Bisher musste Kevin Magnussen im Qualifying gewaltig gegen Nico Hülkenberg einstecken. Der Däne schneidet auf eine schnelle Runde deutlich schlechter ab. Doch bei seinem Haas-Teamkollegen handelt es sich nicht um den einzigen Gegner, den Magnussen in der Formel-1-Saison 2023 bezwingen muss. Der 30-Jährige fiel den Ground-Effekt-Autos zum Opfer und hat nun auch noch mit seinem Fahrstil zu kämpfen.

Magnussen vs. Hülkenberg: Wer kann die Haas-Probleme besser umgehen?

Bisher fällt die Renn-Bilanz 2023 zwischen den beiden Haas-Piloten relativ gleich aus. Seit Miami schaffte es weder Hülkenberg noch Magnussen in die Punkteränge. Und das trotz guter Startpositionen seitens des Deutschen. Stattdessen drehen die beiden Fahrer ihre Runden am Ende des Fahrerfeldes. Erst beim Italien GP rügte Hülkenberg das amerikanische Team für die unterirdische Performance des VF-23.

Hülkenberg wütet gegen eigenes Team: Unterirdisch schlecht! (09:14 Min.)

Doch im Qualifying könnten die Umstände nicht unterschiedlicher sein. "Am Sonntag ist es immer in Ordnung, es ist nur auf eine schnelle Runde, auf der ich Schwierigkeiten habe, alles herauszuholen", gibt Magnussen zu. Trotzdem verteidigt er seine Leistung: "Ich hatte dieses Jahr schon ein paar gute Qualifyings." Im teaminternen Duell muss sich der Däne aber nach bisher 17 Qualifyings [inkl. Sprint Shootout] 4 zu 13 geschlagen geben.

In Miami erzielte Magnussen mit P4 seine beste Startposition. "Es ist also nicht so, dass ich es nicht kann", so der Däne. Insgesamt startete der Haas-Pilot zweimal aus den Top-10. Hülkenberg ging hingegen siebenmal unter den ersten Zehn ins Rennen. "Es scheint so, als ob er [Hülkenberg] das Problem öfters umgehen kann", sagte Magnussen. In Kanada wäre der Deutsche fast von der ersten Startreihe ins Rennen gegangen. Ein Rot-Vergehen kostete ihm aber letztendlich die Position.

Magnussen vs. Hülkenberg: Das F1-Teamduell nach Monza in Zahlen
Der Stand des Haas-Team-Duells nach dem Italien GP, Foto: LAT Images / Motorsport-Magazin.com

Doch der Däne sieht Licht am Ende des Tunnels. "Ich glaube, ich bin auf dem Weg der Besserung", so Magnussen. Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen schied der 30-Jährige aber sowohl in Italien als auch in den Niederlanden in Q1 aus. In Zandvoort zählte Magnussen in der ersten Session einen Rückstand von knapp drei Zehnteln. Und in Italien lag dieser Abstand sogar bei acht Zehnteln.

Magnussen vs. Fahrstil: Es braucht 10.000 Stunden, um sich anzupassen

Um näher an Hülkenberg heranzukommen, will Magnussen an seinen Baustellen arbeiten. Dabei weiß der Däne genau, wo die Probleme liegen. "Es sind so feine Details und das ist das Schwierige", sagte der 30-Jährige. Denn selbst der Simulator ist Magnussen keine Hilfe: "Es [der Simulator] muss sehr detailliert sein, in Bezug auf das, was das Auto in der gleichen Situation macht, damit ich die Probleme lösen kann. Auf der Strecke ist es einfacher, daran zu arbeiten."

Neben den Reifen gib es beim Dänen ein weiteres Problem: der Fahrstil. Durch das 2022er Technik-Reglement wurden die Boliden deutlich steifer, als Folge müssen die Fahrzeuge auch in den Kurven anders gehandhabt werden. "Das Auto ist im schlimmsten Teil der Kurve instabil", so Magnussen. Und das wurde für ihn zur Mammutaufgabe: "Ein großer Teil davon sind die Reifen. Man kann nicht aus der Rotation herausfahren und gleichzeitig bremsen. Man muss die Kurven mehr als 'V' fahren." Damit konnte sich Magnussen bisher aber nicht anfreunden, der 30-Jährige bevorzugt den U-Stil. "Unser diesjähriges Auto ist, was das angeht, ziemlich anfällig", sagte der Däne.

Belgien GP: Kevin Magnussen vor Teamkollege Nico Hülkenberg
Kevin Magnussen kommt mit dem neuen Fahrstil nicht zurecht, Foto: LAT Images

Um das Problem besser beschreiben zu können, nimmt sich der Däne eine im Fahrerfeld beliebte Sportart zur Hand: Golf. "Es muss automatisch ablaufen. Am Ende des Tages ist es wie bei einem Golfschwung. Man versucht, den Winkel des Handgelenkes an einem bestimmten Punkt im Schwung um ein paar Grad zu verändern. Es ist sehr schwer, sich an diese Dinge anzupassen. Es braucht zehntausend Stunden. Und erst dann hast du es geschafft", erklärte Magnussen.

"Es ist etwas, das in unserem zentralen Nervensystem verankert ist und automatisch abläuft", so der 30-Jährige. Doch seinen kompletten Fahrstil zu ändern, kommt für den Dänen nicht infrage: "Oft ist es das Beste, nicht zu sehr zu versuchen, diese Dinge zu ändern. Sondern Wege zu finden, sie zu umgehen." Und hier sollen die Upgrades ins Spiel kommen, doch davon gab es bisher nicht viele.

Doch die Kleinigkeiten, die am Auto verändert wurden, spielten Magnussen bereits in die Karten. "Ich habe das Gefühl, dass das [die Veränderungen] sehr geholfen hat, dass mein Fahrstil ein bisschen besser funktioniert. Es ermöglicht mir auf eine einfachere Art mehr im V-Stil zu fahren", freute sich der 30-Jährige.