Nur sehr, sehr selten sind es gute Nachrichten für einen Formel-1-Fahrer, wenn er in der Startaufstellung die Reifen der Konkurrenz durchgesagt bekommt - und er der einzige auf der weichen Reifenmischung ist. Für Carlos Sainz, der als einziger im Austin-Sprint auf Soft startete, waren es keine guten Nachrichten. Auf den geretteten sechsten Platz ist er da noch stolz.

"Wir dachten, es würden mehr Autos auf den Soft setzen", rechtfertigt Sainz nach dem Sprint. Die Ferrari-Simulationen waren davon ausgegangen, dass die weichste Mischung hier in Austin durchaus Potenzial habe. Also gab man Sainz, dem mit Startplatz sechs schlechter platzierten Fahrer, die Soft für die 19 Sprint-Runden mit.

Mit einer guten ersten Runde sprang Sainz auch prompt auf den vierten Platz vor. Dann brach der Soft aber praktisch sofort ein. In neun Runden verlor Sainz über sechs Sekunden auf seinen direkt vor ihm mit Medium fahrenden Teamkollegen Charles Leclerc, und dann wurde er in rascher Abfolge von Lando Norris und Sergio Perez wieder zurück auf den sechsten Platz verwiesen.

Sainz rettet sich vor dem Soft-Debakel

Schon stellte sich George Russell an. "Ich dachte, wir würden nur mehr zurückfallen", fühlte sich Sainz unangenehm an Katar vor zwei Wochen erinnert. Auch dort war Ferrari im Sprint mit weichen Reifen losgefahren und trotz zahlreicher Safety Cars massiv eingebrochen. Dort hatte Sainz immerhin noch andere Fahrer auf weichen Reifen als Puffer hinter sich. In Austin war es wie gesagt ein Alleingang.

"Ehrlich gesagt habe ich den Reifen gut zurückbekommen", ist Sainz daher stolz auf seine zweite Sprint-Hälfte. Den drückenden Russell wehrte er bis ins Ziel ab und machte so die Strategie zumindest zu einem Nullsummenspiel, indem er den sechsten Platz halten konnte: "An einem Punkt sah das unmöglich aus."

"Ganz klar müssen wir analysieren, ob wir etwas anders machen können und ob es das Risiko wert war", stellt Sainz fest. Seine erste Meinung behält er lieber für sich, statt sie vor dem internen Debrief der Öffentlichkeit preiszugeben: "Aber am Ende haben wir wertvolle Infos für das Team gesammelt, und für morgen gibt es viele Strategien. Wir können es relativ zum Medium ausarbeiten."

Teamkollege Charles Leclerc hatte auf dem Medium ebenfalls Probleme mit dem Verschleiß, brachte aber immerhin den dritten Platz nach Hause. Generell hat Ferrari also in Austin ein Problem. Sainz hofft schon auf kühlere Temperaturen. Die schlimmste Hitze soll mit Samstag überstanden sein, für Sonntag sind erstmals Wolken angekündigt.

Sainz erklärt große Lücke zu Leclerc in Austin

Für Sainz noch schlimmer ist, dass er obendrauf fundamental langsamer ist als Leclerc. "Hauptsächlich weil das Auto hier sehr viel hüpft, und wenn das der Fall ist, kommt Charles normalerweise besser damit zurecht", erklärt der Singapur-Sieger, warum er nach mehreren starken GPs in diesem Herbst plötzlich an einem Wochenende so dermaßen deutlich hinter dem Teamkollegen zurückliegt.

"Und ich hatte keine Zeit, das Setup an meine Vorlieben anzupassen und mehr Performance rauszuholen. Das ist das Problem mit Sprint-Wochenenden: Du musst mit dem Basis-Setup zurechtkommen. Diese verschlimmerten Bodenwellen haben alle überrascht, und ich tue mir schwer in schnellen Kurven. Da habe ich ständig das Gefühl, dass mir das Auto gleich ausbricht." Startplatz vier für den GP nährt aber Hoffnung auf ein besseres Ergebnis.