Kurz nach dem 1. Freien Training beim Großen Preis von Belgien ließ Alpine die Bombe platzen und kündigte eine umfangreiche Personal-Rochade auf wichtigen Positionen an. Teamchef Otmar Szafnauer und Motorsport-Direktor Alan Permane mussten das Team verlassen. Nach Jahren der Unruhe und enttäuschender Leistungen war der Geduldsfaden bei den Alpine-Bossen offenbar gerissen. Doch eine weitere Personaländerung ging in dem Alpine-Beben eher unter. In einem Nebensatz kündigte das Team aus Frankreich an, dass Technik-Chef Pat Fry das Team ebenfalls verlassen, und ein neues Engagement mit einem anderen Rennstall eingehen werde. Unmittelbar nach dem Alpine-Statement brachte Williams bei der Personalie Fry Licht ins Dunkel und kündigte den Briten als neuen Technik-Chef des Traditionsteams an.

Vowles stellt klar: Fry war nicht Teil des Alpine-Bebens, aber...

Ersten Spekulationen darüber, dass Fry, wie seine Kollegen Szafnauer und Permane, ebenfalls von Alpine entlassen wurde, schob sein neuer Teamchef James Vowles einen Riegel vor. "Das erste Mal, dass ich mit Pat gesprochen habe, war bereits im Januar, noch bevor ich offiziell bei Williams angefangen habe", erklärte Vowles. "Pat ist kein Teil des Wechsels, durch den Alpine gerade geht. Er hat seine Entscheidung bereits vor vielen Monaten getroffen. Er war auf einem Weg mit Alpine, den er verständlicherweise fortsetzen wollte, aber im April konnte er die Vision erkennen, warum auch ich zu Williams gegangen bin, und war an Bord."

Allerdings fügte er hinzu: "Wenn man sich ansieht, was bei Alpine damals medial passiert ist, kann man den Zeitpunkt seiner Entscheidung wahrscheinlich herausfinden." Damit spielte Vowles höchstwahrscheinlich auf das Interview des damaligen Alpine-CEO’s Laurent Rossi an, in dem der Franzose sein Team unter anderem als "amateurhaft" bezeichnete. Der Zeitpunkt würde passen. War das Interview der Tropfen, der das Fass für Fry zum Überlaufen gebracht hat?

Pat Fry? Einer der sofort anpackt!

Pat Fry ist in der Formel 1 wahrhaft keine unbekannte Person. Nach seinen ersten Stationen ab 1987 in der höchsten Motorsportklasse bei Ferrari, McLaren und Manor wechselte der Brite zu Benetton und war unter anderem für die Entwicklung der revolutionären aktiven Radaufhängung verantwortlich. Im Jahr 1992 wechselte er erstmals als Renningenieur von Martin Brundle auch an die Rennstrecke. Nach vielen weiteren Stationen verschlug es den Briten im Jahr 2020 als Entwicklungschef für das Chassis zurück zu Alpine, ehe er zwei Jahre später zum Technik-Chef befördert wurde.

Der neue Technik-Chef von Williams, Pat Fry, arbeitet bereits seit über 30 jahren in der Formel 1, Foto: Sutton
Der neue Technik-Chef von Williams, Pat Fry, arbeitet bereits seit über 30 jahren in der Formel 1, Foto: Sutton

Diesen Titel darf Fry auch nach seinem Wechsel zu Williams behalten. Beim Traditionsteam aus Grove soll er vor allem die von Teamchef Vowles häufig monierten infrastrukturellen Baustellen angehen. Der Posten des Technik-Chefs war, nach der Entlassung von Vorgänger Francois-Xavier Demaison, seit Dezember 2022 vakant. Weitere potenzielle Technik-Positionen sollen laut Vowles mit jungen Talenten besetzt werden, die wie er selbst "in eine neue Rolle hineinwachsen können".

"Er war der Mann, den ich unbedingt bei Williams haben wollte. Pat ist jemand, der exzellent darin ist, in Unternehmen reinzukommen, sofort anzupacken und sich richtig in die Strukturen und Systeme einzuarbeiten", lobte Vowles seinen neuen Technik-Chef. "Es gibt zwei Arten von CTO’s: Es gibt die, die sehr gut darin sind, die letzten 10 Millisekunden zu finden und es gibt die, die sehr gut darin sind, Strukturen und Systeme zu implementieren - Pat gehört zu Letzteren."