Daniel Ricciardos Comeback bei AlphaTauri ist noch keine zwei Rennwochenenden alt und schon brachte sich der Australier in eine Position für Punkte. Nachdem er sich im Shootout einen guten elften Startplatz gesichert hatte, ging es im Sprint beim Belgien-GP nach gutem Stopp in der ersten Runde zeitweise bis auf Rang acht nach vorne, was einen Punkt bedeutet hätte. Am Ende wurde aber nichts daraus. Rang 10 bringt am Samstag nichts zählbares ein.

Das Kurzrennen in Spa hatte für Ricciardo hervorragend begonnen. Er fuhr in Regionen, in die der AT04 momentan eigentlich nicht gehört: "Ich war nah dran. Ich wusste, dass ich neunter war und dann sah ich Perez in Kurve 14 abfliegen. Also dachte ich mir: Jetzt bin ich achter, das ist ein Punkt. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich sogar noch den Ferrari vor mir sehen, ich denke es war Leclerc."

Boxengasse: Daniel Ricciardo vor Lance Stroll und Alexander Albon beim Sprint Race in Spa-Francorchamps
Ricciardo war einer der Profiteure des frühen Stopps, Foto: LAT Images

Keine Chance gegen Russell: Ricciardos Reifen am Ende

Charles Leclerc kam am Ende auf Rang fünf ins Ziel. Für Riccardo ging es aber nach hinten. "Es gab ein paar Runden, da war die Pace eigentlich ziemlich gut. Aber drei Runden vor Schluss wurde ich dann viel langsamer. Es lag natürlich an den Reifen. Ich habe mir die Reifen auf den anderen Autos angesehen und die sehen alle ziemlich hinüber aus. Wir müssen verstehen, warum unsere noch viel mehr abgebaut haben. Russell überholte mich und am Ende auch Ocon", erklärte Ricciardo seinen Einbruch in der Schlussphase.

Der Australier klammerte sich noch kurz an den einen Punkt, doch es war nicht von Erfolg gekrönt: "Ich habe in der letzten Schikane einen kleinen Fehler gemacht, bei dem Versuch zu verteidigen. Als er [Russell, Anm. d. Red.] vorbei war, ist er schnell weggezogen, es war also nur eine Frage der Zeit. Ich habe es versucht und es hat nicht funktioniert." Letztendlich konnte das Ende des Kurzrennens nicht früh genug kommen: "Es wäre schön gewesen, einen Punkt zu holen, aber ich war auch froh, die karierte Flagge zu sehen. Ich weiß nicht, wie lange ich mich mit diesen Reifen auf der Strecke hätte halten können."

Tsunoda dreht sich weg: Kein Grip an der Hinterachse

Ebenfalls in Probleme in der Bus-Stop-Schikane kam Teamkollege Yuki Tsunoda. Beim Safety-Car-Restart nach dem Unfall von Fernando Alonso drehte sich der Japaner von den Fernsehkameras unbemerkt weg. Er hatte noch Glück im Unglück: "Die Hinterachse blockierte komplett. Das fühlte sich merkwürdig an. Ich konnte es nicht kontrollieren. Ich wäre fast in ein anderes Auto reingekracht, das wäre der Worst-Case gewesen." Er berichtete, das ganze Rennen über keinen Grip am Heck gehabt zu haben. "Ich habe noch nicht überprüft, ob irgendwas am Auto war. Hoffentlich war es so", gab er sich nach dem Dreher konsterniert. Die Folge des Drehers war der 18te und damit letzte Platz in der Wertung.

Unfall: Yuki Tsunoda beim Sprint Race in Spa-Francorchamps
Yuki Tsunoda drehte sich ohne Fremdeinwirkung weg, Foto: LAT Images

Doch auch ohne das Malheur wäre an Punkte nicht zu denken gewesen. Tsunoda kam erst in der zweiten Runde und damit eine Runde nach Ricciardo an die Box, was einen eindeutigen Nachteil darstellte. Er wollte darüber noch mit dem Team sprechen, musste aber auch zugeben: "Es ist besser das weiter vorne liegende Auto zu priorisieren. Daniel hatte eine bessere Chance als ich." Zoff im Hause AlphaTauri scheint also nicht bevorzustehen.

AlphaTauri mit guter Balance aber wenig Abtrieb

Ricciardo zeigte sich mit seinen ersten Erfahrungen im neuen/alten Team zufrieden, auch wenn das Manko des Autos klar ist: "Die Balance ist nicht schlecht, aber wir haben Defizite beim Abtrieb. Das ist in der Formel 1 der Unterschied zwischen einem guten und einem mittelmäßigen Auto. Ich hatte in den letzten zwei Wochen sämtliche Bedingungen und habe mich in allen wohl gefühlt. Das ist ein Zeichen, dass das Auto eine gute Balance hat." Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigte der Australier, dass AlphaTauri in Spa auf wenig Abrieb setzt: "Wir tendieren dazu. Jeder kann sich die Flügel ansehen, da sind unsere auf der kleinen Seite."

Weniger Abtrieb bedeutet zumeist auch mehr Reifenverschleiß. Der Highspeed-Charakter von Spa scheint dem AlphaTauri in dieser Hinsicht aber entgegenzukommen. Ricciardo selbst merkte an, wie er zumindest in den Sektoren 1 und 3 mit eigentlich besseren Autos vor ihm mithalten konnte. Allzu große Chancen dürfte er im Rennen dennoch nicht haben. Ein Fehler in seiner Qualifying-Runde am Freitag brachte ihm eine gestrichene Rundenzeit und damit Startplatz 19 ein. Stattdessen ruhen die Hoffnungen aus Faenza am Sonntag auf Tsunoda. Der Japaner machte es am Freitag deutlich besser als am Samstag und lauert von Startplatz 11 aus auf Punkte. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Spa gibt es hier im Liveticker.