An der Spitze ist in der Formel-1-Weltmeisterschaft vor dem Saisonfinale beim Abu-Dhabi-GP alles entschieden. Max Verstappen ist schon lange Weltmeister, Sergio Perez seit Las Vegas Vizemeister und Red Bull logischerweise überlegener Weltmeister bei den Konstrukteuren. Auch der dritte WM-Platz bei den Fahrern ist klar: Lewis Hamilton wird mit den beiden Red Bulls zur FIA-Gala dürfen. Hochspannung gibt es hingegen in der Teamwertung. Gleich drei Duelle um wichtige Plätze und damit Millionen von Dollars an Preisgeldern könnten noch eine Wende erfahren. Die Entscheidungen in Abu Dhabi im Überblick.
Mercedes vs. Ferrari: Wer wird WM-Zweiter?
Der Zweite ist bekanntlich der erste Verlierer und dennoch hat dieses Duell enormes Prestige. Nach dem starken Auftritt Ferraris in Las Vegas hat die Scuderia nurmehr 4 Punkte Rückstand auf Mercedes. Die Truppe von Toto Wolff hatte zuletzt die Seuche. In Brasilien griffen die 'Schwarzfpeile' beim Setup komplett daneben, in Las Vegas sorgten Fehler der Fahrer und auch Pech für ein schwaches Ergebnis. Dazu kommt auch noch, dass Ferrari in den letzten beiden Rennen keineswegs verschont blieb. In Brasilien verunfallte Charles Leclerc schon in der Aufwärmrunde nach einem Defekt. In Las Vegas gab es das Freitags-Drama rund um Carlos Sainz nach der gelösten Gulli-Verankerung und der folgenden Startplatz-Strafe. Trotz dieser Widrigkeiten hat Maranello an den letzten beiden Wochenenden 18 Punkte gutgemacht.
Der Trend spricht aktuell also klar für Ferrari. Die Strecke hingegen könnte Mercedes in die Karten spielen. In Abu Dhabi wird mit vollem Abtrieb gefahren und es kommt stark auf das Reifenmanagement an. Das sind beides Kategorien, in der der W14 dem SF-23 normalerweise etwas voraushat. Dazu ist auf einer so gut bekannten Strecke die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, dass sich Mercedes beim Setup vergreift. Dennoch ist die Spannung groß. Jeder Fehler könnte das 4-Punkte-Pendel in die eine oder andere Richtung schwingen lassen.
Verliert McLaren noch Platz Vier an Aston Martin?
Eigentlich sah bis Las Vegas alles nach einer klaren Sache im Kampf um WM-Platz vier aus. McLaren war in der zweiten Saisonhälfte das viel bessere Team und rauschte in der Wertung an der strauchelnden Truppe von Aston Martin vorbei. Selbst als Fernando Alonso und Lance Stroll in Brasilien ihre Form wiederfanden, holte Lando Norris im Alleingang einen Punkt mehr nach Woking. In Las Vegas war dies jedoch nicht mehr der Fall. McLaren zeigte das schlechteste Wochenende seit dem großen Österreich-Update. Eine falsche Herangehensweise im Qualifying, der Unfall von Lando Norris im Rennen und eine Kollision samt Plattfuß bei Oscar Piastri sorgten für nur zwei magere Zähler. Aston Martin hingegen riss nach ebenfalls schwachem Qualifying das Ruder im Rennen herum, auch dank richtig getimtem Safety-Car. Insbesondere Lance Stroll scheint nun endlich wieder Vertrauen in den AMR23 gefasst zu haben.
Durch Las Vegas ist das Team von Mike Krack wieder auf 11 Punkte an McLaren herangerückt. Dennoch darf Woking als klarer Favorit im Duell der britischen Teams gelten. Der MCL60 ist das eindeutig schnellere Auto, das war selbst in Las Vegas der Fall. Oscar Piastri zeigte bessere Rennpace, war aber per Reglement in der Schlussphase zu einem Zusatzstopp gezwungen. Dazu hat McLaren auf bekannter Strecke im Emirat drei Trainings Zeit, sich zu finden. Der Spielraum für Fehler ist da wesentlich geringer als noch auf neuer Piste wie in Las Vegas oder bei den Sprint-Events, als Rookie Piastri bei nur einem Training auf ihm unbekannten Strecken strauchelte. Fernando Alonso und Co. werden wohl eine Prise Glück brauchen, wenn sie das Blatt wirklich noch wenden wollen.
Kann AlphaTauri noch Williams abfangen?
Die Startpositionen fünf und sechs in Las Vegas waren so etwas wie ein Elfmeter für Williams im Kampf um WM-Rang sieben. Diesen haben sie jedoch verschossen, schmierten im Rennen gnadenlos ab. So darf sich AlphaTauri doch noch etwas Hoffnung machen. 7 Punkte Rückstand sind im Kampf der Mittelfeldteam aber immer noch eine Menge Holz.
Dennoch sollte AlphaTauri nicht unterschätzt werden. Mit Ausnahme von Las Vegas, als gar nichts ging, waren Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo zuletzt stark unterwegs. Dies galt vor allem für Strecken, die viel Abtrieb verlangen. Da war der AT04 sogar teilweise in der Spitzengruppe unterwegs. Williams hingegen wird seine Stärke auf den zwei langen Geraden des Yas Marina Circuit voll ausspielen müssen. In den Sektoren 1 und 3 wird mit dem FW45 nicht viel zu holen sein. Dennoch darf Groove als Favorit auf Rang 7 gelten, was einfach an ihrem Vorsprung liegt. Damit AlphaTauri wirklich derart viele Punkte aufholen kann, muss bei den fünf Spitzenteams etwas schiefgehen. Dazu sollte auch Alpine auf dem Abu-Dhabi-Layout ein starker Gegner für sie sein.
Vierkampf um Platz Vier in der Fahrerwertung
So richtig interessiert der Vierplatzierte der WM-Wertung wohl nur die F1-Freaks, doch für Carlos Sainz und Lando Norris geht es immerhin um die beste WM-Platzierung ihrer Karriere. Sainz ist aktuell mit 200 Punkten vorne, doch Fernando Alonso hat genauso viele Zähler gesammelt. Die Reihung der Spanier kommt also nur durch den Sieg des Ferrari-Piloten in Singapur zustande. Weitere fünf Punkte dahinter lauert Norris, der bis zu seinem Ausfall in Las Vegas in der zweiten Saisonhälfte klar am meisten Punkte in diesem Vierkampf geholt hat. Der vierte im Bunde ist der zweite Ferrari von Charles Leclerc. Der Monegasse hält bei 188 Punkten.
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