Die Ära Otmar Szafnauer ist bei Alpine nach nur eineinhalb Jahren vorbei. Als Teamchef geht der Amerikaner im Zuge einer massiven Personal-Rochade innerhalb weniger Tage gemeinsam mit dem Marken-CEO, dem F1-Sportdirektor und dem Technik-Berater. Szafnauer erklärt die Trennung am Freitag in Spa mit Zweifeln an den Zielen des tonangebenden Renault-Konzerns.
"Ich hatte einen Zeitrahmen im Kopf, um das Team zu ändern und es zu verbessern", erklärt Szafnauer. "Dieser Zeitrahmen war realistisch, weil ich weiß, was es braucht. Ich habe es davor schon geschafft. Ich denke, manche im oberen Management bei Renault hatten einen kürzeren Zeitrahmen im Kopf."
Anfang 2022 war Szafnauer an Bord gekommen, um den vom damaligen CEO Laurent Rossi ausgegebenen 100-Rennen-Plan umzusetzen. Rossi hatte Podien ab 2024 und einen Kampf um Siege ab 2025 anvisiert. Szafnauer, der über 20 Jahre Erfahrung in der Formel 1 mitbrachte und unter anderem beim Aston-Martin-Vorgänger Force India Erfolge gefeiert hatte, sollte das Chaos im Team beenden.
Szafnauer: F1-Teams brauchen fünf Jahre
Denn das Renault-Werksteam steckte seit dem Comeback 2016 in der Mittelfeld-Warteschleife. Ein vom ursprünglichen Teamchef Cyril Abiteboul ausgegebener Fünfjahresplan war im Nichts verlaufen, die personelle Fluktuation war hoch. Renault startete daraufhin neu, benannte das Team nach der Nischen-Sportmarke Alpine, holte Rossi und schließlich Szafnauer.
Für Szafnauer war klar: Alpine würde die 100 Rennen brauchen, um unter anderem eine schwache Infrastruktur aufzubessern. Weniger wären unrealistisch, hält er fest: "Ich wiederhole mich. Mercedes hat fünf Jahre gebraucht, und sie haben ein Siegerteam gekauft. Red Bull hat fünf Jahre gebraucht, nachdem sie mit Jaguar ein solides Mittelfeld-Team gekauft haben. Es braucht Zeit, das braucht es."
Noch in den letzten Wochen hatte Szafnauer damit gerechnet, weiterzumachen. Selbst als Rossi seinen CEO-Posten verlor. Renault-CEO Luca de Meo hatte er in Ungarn als einen "Mann, der Wort hält" bezeichnet: "Er hat mir sein Wort gegeben, dass wir 100 Rennen haben, um für Siege zu kämpfen, und manchmal braucht es einen halben Schritt zurück, um zwei Schritte nach vorne zu machen."
Szafnauer bereit für Formel-1-Comeback
Bis Spa hat sich die Lage geändert, lässt Szafnauer jetzt durchblicken. Das Renault-Management erwartete sich eine aggressivere Zielsetzung: "Ja. Wenn du dich dann nicht einigen kannst ... Ich denke eines, sie denken was anderes. Dann ist die beste Lösung eine Trennung."
Wann genau die Entscheidung kam, verschweigt er: "Kann ich nicht wirklich sagen. Meine Lippen sind versiegelt." Gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigt er nur, dass er eine zwölfmonatige Freistellung vor sich hat, und erst ab Juli 2024 wieder in der Formel 1 arbeiten darf. Abseits der Formel 1 dürfte er sofort anfangen.
Szafnauer fühlt sich aber noch bereit, weiter in der Formel 1 zu arbeiten: "Ich denke, ich habe gute Skills, um ein Team zu bauen, das abliefern kann. Ich weiß, wie das geht. Ich brauche nur ein bisschen Spielraum, um es zu schaffen. Wenn jemand diese Skills braucht, dann bleibe ich hier." Bis einschließlich 2021 war Szafnauer noch Aston-Martin-Teamchef gewesen, aber Unstimmigkeiten mit dem neuen Eigentümer Lawrence Stroll hatten auch dort zur Trennung geführt.
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