"Ich hoffe, der Unterboden funktioniert. Das ist das Einzige, was für mich zählt", lässt Franz Tost bei seinem letzten Rennen als AlphaTauri-Teamchef vorerst keine Gefühls-Duseleien zu. "Wir haben einen neuen Unterboden und Diffusor gebracht und ich hoffe, dass wir gut performen. Unser Ziel ist es, die Konstrukteurs-WM auf dem siebten Platz abzuschließen. Das ist das Einzige, was mich interessiert."
Franz Tost, wie man ihn kennt und liebt. Die Reise des harten Hundes der Königsklasse, die am 8. November 2005 in Faenza begann, geht am 26. Dezember 2023 zu Ende. "Die Formel 1 wird dich vermissen, Franz!", meinte Tom Clarkson in der Teamchef-Pressekonferenz in Abu Dhabi. "Da bin ich mir nicht so sicher", lautete die Antwort des Tirolers. Wir schon.
Ricciardo: Franz Tost hat mir das Lächeln ausgetrieben
"Ich würde sagen, enorm!", ist sich dessen auch Daniel Ricciardo sicher. "Er war für das Team alles." Besonders seine erste Begegnung mit dem Teamboss blieb ihm in Erinnerung. "Ich kam mit einem Lächeln hineingestürmt. Und er sah mich an, wie…"
"Er versuchte, mich auf das vorzubereiten, was vor mir liegt. Es ist ein ernster Sport und eine harte Welt", erinnert sich Ricciardo. 2011 in Australien fuhr er sein erstes Training im Toro Rosso, 2012 dann das Stammcockpit beim Rennstall aus Faenza. "Er war immer sehr ehrlich. Ein bisschen wie Helmut [Marko]. Das hat mich schneller reifen und erwachsen werden lassen."
Immer sehr engagiert, sehr ehrlich, sehr leidenschaftlich. "Er ist bei jeder Nachbesprechung dabei, gibt Analysen, Ratschläge und ist voll involviert. Das ist seine Leidenschaft. Das ist alles, was ihn seit so vielen Jahren antreibt", so Ricciardo. Nach mehr als zehn Jahren kehrte der (schon noch lächelnde Honey Badger) zurück zu seinen Wurzeln. "Für mich persönlich ist es wirklich schön, zum Team zurückzukommen und bei seinem Abschied dabei zu sein."
Tsunoda: Ohne Franz Tost wäre ich nicht in der Formel 1
Das beste Abschiedsgeschenk und das Einzige, was Franz Tost interessiert, ist bekanntlich P7 in der Weltmeisterschaft. "Zu 100 Prozent!", will ihm das Yuki Tsunoda schenken. "Ich möchte ihn einfach glücklich sehen, denn ohne ihn hätte ich mich als Fahrer nicht so entwickeln können. Ich möchte ihm mit dem Ergebnis einfach nur eine Freude machen. Dafür tue ich alles, was ich kann."
"Ohne Franz wäre ich nicht hier!" stellt Yuki Tsunoda klar. "Er gibt mir viele Ratschläge. Jedes Rennen, auch wenn es nicht gut läuft. Wir teilen glückliche und traurige Momente und er ist meine größte Unterstützung im Team."
Der 22-jährige Japaner fährt das letzte Saisonrennen 2023 zu Ehren seines Teamchefs mit speziell designtem Franz-Tost-Helm. Ein Zeichen der Dankbarkeit: Trotz Zwangs-Umsiedlung nach Faenza und teilweise harten Worten. Ein Rookie-Fahrer braucht drei Jahre zur Entwicklung, wurde Franz Tost nicht müde zu betonen und verteidigte den jungen Japaner stets.
Tost: Hart, aber fair gegenüber Yuki Tsunoda
"Er hat immer auf mein Talent und meinen Speed vertraut. Ohne diese Art von Unterstützung hätte ich mich niemals als Fahrer so gut entwickeln können", stellt der Honda-Zögling klar. "Ich hätte mir vermutlich viel mehr Stress gemacht und meinen Weg verloren. Wie er mich in dieser Zeit behandelt hat, war wirklich hilfreich."
Nach fast 18 Jahren geht die Ära Franz Tost zu Ende. Zuvor noch ein letzter Tanz: Vielleicht mit einem glücklichen Ausgang. Mit P6 als bestem Qualifikationsergebnis legte Yuki Tsunoda den Grundstein dafür. Behält er diesen Platz, und Williams bleibt punktelos, bekommt Franz Tost sein Abschiedsgeschenk. Bevor die Formel 1 2024 zu einer Tost-losen Veranstaltung wird.
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