Alpine blühte nach der Sommerpause kurz wieder auf. Der französische Rennstall griff beim Niederlande GP nach den Sternen und kehrte aufs Podium zurück. Gleichzeitig rückte auch das Personal-Chaos ein wenig in den Hintergrund. Noch am Rennwochenende in Belgien gab das französische Team die Trennung von Teamchef Otmar Szafnauer bekannt und erntete dafür viel Kritik.

Neben Szafnauer mussten auch Alpines CEO Laurent Rossi, Motorsport-Direktor Alan Permane und Pat Fry, der als Technischer Leiter angestellt war, ihren Arbeitsplatz räumen. Doch Stammfahrer Pierre Gasly hat keine Zweifel am Umbruch in Alpines Führungsetage: "Ich glaube an Veränderungen, ich glaube an das Projekt."

Gasly stellt Renault-CEOs Entscheidungen nicht infrage

Alpine-Fahrer Pierre Gasly
In der zweiten Saisonhälfte 2023 will Alpine wieder zurückschlagen, Foto: LAT Images

Beim Chaos-Team lief es in der ersten Saisonhälfte 2023 alles andere als rund. Auf der Strecke machten Gasly und Teamkollege Esteban Ocon mit Ausfällen, Unfällen und Strafen auf sich aufmerksam. Inzwischen tauchte bei Alpine ein weiteres Handicap auf. Der Renault-Motor hinkt der Konkurrenz stark hinterher, das bestätigte die FIA noch im Juli.

Abseits der Strecke sieht es beim französischen Konzern ähnlich aus: Das Personal-Beben sorgte für zahlreiche Schlagzeilen. Die Entscheidungen des Renault-CEOs stellt Gasly aber nicht infrage: "Natürlich glaube ich an die Managementstrategie von Luca de Meo." Doch insbesondere die Trennung von Urgestein Alan Permane sorgte für Wirbel. Der Brite war seit 1989 in Enstone tätig. Der Abgang des einstigen Motorsport-Direktors soll laut Alpine aber im gegenseitigen Einvernehmen vonstattengegangen sein. Nachvollziehen konnte das auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff nicht.

Um eine vollständige Umstrukturierung soll es sich laut Gasly aber nicht handeln. "Sie haben neue Leute in neuen Rollen. Einige mit viel Erfahrung im Motorsport. Das ist eine gute Gelegenheit für das Team, den nächsten Schritt zu machen", sagte Gasly. "Das ist ein Neuanfang und eine Chance für uns alle, wieder in die Spur zu kommen." Die Karten wurden also neu gemischt. Ab Zandvoort übernahm Bruno Famin das Zepter im französischen Rennstall. Bevor der Franzose zum Leiter des gesamten Motorsport-Programms ernannt wurde, war er für Alpines Formel-1-Motorenabteilung zuständig.

"Im Januar ergab sich die Chance, mit Otmar, Pat und den anderen für ein paar Monate zu arbeiten. Sie verfügen über eine Menge Erfahrung", so Gasly. Szafnauer hatte 2022 Aston Martin für Alpine verlassen. Nach 18 Monaten im Amt musste er sich in Spa vorerst von der Formel-1-Welt verabschieden. Ex-Technik-Direktor Fry hingegen hat das Team auf eigene Faust verlassen und findet nun wenige Garagen weiter bei Williams Platz.

"Man kann sagen, dass wir alle über die Leistung enttäuscht waren, die wir zu Beginn des Jahres gezeigt haben", gestand Gasly. 2022 konnte das Team aus Enstone noch den Titel 'Best of the Rest' einfahren, 2023 sind sie von diesem Ziel noch weit entfernt. Ocons Podiumsplatz in Monaco war in der ersten Saisonhälfte das einzige Highlight. Doch die Umstrukturierung scheint erste Früchte zu tragen. In Zandvoort schlug Gasly zurück: Im Regen-Chaos fuhr der 27-Jährige erstmals seit Baku 2021 aufs Podium.

Platz 3: Alpine-Fahrer Pierre Gasly auf dem Podium
In Zandvoort 2023 erzielte Pierre Gasly den dritten Platz, Foto: LAT Images

Mit 73 Zählern befindet sich Alpine aktuell auf dem sechsten WM-Platz. Zum Vorteil der Franzosen: McLaren - die sich aktuell im Upgrade-Aufschwung befinden - konnten nach zwei schwierigen Rennen in Zandvoort und Monza den Vorsprung nur unwesentlich ausbauen. Derzeit liegt das britische Team 42 Punkte vor Alpine.

Unter der Aufsicht von Famin hofft Alpine nun auf eine Kehrtwende. "Es ist eine gute Gelegenheit für das Team, den nächsten Schritt zu machen", sagte Gasly. "Ich denke, die Ergebnisse werden in den kommenden Saisons 2024 und 2025 für sich selbst sprechen." Eigentlich wollte das Team aus Enstone 2023 wieder den 4. WM-Platz ansteuern, doch dieses Ziel hat Alpine bisher weit verfehlt.