Das Drama um Verstöße gegen die Budget-Obergrenze wiederholt sich 2023 nicht. Der Automobil-Weltverband FIA gibt am Dienstag nach dem Italien-GP die ersten Informationen über die Buchprüfungen zur Saison 2022 heraus. Kein Formel-1-Team hat im zweiten Jahr ihrer Gültigkeit die Cost Cap überschritten.

Im ersten Jahr hatte es bekanntermaßen mit Red Bull gleich ein Weltmeister-Team erwischt. Jahr zwei bringen alle über die Linie und erhalten die sogenannten 'Certificates of Compliance'. Wenngleich nicht überall mit viel Puffer. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com waren die Top-Teams bereits der Grenze sehr nahe.

2022 Regel-Verstöße, aber keine Budget-Übertretung

Auch soll es im Feld gleich mehrere sogenannte 'Procedural Breaches', also Verfahrensfehler, gegeben haben, auch wenn das von der FIA nicht offiziell bestätigt wird. Verfahrensfehler bedeutet schlicht, dass bei der Einreichung irgendwo ein Fehler begangen wurde. Zum Beispiel kann es sein, dass Dokumente falsch oder zu spät eingereicht, Anfragen der FIA-Zuständigen nicht beantwortet wurden oder ähnliches.

Auch im Vorjahr gab es mit Aston Martin und Williams zwei Verstöße dieser Klasse. Wichtig dabei: Bei einem Verfahrensfehler bleibt das Team auch nach Korrektur unter der Obergrenze. Dementsprechend gibt es dafür maximal Geldstrafen.

Cost Cap 2022: Viele Gerüchte ohne Folgen

Gerade was das korrekte Zuweisen der Kosten in der Einreichung angeht, gab es in den letzten Monaten immer wieder Fragezeichen. Die großen Teams haben bekanntlich nicht nur ihre Formel-1-Operationen. Unternehmen wie "Red Bull Advanced Technologies" oder "Mercedes-AMG F1 Applied Science" wurden in den vergangenen Jahren ausgegliedert, weil die Teams ihre großen Ressourcen nicht mehr vollumfänglich für die Formel 1 nutzen konnten.

Die aktuelle Standard-Untersuchung betraf die Formel-1-Saison 2022, Foto: LAT Images
Die aktuelle Standard-Untersuchung betraf die Formel-1-Saison 2022, Foto: LAT Images

Diese Unternehmen sind aber noch immer größtenteils in den gleichen Fabriken untergebracht und hängen in finanziellen Konstrukten zusammen. Das macht das klare Abgrenzen von Tätigkeiten wie dem Bau von Red Bulls "RB17"-Supersportwagen oder von America's-Cup-Booten vom F1-Geschäft buchhalterisch komplex. Diese Aktivitäten fallen schließlich nicht unter die F1-Obergrenze.

Die Angst war, dass die Top-Teams in diesen vom Reglement als "Nicht-F1-Aktivitäten" bezeichneten Bereichen mit Buchhaltungs-Tricks F1-Aktivitäten vor der Budget-Obergrenze verstecken könnten. Erst recht, wenn Ex-F1-Ingenieure mit aktiven F1-Ingenieuren im gleichen Haus arbeiten. Die FIA hebt deshalb in ihrer Presseaussendung explizit hervor: "Zusätzlich wurde ein umfangreicher Check der Nicht-F1-Aktivitäten der Teams durchgeführt."

"Das beinhaltete mehrere Vor-Ort-Besuche in Team-Anlagen und sorgfältige Buchprüfungsverfahren, um festzustellen, ob sie dem Finanziellen Reglement entsprechen", so die FIA. "Die FIA Cost Cap Administration merkt an, dass alle Wettbewerber sich immer vorbildlich verhalten und kooperiert haben."

Finanziell schwierige Formel-1-Saison 2022 überstanden

Zusätzlich kam 2022 das Problem der explodierten Kosten hinzu. Das war schon im Vorjahr ein steter Quell von Konflikten gewesen. Besonders die Top-Teams betrieben Lobbying für das Anheben der Grenze, um die schnell steigende Inflation und die durch globale Krisen gewachsenen Frachtkosten abzufangen. Diese Anhebungen wurden schließlich auch durchgeboxt.

Insgesamt ist man zufrieden mit dem zweiten Jahr des Prüfungs-Prozesses. Die Prüfung von 2021 war noch Kritik ausgesetzt gewesen. Erst hatte es bis in den Oktober gedauert, bis das Ergebnis da war. Davor gab es Kritik über Leaks im Prozess. Für das zweite Jahr hat die FIA mehr Ressourcen für die Finanz-Abteilung abgestellt, und die Prüfung auch bereits schneller bewältigt.