Besser hätte der Start in das Formel-1-Rennen in Austin für Lando Norris nicht laufen können. Er kam schneller von der Linie weg als Polesetter Charles Leclerc und schon in Kurve 1 hatte er den Ferrari-Mann besiegt. Ein Duell der beiden Scuderia-Piloten verschaffte ihm noch etwas mehr Spielraum, der ihn von seinen direkten Konkurrenten um den Rennsieg trennte.
Eigentlich war alles angerichtet für den heiß ersehnten ersten Karrieresieg des McLaren-Shootingstars. Doch 56 Runden später fuhr er doch nur als Dritter über die Linie und zwar mit deutlichem Abstand auf Rennsieger Max Verstappen und dem später disqualifizierten Lewis Hamilton.
Lando Norris: Reifenverschleiß zu hoch
Norris machte vor allem einen Faktor dafür verantwortlich, dass er das Tempo von Red Bull und Mercedes nicht auf Dauer mitgehen konnte: Den Reifenverschleiß. "Ich hatte heute am Ende von keinem der Stints die Pace. Beim Reifenverschleiß waren wir einfach nicht auf einem Level mit diesen Beiden", erklärte er in der Pressekonferenz mit Blick auf Hamilton und Verstappen.
"Red Bull und Mercedes haben beim Reifenverschleiß immer den Maßstab gesetzt und zwar nicht nur an diesem Wochenende. Es ist wahrscheinlich derzeit unsere größte Schwäche", so der Brite. Auf dem ersten Stint konnte Norris' Position an der Spitze des Feldes die Longrun-Schwierigkeiten seines Boliden noch etwas konterkarieren. "Das brachte uns in die etwas schmeichelhafte Position, dass wir dachten, dass heute [der Sieg] möglich wäre", so McLaren-Teamchef Andrea Stella. Doch je länger das Rennen ging, desto weniger ließen sich die Schwächen verbergen.
McLaren: P2 für Siegchance geopfert?
Norris analysierte: "Dass ich am Start die Führung übernommen habe, hat den Grundstein zum Podium gelegt. Ohne das wäre mein Rennen viel schwieriger geworden. Doch sobald Lewis die Fahrer hinter mir überholt hatte und pushte, war er um einiges schneller." Die Enttäuschung darüber, dass erneut "nur" ein Podest-Platz herausschaute und nicht der Sieg, konnte Norris dennoch nicht vollkommen verbergen. "Wenn man das Rennen so lange anführt, wünscht man sich natürlich ein bisschen mehr", so der 23-Jährige.
Bis zur 28. Runde hielt Norris mit Ausnahme von den Boxenstopp-Phasen die Führung. Dann ging Max Verstappen auch boxenstopp-bereinigt an dem McLaren-Fahrer vorbei, schon kurze Zeit später musste er langsam abreißen lassen. Die Strategen aus Woking versuchten durch einen zeitigen zweiten Boxenstopp die Restchance auf P1 zu wahren. Doch der Undercut ging sich nicht aus.
"Wir fuhren auf Sieg und der einzige Weg dorthin war, so schnell wie möglich zu fahren. Es macht keinen Sinn einfach nur auf die Reifen aufzupassen und dann langsame Rundenzeiten zu fahren", erklärte Stella die negative Entwicklung auf dem Longrun und ergänzte: "Möglicherweise haben wir den Preis in Form von Konstanz im Laufe des Stints gezahlt." Geschadet habe McLaren die Strategie aber nicht, denn mehr als P3 sei auf der Strecke sowieso nicht möglich gewesen. Da sind sich Stella und Norris einig.
Stella überrascht: Haben nicht mit Podium gerechnet
Stattdessen fiel Norris der Mercedes-Pace von Lewis Hamilton auf frischeren Medium-Reifen zum Opfer. Auf den harten Pneus, die noch dazu um einiges älter waren, hatte er keine Chance, um sich zu verteidigen. In Runde 49 war Platz 3 die neue Realität. Dass Hamilton nach dem Rennen für eine zu stark abgenutzte Planke an Unterboden disqualifiziert wurde, machte dieses Duell obsolet und bescherte dem WM-Sechsten immerhin P2 und drei zusätzliche Punkte.
Während Norris der nächste verpasste Sieg zu Denken gab, war für McLaren-Teamchef Andrea Stella das Glas halbvoll. "Es ist ermutigend auf einer Strecke konkurrenzfähig zu sein, von der wir nicht erwartet haben, dass sie unserem Paket liegt", bilanzierte er das Austin-Wochenende. Das macht für McLaren auch Hoffnung für die restliche Saison. Denn die noch verbleibenden vier Strecken kommen dem MCL60 nicht entgegen - zumindest auf dem Papier.
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