Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das Motto seines Heimatlandes hat sich Logan Sargeant zu Herzen genommen und bei seinem Heimrennen nach Monaten des Leidens den ersten Punkt seiner Formel-1-Karriere eingefahren. Ursprünglich beendete der Williams-Rookie den Großen Preis der USA auf Platz 12. Doch die nachträglichen Disqualifikationen von Lewis Hamilton und Charles Leclerc schoben den US-Amerikaner bis auf Platz 10, und damit in die Punkteränge vor. Teamkollege Alexander Albon machte ebenfalls einen Sprung in die Punkte auf Platz 9. Es ist das erste Mal seit dem Ungarn GP 2021, dass beide Williams-Piloten ein Rennen innerhalb der Top-10 abschließen.

Für Logan Sargeant ist das Ergebnis ein historisches. Seit Micheal Andretti beim Großen Preis von Italien 1993 konnte kein US-Amerikaner mehr Punkte in der Formel 1 sammeln - bis heute. "Es ist fantastisch, nach dem schwierigen Wochenende, das ich hinter mir habe, meinen ersten Punkt in der Formel 1 auf heimischem Terrain zu holen. Ich bin so stolz auf das Team und mich selbst für die harte Arbeit und die Fortschritte, die wir in dieser Saison gemacht haben", sagte Sargeant über seine Punktepremiere.

Die Aufmerksamkeit hätte Logan Sargeant aber auch ohne die nachträgliche Punkteausbeute verdient gehabt. Denn auf dem buckeligen Circuit of the Americas lieferte der Rookie das laut ihm "zu 100 Prozent beste Rennen" seiner Formel-1-Karriere.

Trotz Fehler am Start: Sargeant kämpft sich zurück

Dabei ging der Grand Prix für den Williams-Piloten eher suboptimal los. Sargeant startete durch die Parc-fermé-Verstöße von Aston Martin und Haas von Platz 16. Doch in Kurve 1 kam der US-Amerikaner auf der Innenseite auf den Kerb und das Getriebe seines FW45 versetzte sich kurzzeitig in den Leerlauf. Dadurch verlor Sargeant den Anschluss an das restliche Fahrerfeld, noch in Runde 1 musste er den aus der Boxengasse gestarteten Kevin Magnussen passieren lassen, in Runde 6 schaffte es auch Alonso am Williams-Fahrer vorbei.

Williams holte seine Piloten daraufhin früh an die Box. Albon kam bereits in Runde 10, Sargeant eine Runde später. Der Undercut war durch den reifenfressenden Circuit of the Americas sehr effektiv. Dadurch wurden die beiden Williams-Piloten nach den Reifenwechseln der Konkurrenz einige Positionen nach vorne gespült. Danach machte Sargeant das, was sein Teamkollege Albon in dieser Saison schon so häufig auszeichnete: Verteidigen. An den auf den Geraden pfeilschnellen Williams führte erneut kaum ein Weg vorbei.

Williams-Fahrer Logan Sargeant
Hometown-Hero Logan Sargeant, Foto: LAT Images

Hinzu kam, dass die direkten Konkurrenten, Haas und Alfa Romeo, deutlich mehr mit dem Reifenverschleiß zu kämpfen hatten, als das Team aus Grove. Daniel Ricciardo nahm sich durch seine gescheiterte Ein-Stopp-Strategie selbst aus dem Rennen. Dadurch war der Weg für Williams war frei, obwohl das Punkteergebnis erst nachträglich zustande kam.

"Abgesehen vom Start, hatte ich eine sehr gute Rennpace", erkannte auch Sargeant, der nach dem enttäuschenden Sprint einige Änderungen vornahm. "Eine riesige Wende im Vergleich zu gestern für mich und das Team. Wir haben die Reifen gut gemanagt, es war ein gutes Rennen. Ich habe meinen Fahrstil im Vergleich zum Sprint etwas angepasst. Ein paar Veränderungen am Lenkrad haben einen riesigen Unterschied gemacht."

Nach Punktepremiere: Folgt nun die Vertragsverlängerung?

Die rote Laterne der Fahrer-WM konnte Sargeant durch seinen Premierenpunkt abgeben. Allerdings steht der Rookie weiterhin als einziger Fahrer im Feld noch ohne ein gültiges Arbeitspapier für die nächste Saison da. Seine bisherigen Leistungen rechtfertigten eine Vertragsverlängerung schlicht und einfach nicht. Sargeant befand sich nach solidem Saisonstart in einem nicht enden wollenden Abwärtstrend, fiel vor allem durch zahlreiche Unfälle und Fahrfehler auf. Der Rookie-Kredit war erschöpft, die Kritik wurde immer lauter. Mick Schumacher und Felipe Drugovic wurden bzw. werden teilweise noch immer als Ersatzkandidaten gehandelt.

Doch selbst nach den schwierigsten Wochenenden von Sargeant stärkte Williams-Teamchef James Vowles seinem Schützling mehrfach öffentlich den Rücken. Allerdings betonte der ehemalige Mercedes-Chefstratege auch, dass der Rookie sich den Vertrag durch erkennbare Fortschritte verdienen müsse. Die Unterstützung trug nun in Austin auch das erste Mal zählbare Früchte. Die Premierenpunkte von Sargeant könnten genau die Rechtfertigung sein auf die Williams gewartet hat, um auch seinen zweiten Fahrer für die nächste Saison zu binden.