1. Warum fuhr Zhou am Start nicht los?

Der Startunfall von Zhou Guanyu nahm schon seinen Lauf, da waren die fünf Lichter der Ampel noch nicht einmal erloschen. Als der Chinese den ersten Gang eingelegt hatte und den Motor auf Drehzahl brachte, sank die Drehzahl sofort wieder ab. Ein Fehler an der Brems-System-Strategie, so das Team kryptisch, war dafür verantwortlich. Als die Lichter erloschen, musste Zhou erst wieder auf Drehzahl kommen.

Beim Versuch, die verlorenen Positionen wieder gutzumachen, kam es, wie es kommen musste: Zhou übertrieb es, verschätzte sich in der verwirbelten Luft und fuhr ins Heck von Daniel Ricciardo. Der wiederum schob dadurch Esteban Ocon an, der wiederum seinen eigenen Teamkollegen traf. Weil die Schuldfrage so eindeutig zu beantworten war, bekam Zhou eine Fünf-Sekunden-Strafe - obwohl es ein Unfall in der ersten Kurve war.

Der Start beim Ungarn-GP, Foto: LAT Images
Der Start beim Ungarn-GP, Foto: LAT Images

Übrigens ruinierte das Start-Problem bei Zhou auch das Rennen von Teamkollege Valtteri Bottas. Der Finne musste am Start ausweichen, verlor das Momentum und dadurch auch zahlreiche Plätze. Die Sauber-Piloten gingen auf den Plätzen 5 und 7 ins Rennen und kamen auf 12 und 16 plus Strafe aus der ersten Runde zurück. Mehr zum Alfa-Desaster: Doppeltes Start-Drama bei Alfa-Sauber: 0 Punkte nach Quali-Wunder

2. Warum war Red Bull im Rennen so schnell?

Am Samstag schimpfte Max Verstappen noch über seinen RB19. Die 'schlimmstmögliche Balance' hätte er gehabt. Aber schon nach der Qualifikation wusste der Weltmeister, dass das schwache Samstags-Auto im Rennen sein Trumpf sein würde. Nach Startplatz zwei mit 0,003 Sekunden Rückstand ging Verstappen schon auf den ersten Metern an Lewis Hamilton vorbei und ließ nichts mehr anbrennen. Mehr als eine halbe Minute Vorsprung hatte er im Ziel auf Platz zwei.

Red Bull stimmte das Auto absichtlich schlecht für die Qualifikation ab. Verstappen hatte starkes Untersteuern. Das ist in Budapest besonders schlecht für eine gute Rundenzeit. Im Renntrimm galt es allerdings, die Hinterreifen zu schonen. Genau das erreichte man mit dieser Balance. Weil das Setup des Autos - bis auf wenige Ausnahmen - nach der Qualifikation nicht mehr verändert werden darf, ging Red Bull diesen extremen Weg, statt einen Kompromiss zu suchen. Mehr über Verstappens Weg zum Sieg: Verstappen feiert Rekord-Sieg: (Fast) perfektes Rennen

3. Was war mit Lewis Hamilton los?

Der Ungarn-Spezialist ging von Pole aus ins Rennen und wurde nur Vierter. Dabei ist der Mercedes im Rennen eigentlich stärker als im Qualifying. Eine schlechte Startrunde warf Hamilton zunächst auf Platz vier zurück. Der Start selbst war gar nicht so schlecht - aber eben nicht so gut wie der von Max Verstappen. In Kurve eins ließ Verstappen seinen Erzfeind außen verhungern - so schlüpfte auch noch Oscar Piastri vorbei. Lando Norris ging außen in Kurve zwei an Hamilton vorbei.

Dann verlor Hamilton nach dem Boxenstopp exorbitant viel Zeit auf die McLaren-Piloten vor ihm. "Wir hatten aber das zweitschnellste Auto", ist sich Mercedes Motorsportchef Toto Wolff sicher. Das Problem: Man ging die Stints zu konservativ an, um die Reifen zu schonen. Am Ende der Stints war Mercedes richtig schnell - allerdings hatte man zuvor schon zu viel Zeit verloren. Mehr zu Hamiltons Ungarn-Enttäuschung: Hamilton und Mercedes hadern: F1-Podest am Start verloren?

4. Wie kam Norris wieder an Piastri vorbei?

Am Start drehte sich bei McLaren die teaminterne Reihenfolge, Piastri ging an Norris vorbei. Doch plötzlich war Norris doch wieder vorne. McLaren holte den Briten eine Runde vor Piastri zum Boxenstopp. Die frischeren Reifen eine Runde früher brachten Norris den Vorteil, der Undercut funktionierte und Norris ging in der Box vorbei. Aber warum tauschte McLaren die Positionen? Weil man mit Norris auf den Hamilton-Stopp reagieren musste, um nicht den Undercut von Mercedes zu kassieren. Später fiel Piastri weiter zurück, weil er sich den Unterboden beschädigt hatte. Mehr zum nächsten Norris-Podium: Norris holt zweites Podium in Folge: McLaren jetzt zweite Kraft?

5. Was ging bei Leclercs Boxenstopps schief?

Beim ersten Boxenstopp stand Charles Leclerc satte 9,46 Sekunden. Grund dafür war ein defekter Schlagschrauber hinten links. Beim zweiten Boxenstopp setzte der Ferrari-Pilot den Anker zu spät. Mit blockierenden Reifen fuhr er in den Blitzer am Boxeneingang. 80,7 Stundenkilometer hatte Leclerc noch auf dem Tacho - 0,7 zu viel. Dafür kassierte er eine Fünf-Sekunden-Strafe, die ihm auf die Rennzeit gerechnet wurde und ihn noch hinter George Russell auf Rang sieben warf. Mehr zur nächsten Ferrari-Enttäuschung: Ferrari verliert in Ungarn Boden auf F1-Konkurrenz: Brauchen mehr Pace

Ferrari enttäuschte in Ungarn, Foto: LAT Images
Ferrari enttäuschte in Ungarn, Foto: LAT Images

6. Warum schieden beide Alpine so früh aus?

Alpine war der große Pechvogel der Startkollision. Pierre Gasly musste mit einem Reifenschaden und einem beschädigten Heck nach Runde eins in der Box aufgeben. Esteban Ocon fuhr nach dem Unfall noch zwei Runden und stellte dann das Auto in der Garage ab. Auch sein Bolide hatte einen signifikanten Schaden am Bodywork erlitten. In den zwei Runden war Ocon deshalb mehrmals neben der Strecke. Außerdem war sein Sitz gebrochen. "Das wundert mich nicht, so hoch wie er am Start geflogen ist", meint Teamchef Otmar Szafnauer. Berichte über einen Besuch im Medical Center von Ocon erwiesen sich immerhin als Falschmeldung. Mehr zum Alpine-Startcrash: Alpine-Doppelcrash: Sitz in zwei Teile zerbrochen, Ocon verletzt?

7. Warum war Alfa-Sauber so stark?

Nach dem Rennergebnis und Runde eins klingt diese Frage ironisch - tatsächlich aber freute sich Sauber über das beste Qualifying-Ergebnis aus Team-Sicht seit 2012. Die Ingenieure feierten ihre akribische Arbeit in der Vorbereitung auf das spezielle Qualifying mit allen Reifenmischungen. Außerdem hatte man nach Silverstone das Update etwas besser verstanden. Der größte Faktor aber war die Strecke: Die langsame Streckencharakteristik kam dem C43 entgegen. Dem Alfa-Sauber fehlt es an aerodynamischer Effizienz - die war in Ungarn kaum gefragt. In Spa erwartet das Team wieder ein schwieriges Wochenende.

8. Wie lief das Comeback von Daniel Ricciardo?

Neun Monate saß Daniel Ricciardo nicht mehr im Rennauto, ehe er in der vergangenen Woche den Reifentest für Red Bull fuhr. Mangelnde Fahrpraxis merkte man dem Australier nicht an: In der Qualifikation schlug er prompt Teamkollege Yuki Tsunoda. Am Start wurde er von Zhou abgeräumt und kam nur auf Platz 18 aus der ersten Runde. Eine gute Strategie und starkes Reifenmanagement brachten ihn aber wieder nach vorne auf Platz 13. In Anbetracht der Möglichkeiten bei AlphaTauri ein sehr starker Einstand. Mehr zum Ricciardo-Comeback-Rennen: Ricciardo nach Comeback-Feuertaufe: Ohne Kollision erste Punkte?

Daniel Ricciardo war mit dem Comeback zufrieden, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo war mit dem Comeback zufrieden, Foto: LAT Images

9. Warum musste Sargeant aufgeben?

Drei Runden vor Rennende stellte Logan Sargeant seinen Williams in der Box ab. Zuvor hatte sich der US-Amerikaner in der Schikane gedreht. "Ich habe versucht, Nico Hülkenberg zu überholen und habe mich auf dem Kerb gedreht", erklärte Sargeant. Weil er sich dabei die Reifen eckig bremste, fuhr er an die Box. Weil es dann nichts mehr zu holen gab, stellte er den Boliden ganz ab.

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