen wäre? Debüt-Siege, eine Rückkehr der Altmeister und ein WM-Kampf bis (fast) ganz zum Schluss.
Eine Formel 1 ohne Max Verstappen - so läuft's!
Spielregeln: Wir tun so, als ob Max Verstappen 2023 nicht existiert hätte. Das heißt: Aus allen Ergebnissen wird der Niederländer herausgerechnet und die Punkte dementsprechend verteilt. Das betrifft Grands Prix, Sprints und Extrapunkte für die schnellsten Rennrunden.
Des Weiteren gehen wir davon aus, dass das zweite Cockpit neben Sergio Perez nicht mit Daniel Ricciardo, Liam Lawson, oder sonst wem auch immer nachbesetzt wird. Checo ist dementsprechend im Alleingang unterwegs, und es gehen insgesamt nur 19 Piloten an den Start.
Eine unbekannte Variable bleibt dabei, inwiefern Red Bull den RB19 dann zu Sergio Perez Gunsten adaptiert hätte, oder ob Checo ohne seinen übermächtigen Teamkollegen in ein ähnliches Tief gefallen wäre. Auch nicht, ob Mercedes oder Ferrari ihre Strategien dementsprechend angepasst, und alles auf ein Auto fokussiert hätten. Aber das wäre ein Fall für die MSM-Glaskugel.
Aston Martin auf einer Mission
Beginnen wir von vorne: Ohne Max Verstappen wäre Fernando Alonsos Raketenstart in die Saison noch beeindruckender gewesen: Jeweils P2 in Bahrain, Saudi-Arabien und Australien. In sieben der ersten acht Rennen wäre der Asturier auf dem Podest gestanden.
Sergio Perez gewinnt drei von vier Rennen zu Saisonbeginn (inklusive Sprint in Baku) und setzt sich an die Spitze der WM-Tabelle. Lewis Hamilton beendet seine Sieg-Durststrecke und gewinnt in Australien zum ersten Mal seit Saudi-Arabien 2021 einen Grand Prix.
Apropos Australien: In dem Chaos-Rennen wäre Lance Stroll als Dritter trotz zweier gebrochener Handgelenke auf dem Podest gelandet. Nach Baku 2017, Monza und Sakhir (jeweils 2020) das vierte des Kanadiers. Apropos Chaos: Anstelle von 19 Verstappen-Siegen hätten sieben unterschiedliche Fahrer aus fünf unterschiedlichen Teams gewonnen.
Perez vs. Hamilton vs. Alonso - Dreikampf um die WM
Sergio Perez verwandelt seine Pole in Miami ohne Intervention durch Max Verstappen in einen Sieg, und sammelt weiter wichtige Punkte. Dann allerdings stoppt sein Erfolgslauf: Das Monaco-Desaster und das folgende Tief machen die WM noch einmal spannend und bringen Alonso und Hamilton als Titelanwärter ins Spiel.
Lewis Hamilton hätte nach Australien auch in Barcelona gewonnen, und zusätzlich fünf Podestplätze gesammelt. Der W14 noch immer schwer zu händeln, aber der Mercedes-Pilot holt mit harter Arbeit und viel Willen das Meiste heraus.
Neben Lewis Hamilton läuft es für Fernando Alonso auch endlich mit seiner Mission 33. In Monaco wäre er Verstappen-los zuerst auf Pole und dann als Erster über die Ziellinie im Fürstentum gefahren. 10 Jahre nach seinem Sieg in Spanien. Nummer 34 folgt in Kanada, Nummer 35 in Zandvoort.
Zur Sommerpause hätte Sergio Perez mit 229 Punkten geführt, aber Fernando Alonso mit 191 und Lewis Hamilton mit 190 waren ihm dicht auf den Fersen. Dahinter Charles Leclerc und George Russell mit 127 bzw. 125 Punkten. Nyck de Vries wäre noch immer punktelos und auch so von Daniel Ricciardo ersetzt worden.
Ferrari und McLaren neue Gäste der Formel-1-Party
Nach der Pause fand Ferrari immer mehr zu alter Stärke (obwohl ein Sieg von Sergio Perez in Monza die Tifosi-Party versaut hätte), indes geriet Aston Martin mit ihren Updates auf die schiefe Spur. McLaren beginnt ihre Wiederauferstehung mit dem großen Update-Paket in Österreich.
Einer der größten Profiteure ist Lando Norris: Oft fast geschafft, gelingt es ihm ohne Max Verstappen endlich, seinen ersten Rennsieg einzufahren. Bei seinem Heimrennen in Silverstone schafft er es vor Lewis Hamilton und Oscar Piastri ins Ziel. Ein zweiter Sieg folgt gleich in Ungarn, weitere in Japan, Austin und Brasilien. Dazu ein Sieg im Sprint in Brasilien.
Sein Teamkollege Oscar Piastri gewinnt in seiner ersten Saison in der Königsklasse gleich ein Rennen (nicht nur einen Sprint): In Katar wird erstmals seit Monza 2021 wieder die australische Nationalhymne gespielt. Zum Drüberstreuen: Sprint-Siege in Spa und Katar.
Fahrer | Siege | Rennen |
---|---|---|
Sergio Perez | 6 | Bahrain, Saudi-Arabien, Baku, Miami, Spa, Monza |
Lando Norris | 5 | Silverstone, Ungarn, Japan, Austin, Brasilien |
Fernando Alonso | 3 | Monaco, Kanada, Niederlande |
Lewis Hamilton | 3 | Australien, Spanien, Mexiko |
Charles Leclerc | 3 | Österreich, Las Vegas, Abu Dhabi |
Oscar Piastri | 1 | Katar |
Carlos Sainz | 1 | Singapur |
Super-Perez statt Super-Max?
Während es bei der Konkurrenz immer besser läuft, fällt Sergio Perez in ein Tief. Er konnte in Spa gewinnen, aber liefert am Band schlechte Qualifying-Performances, die er im Rennen irgendwie ausgleichen muss. Singapur nach wie vor ein Horror-Wochenende für Red Bull, nur P7 beim Sieg von Carlos Sainz.
Ein Ausfall in Japan sowie ein mageres Wochenende in Katar folgen. Fraglich, ob der Red-Bull-Pilot bei seinem Heimrennen in Mexiko ohne Max Verstappen (und in Hinblick auf einen möglichen WM-Titel) auch sein letztes Hemd in Kurve eins riskiert hätte, aber nehmen wir es einmal an. Ein weiterer Ausfall.
Rechtzeitig zu Saisonende findet Perez (wie im wirklichen Leben) seine Form wieder. In seine Karten spielt, dass Aston Martin sich weiterhin im Entwicklungs-Irrgarten befindet und Mercedes ihren W14 nicht auf Touren bringt, teamintern kollidiert und disqualifiziert wird.
Drei Rennen (und einen Sprint) vor Schluss führt Perez 20 Punkte vor Hamilton. In Brasilien baut er seinen Vorsprung weiter aus, in Las Vegas gibt es den ersten Matchball für den Red-Bull-Piloten. Er verliert in Nevada in der letzten Runde noch immer den Sieg an Charles Leclerc.
Aber: Hamilton landet nur auf Rang sechs und so reicht Checo P2, um zum ersten Mal Formel-1-Weltmeister zu werden und ganz Mexiko, inklusive (und besonders) Papa Perez in Ekstase zu versetzen. Hinter ihm sichert sich Lewis Hamilton den Vizeweltmeistertitel, Lando Norris wird vor Fernando Alonso Dritter.
Fahrer-WM 2023 ohne Max Verstappen
Rang | Fahrer | Punkte |
---|---|---|
1 | Sergio Perez | 353 |
2 | Lewis Hamilton | 298 |
3 | Lando Norris | 270 |
4 | Fernando Alonso | 269 |
5 | Charles Leclerc | 261 |
6 | Carlos Sainz | 243 |
7 | George Russell | 220 |
8 | Oscar Piastri | 121 |
9 | Lance Stroll | 95 |
10 | Pierre Gasly | 88 |
11 | Esteban Ocon | 83 |
12 | Alex Albon | 46 |
13 | Yuki Tsunoda | 30 |
14 | Valtteri Bottas | 18 |
15 | Nico Hülkenberg | 13 |
16 | Zhou Guanyu | 12 |
17 | Daniel Ricciardo | 10 |
18 | Liam Lawson | 6 |
19 | Kevin Magnussen | 6 |
20 | Logan Sargeant | 4 |
21 | Nyck de Vries | 0 |
Ein-Mann-Team Sergio Perez reicht nicht für die Konstrukteurs-WM
Im Gegensatz zu Max Verstappen kann Sergio Perez den sechsten Konstrukteurs-Titel für Red Bull nicht im Alleingang gewinnen. Stattdessen hat Mercedes mit 518 Punkten knapp die Nase vor Ferrari mit 504. McLaren und Aston Martin folgen mit Respektabstand, erst dann kommt Sergio Perez mit 353 Zählern.
In den hinteren Reihen ändert sich nichts, Haas ist noch immer im Tabellenkeller. Williams auf P7 vor AlphaTauri, allerdings beide Teams mit knapp 20 Punkten mehr auf dem Konto. Alpine liegt auf P6 im Nirgendwo.
Konstrukteurs-WM ohne Max Verstappen
Rang | Team | Punkte |
---|---|---|
1 | Mercedes | 518 |
2 | Ferrari | 504 |
3 | McLaren | 391 |
4 | Aston Martin | 370 |
5 | Sergio Perez Racing | 353 |
6 | Alpine | 171 |
7 | Williams | 50 |
8 | AlphaTauri | 46 |
9 | Alfa Romeo | 30 |
10 | Haas | 19 |
Ein weiterer Pokal für Sergio Perez
Neben der Fahrer-WM kann Sergio Perez ohne Max auch den DHL Fastest Lap Award für sich entscheiden. Vier Mal fuhr er 2023 die zweitschnellste Runde hinter Verstappen. Ohne den weltmeisterlichen Teamkollegen erbt er dessen schnellste Runden in Saudi-Arabien, Spanien, Österreich und Abu Dhabi.
Fazit: Spannend, aber Red Bull noch immer vorne
Das markiert das Ende unseres Gedankenexperiments. Endlich ein Sieg für Lando Norris, endlich (wieder) Siege für Lewis Hamilton und Fernando Alonso. Ohne Max Verstappen bleibt die WM bis Las Vegas offen - und hätte einiges an Zündstoff geboten. Aston Martins fallende Formkurve wäre angesichts eines Fernando Alonso im Titelkampf zum Beispiel viel negativer wahrgenommen worden.
Oscar Piastri hätte sich mit einem Sieg noch mehr ins Rampenlicht gebracht. Am Ende war der RB19 aber zu gut und Sergio Perez ein verdienter Gewinner der Weltmeisterschaft gewesen. Wäre da nicht ein 26-jähriges Supertalent aus Limburg. Außer er fährt mit Fernando Alonso WEC.
diese Formel 1 Nachricht