1. - S wie Startaufstellung

Nach verheißungsvollen Trainings hieß der Pole-Setter im letzten Qualifying der Saison doch wieder Max Verstappen. Sensationell ist eher die Tatsache, dass der Seriensieger und Weltmeister bei der 22. und letzten Station im Kalender erst das zwölfte Mal in diesem Jahr vom ersten Startplatz ins Rennen gehen wird. Mit Charles Leclerc in Startreihe eins ist zumindest für Spannung gesorgt, denn der Monegasse zeigte erst vergangenes Wochenende in Las Vegas, dass er Red Bull auf den letzten Metern der Saison noch einmal gerne den Wind aus den Segeln nehmen würde.

Richtig spannend sieht das Grid aber eher im Verfolgerfeld aus. Nach einem desaströsen Qualifying startet Carlos Sainz nur als 16. Sergio Perez und Lewis Hamilton haben es mit den Startpositionen neun und elf auch nicht viel besser getroffen. Während dem Mexikaner seine schlechte Ausgangslage mit Blick auf etwaige Tabellenstände im Grunde egal sein kann, müssen Hamilton und Sainz um jeden Preis in die Punkte fahren.

2. - S wie Start

Nur 201 Meter sind es in Abu Dhabi bis zum ersten Bremspunkt, und der lädt für gewagte Manöver ein. Die Auslaufzone in Kurve eins ist üppig, die Divebomb nur eine Frage des Timings. Die ersten Kurven erwiesen sich an diesem Wochenende allerdings schon ohne wilde Kämpfe als kritisch. Im zweiten Training verlor Hülkenberg auf dem Exit-Kerb das Auto und flog ab. Zwei Kurven später wurden Sainz eine Bodenwolle und Dirty Air zum Verhängnis, was zu seinem Highspeed-Abflug des Spaniers führte.

Durch die Änderung des Layouts zur Saison 2021 bleibt der Rhythmus auch nach den ersten Passagen schnell. Die ersten beiden Sektoren bieten auch ohne DRS auf der Startrunde gute Möglichkeiten, einen Windschatten abzugreifen und ein Manöver zu starten. Wer nach vorne will, sollte das dann auch bis Kurve 12 erledigt haben, denn danach war es das erstmal mit Überholchancen.

F1-Aufstand gegen Red Bull! Wie viel Macht darf ein Team haben? (09:41 Min.)

3. - S wie Strategie

Longruns waren ausgerechnet im einzigen Training unter repräsentativen Bedingungen am Freitagabend Mangelware. Durch die Unfälle von Sainz und Hülkenberg stand den Teams kaum mehr die Hälfte der Trainingszeit von 60 Minuten zur Verfügung. Einen verwertbaren Longrun auf dem Soft-Reifen brachten im Nacht-Training nur drei Fahrer zustande. Leclerc, Norris und Stroll lagen dabei innerhalb von nur drei Hundertstelsekunden. Der Monegasse hatte mit 1:28.280 Minuten den schnellsten Mittelwert.

Auf dem Mediumreifen war Ricciardo mit dem schnellsten Longrun bei 1:27.915 Minuten unterwegs. Der harte Reifen wurde lediglich von Bottas auf seine Renntauglichkeit überprüft. Der Finne war mit 1:29.135 Minuten allerdings weit ab vom Schuss. Pirelli erwartet wie für Abu Dhabi üblich eine Einstopp-Strategie mit Medium und Hard. Bei zwei Boxenstopps müssten laut Berechnung der Italiener zwei Stints auf dem harten Reifen absolviert werden.

4. - S wie Spiel um die Millionen

An der Spitze der Formel 1 haben Verstappen und Red Bull längst alles entschieden. Selbst Perez hat in Vegas dann auch endlich noch sein Saisonziel eingetütet. Dahinter spitzte sich die Lage in den vergangenen Monaten hingegen zu. In der Konstrukteursweltmeisterschaft geht es für sechs der zehn Teams noch ums große Geld. Die Formel 1 schüttet im Preisgeldtopf rund 45 Prozent der Gesamteinnahmen aus. In der Saison 2023 sind Hochrechnungen zur Folge über 900 Millionen US-Dollar drin. Mercedes, Ferrari, McLaren, Aston Martin, Williams und AlphaTauri befinden sich allesamt noch im Kampf ums große Geld.

Für Mercedes und Ferrari geht es um Platz zwei in der Weltmeisterschaft. Die Italiener müssen fünf Punkte mehr als ihre Rivalen holen, um sich noch die knapp 10 Millionen extra zu sichern. Dahinter sind McLaren und Aston Martin ebenfalls nur von elf Zählern getrennt. Für Platz vier gibt es ebenfalls rund 10 Millionen US-Dollar mehr als für Rang fünf. Das dritte Duell findet zwischen Williams und AlphaTauri statt. Die Briten liegen als Siebter noch sieben Punkte vor Red Bulls Schwesterteam, doch die haben mit Yuki Tsunoda auf Startplatz sechs beste Aussichten darauf, auf den letzten Metern der Saison richtig Kasse zu machen.

5. - S wie Stallduelle

Nicht um Geld, dafür um die Ehre und das gute Gefühl geht es in der Fahrerwertung. Zwei Teamduelle sind vor dem letzten Rennen des Jahres noch völlig offen. Die Ferrari-Piloten Carlos Sainz und Charles Leclerc werden von nur zwölf Punkten, dafür aber von drei Positionen getrennt. Der Spanier liegt mit 200 Zählern an vierter Stelle des Klassements, gleichauf mit Fernando Alonso. Fünf Punkte dahinter folgt Norris, dann kommt Leclerc. Der Monegasse verlor 2021 sein erstes teaminterne Duell gegen Sainz nach Punkten und schlug 2022 zurück.

Vor allem nach der Sommerpause schien Sainz dem einstigen Ferrari-Heilsbringer mit zwei Pole Positions und dem Singapur-Sieg den Rang abzulaufen. Bei diesem musste sich Leclerc sogar in den Dienst des Stallgefährten stellen, um dessen Triumph abzusichern. Im Finale hat Leclerc die Chance, die Verhältnisse wieder in seinem Sinne zurecht zu rücken.

Ähnlich sieht es bei Alpine aus. Dort feierte Esteban Ocon im Vorjahr noch den Punktsieg über Alonso. Nach 21 von 22 Rennen liegt er dieses Jahr als Zwölfter hingegen vier Punkte hinter seinem neuen Teamkollegen Pierre Gasly. Mit seinem vierten Platz landete Ocon in Las Vegas einen Big Point, doch der Sonntag in Abu Dhabi startet mit Vorteil Gasly, der als Zehnter zwei Startpositionen vor Ocon im Grid steht.

6. - S wie Safety Car

Zwei Jahre ist es her, dass ein kontroverser Safety-Car-Restart über eine Runde die WM-Entscheidung zwischen Hamilton und Verstappen brachte. Obwohl der Yas Marina Circuit mit seinen großen Auslaufzonen einen relativ gnädigen Eindruck macht, kommt es auf dem 5,281 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs jedes Jahr zu Zwischenfällen. Entweder erwischt das schnelle Layout einen der Fahrer, oder sie kommen sich im Zweikampf zu nahe. Die Wahrscheinlichkeit für das Ausrücken des Safety Cars beträgt statistisch 60 Prozent.

7. - S wie Sieger

Mit fünf Erfolgen ist Lewis Hamilton der Rekordsieger des seit 2009 ausgetragenen Abu Dhabi GP. Der letzte Triumph des siebenfachen Champions auf dem Yas Marina Circuit liegt jedoch schon vier Jahre zurück. Die letzten drei Ausgaben gingen allesamt an Max Verstappen. Der Niederländer liegt gleich auf mit Vettel und hat beste Chancen, mit einem vierten Sieg den alleinigen zweiten Platz in der Bestenliste einzunehmen. Mit dem 19. Saisonsieg würde er außerdem seinen schon jetzt unerreichbaren Rekord weiter ausbauen.

Sollte ihm nicht die Flucht nach vorne gelingen, hat er hinter sich vier Fahrer, von denen einer den Sieg nötiger als der andere hat. Zunächst wäre da Charles Leclerc, der seit dem Österreich GP 2022 nicht mehr ganz oben auf dem Podium stand und mit einem Triumph die Sainz-Scharte vollständig auswetzen könnte. In Las Vegas war er vor wenigen Tagen nah dran, in Abu Dhabi bietet sich ihm die letzte Chance, 2023 doch noch halbwegs zu einem Erfolg zu machen. Für George Russell und Lando Norris sieht es ähnlich aus.

Der eine will mit einem Triumph für die Galerie dafür sorgen, dass Mercedes das Jahr nicht ohne Siegerpokal beenden muss. Der andere hat kürzlich mit Nick Heidfeld in der Statistik für die meisten Podien ohne Sieg gleichgezogen. Nach 13 Besuchen auf dem Treppchen wäre der Schritt auf die oberste Stufe für Norris eine Befreiung sondergleichen, zumal der Brite langsam den Atem vom talentierten Teamkollegen Oscar Piastri im Nacken spürt.