Die nächsten sechs Monate werden für Mercedes entscheidend sein. Vorerst werden vor allem die nächsten zwei Monate entscheidend sein: Für den Vizeweltmeistertitel in der Konstrukteurs- und Fahrer-WM. Lewis Hamilton warnt vor Ferrari und Sergio Perez, George Russell macht sich Vorwürfe.

Russell: Ohne meine Fehler wäre Mercedes schon Vizemeister

"Wenn ich in dieser Saison nicht so viele Gelegenheiten verpasst hätte, wäre die Sache schon erledigt", hadert George Russell mit sich selbst. Lewis Hamilton erzielte Punkte in jedem Rennen, er selbst hat bereits drei Ausfälle zu Buche stehen, wovon zwei auf Fahrfehler und daraus resultierende Unfälle in Kanada und Singapur zurückzuführen sind. Nur der Motorschaden in Australien geht nicht auf seine Kappe.

In Australien schied George Russell mit Motorschaden unverschuldet aus, Foto: LAT Images
In Australien schied George Russell mit Motorschaden unverschuldet aus, Foto: LAT Images

Zu Mercedes' Punktekonto in der Konstrukteurs-Wertung von 305 Zählern trug Lewis Hamilton 190 bei, George Russell 115. 20 Punkte trennen die Silberpfeile noch von der Scuderia. "Ich bin zuversichtlich, dass wir es noch immer schaffen können", bleibt Russell trotzdem optimistisch. Trotz des deutlichen Aufwärts-Trends von Charles Leclerc und (vor allem) Carlos Sainz.

Mercedes vs. Ferrari - Kampf bis Abu Dhabi

"Komfortabel vorne sind wir schon einmal sicher nicht", stellt Lewis Hamilton klar. "Wir müssen sehen, dass wir noch etwas mehr Saft aus dem Auto herauspressen." Trotz einem mehr an Upgrades beim Gegner - und wie in Japan auch in Katar ohne Toto Wolff, der sich noch von seiner Knie-OP erholt - sei für Mercedes aber nichts unmöglich.

Problem: Das Motto 'the trend is your friend' gilt auch für Ferrari. In den letzten fünf Rennen erzielten die Italiener 118 Punkte und standen dreimal am Podest. Auf dem Konto von Mercedes stehen seit Spa 82 Zähler und ein Podest in Singapur. "Ferrari liefert uns einen harten Kampf", weiß Hamilton. "In den letzten Rennen haben sie einen super Job gemacht."

Mercedes und die Rückkehr des Bouncings

Weiteres Problem: Das Bouncing ist zurück. Nicht so stark wie beim W13, aber nicht zu leugnen. "Dieses Auto wird den Rest des Jahres hüpfen", fürchtet der siebenfache Weltmeister. "Das kommt und geht, je nach Rennen." Nachsatz: "Aber zum Glück nie mehr so Hardcore wie in Baku." In Katar hofft Hamilton auf keinerlei Probleme, die glatte Strecke ohne viel Unebenheiten sollte selbst der Wundertüte W14 gefallen.

Abseits aller Gemeinschaftsgedanken hat Lewis Hamilton auch noch Chancen auf P2 in der Fahrerwertung. "Das hängt hauptsächlich von Checo ab, von seiner Performance in den nächsten Rennen", erklärt der Katar-Sieger (und Pole Setter) von 2021. "Eigentlich sollte er leicht Zweiter werden."

Lewis Hamilton weist Verantwortung von sich: Ich fahre hier nur!

In all den Kämpfen mit Ferrari (und Sergio Perez) darf der Fokus auf das nächstjährige Auto nicht verloren gehen, mahnen die Fahrer. "P2 in der Meisterschaft ist natürlich wichtig, aber noch viel wichtiger ist es, im nächsten Jahr voll durchzustarten", appelliert George Russell. Das weiß auch der Teamkollege, der aber eher die Ingenieure in der Pflicht sieht.

"Weder baue ich das Auto, noch designe ich es. Ich kann mich also nicht einfach an den Computer setzen, und mithelfen, es neu zu entwerfen", betont Lewis Hamilton. Er sieht seine Rolle in den Besprechungen mit dem Team, die so effizient wie jetzt noch nie gewesen wären. "Aber das Beste, das ich machen kann, ist nach wie vor an den Wochenenden so gut wie möglich abzuliefern."