McLaren hatte in Spa-Francorchamps eine Schwäche: Das Auto war bei trockenen Bedingungen auf den langen Geraden eines der langsamsten. Bis zum Rennen in Monza, dem Formel-1-Speed-Tempel schlechthin, will McLaren nachlegen.

McLaren fuhr auf der Ardennen-Achterbahn mit einem verhältnismäßig großen Heckflügel und generierten mehr Abtrieb als die meisten anderen Teams. In den feuchten bis nassen Sessions ein Gamechanger - Oscar Piastri verpasste die Sprint-Pole um elf Tausendstelsekunden gegenüber Max Verstappen, im verregneten Sprint münzte der Rookie den Vorteil in Platz zwei um. Doch je stärker die Strecke abtrocknete, desto mehr büßte McLaren ein.

In Spa gilt es traditionell, den richtigen Kompromiss aus Abtrieb und Luftwiderstand zu finden - McLaren hatte aber erst gar nicht die Wahl, wie Teamchef Andrea Stella erklärte: "Wir haben die Low-Downforce-Charakteristiken des Autos in der Entwicklung noch nicht in Angriff genommen, so dass wir mit dem kleinen Heckflügel, über die gesamte Runde gesehen, keine Zeit gewonnen hätten."

McLaren hat schlicht noch keinen Low-Downforce-Heckflügel. Auf die Schnelle einen kleineren Flügel zu basteln, funktioniert nicht. Dann stimmt das Verhältnis zwischen Abtrieb und Luftwiderstand nicht. Man hat zwar weniger Luftwiderstand, verliert dabei aber unverhältnismäßig viel Abtrieb. So konnte McLaren zumindest die eigene Stärke im kurvenreichen Mittelsektor ausspielen.

Stella fordert Top-Speed: Sonst brauchen wir in Monza nicht mitfahren

Ein geringes Abtriebslevel zum Funktionieren zu bringen, sei zudem komplizierter als einfach einen kleinen Heckflügel an den MCL 60 zu montieren. "Der Luftwiderstand ist mehr als nur der Heckflügel, er hat mit der Gesamtkonfiguration des Autos zu tun", ließ Stella wissen. "Wir können beim Heckflügel zwar noch viel herausholen, aber er ist nicht allein für den Grad des Luftwiderstandes verantwortlich. Red Bulls Auto zum Beispiel hat unabhängig vom Heckflügel einen geringen Luftwiderstand", stellte der McLaren-Teamchef klar. Mit anderen Worten: Der RB 19 sei nicht nur aufgrund des Heckflügels aerodynamisch so effizient.

Das will McLaren vor dem Rennen im königlichen Park ändern: "So [wie in Spa, d. Red.] brauchen wir in Monza gar nicht antreten, also müssen wir dringend vorankommen." Die Formel-1-Teams sind in der Sommerpause verpflichtet, die Fabrik für zwei Wochen zu schließen. Effektiv bleibt der Mannschaft in Woking also noch drei Wochen Zeit bis zum Großen Preis von Italien.

McLaren B-Spec wichtiger als kleiner Heckflügel

"Die Low-Downforce-Performance stand seit längerem auf der To-Do-Liste, aber es hatte eine niedrigere Priorität", entschuldigt Stella. Schließlich mussten die Ingenieure an der B-Spezifikation des MCL60 tüfeln. Das Upgrade bringt überall Performance, nicht nur auf Strecken, auf denen wenig Abtrieb gefordert ist.

"Für Monza arbeiten wir an Verbesserungen, die wir für Spa nicht rechtzeitig fertigstellen konnten und das Wochenende hat uns bestätigt, dass dieser Bereich in Angriff genommen werden muss", erläuterte Stella. Der Italiener ist deshalb im Hinblick auf seinen persönlichen Heim-Grand-Prix vorsichtig optimistisch: "In Monza erwarten wir, in besserer Form zu sein."

Lando Norris fährt schnell auf dem Hungaroring in Budapest.
McLaren erwartet, in Monza besser zu sein, Foto: LAT Images

Besser in Form soll wortwörtlich auch bald der Unterboden samt der Karosserie sein. "Wir arbeiten an einer etwas grundlegenderen Weiterentwicklung. Wenn alles gut geht, können wir nach der Sommerpause einen neuen Unterboden und eine neue Verkleidung fertigstellen", kündigte Stella an. Zu welchem Rennen dieses Update kommen soll, steht noch nicht fest, Stella peilt aber "die Rennen, die kurz nach der Sommerpause stattfinden" an.