Alfa-Sauber träumte nach einem sensationellen Qualifying in Ungarn endlich von dicken Punkten und einem Durchbruch. Doch es dauerte keinen Kilometer, bis das Rennen von Guanyu Zhou und Valtteri Bottas völlig aus den Fugen geriet. Zhou löste einen Startunfall aus, Bottas wurde durchgereicht und verzweifelte auf dem 12. Rang.
Es war Zhou, der dieses Desaster auf Schiene gebracht hatte. Der Chinese hatte mit dem fünften Startplatz sein bestes Qualifying-Ergebnis der Formel-1-Karriere eingefahren, doch er verlor schon die Kontrolle, da waren die fünf roten Lichter noch nicht einmal ausgegangen.
Zhou liefert Horror-Start: Defekt und Crash
"Ich habe die Drehzahl gehalten, und beim vierten Licht verlor ich plötzlich die Gas-Annahme", erklärt ein resignierter Zhou nach dem Rennen. Alfa-Sauber erklärt am Abend nach ersten Ermittlungen, dass ein Fehler an der Brems-System-Strategie dafür verantwortlich war. Der Motor ging daraufhin in einen Sicherheitsmodus und nahm das Gas komplett weg. Laut Zhou ein Problem, dass noch nie zuvor auftrat.
Als das fünfte Licht anging, stand Zhou verzweifelt schon voll am Gaspedal, das Auto nahm es nicht an. Die Lichter gingen aus. Zwar erwachte der Alfa wieder zum Leben, aber das automatisierte Start-Programm griff nicht: "Nichts ist passiert. Mein Start war ein Anrollen, kein Start!" Sofort wurde er nach hinten durchgereicht, links und rechts überholt, und lag in der ersten Kurve schon hinter dem von Platz 13 losgefahrenen Daniel Ricciardo.
Hinter dem AlphaTauri fand Zhous Desaster die Vollendung: "Ich versuchte so spät wie möglich zu bremsen, um Positionen wieder gutzumachen, aber dann habe ich mich in der verwirbelten Luft der Autos vor mir leider verbremst." Er steckte seinen Flügel in Ricciardos Diffusor und löste damit eine Kettenreaktion aus, die in einem Alpine-Doppelcrash mündete. Zhou fiel auf Platz 16 zurück, sorgte für einen leicht beschädigten Frontflügel, und für eine Fünf-Sekunden-Strafe. Die volle Packung. Mit einer Runde Rückstand lag er auch im Ziel wieder auf Platz 16.
Bottas wird Zhou-Opfer & ist zu langsam
Zhous Stolper-Start war ausgerechnet für seinen Teamkollegen Valtteri Bottas besonders schlimm. Bottas startete nämlich direkt dahinter von Platz sieben und musste ruckartig zur Seite, um den langsamen Teamkollegen nicht schon auf den ersten Metern abzuschießen: "Das hat mir Schwung gekostet. Dann waren da auch die ganzen Autos auf dem Soft, die in der ersten Runde richtig geflogen sind."
Bottas wurde der Reihe nach überholt, sogar außen in Kurve vier von einem aggressiven Lance Stroll. Nach der ersten Runde war er nur mehr Zwölfter. Die erhofften Punkte rückten in weite Ferne, je länger das Rennen dauerte. In Runde neun stoppte Bottas zwar früh, aber mit Stroll gemeinsam. Damit blieb der Vorteil der freien Fahrt aus.
Den zweiten Stopp zögerte die Box hinaus, und wurde dadurch auch noch Opfer eines Undercuts von Alex Albon: "Ich denke, ich habe hinter ihm eine halbe Sekunde pro Runde verloren, aber das hat nicht gereicht, um anzugreifen, und sie sind einfach zu schnell auf den Geraden." Zahnlos kam Bottas auf Platz zwölf im Albon-Kielwasser ins Ziel.
Renn-Flop nach Qualifying-Sensation: Was ist bei Alfa los?
Im Verkehr hatte der Alfa die Pace nicht, muss Bottas letztendlich gestehen: "Auf eine Runde funktioniert es hier auf dieser Strecke. Aber sobald die Reifen im Rennen beginnen abzufallen, beginnen wir immer mehr zu rutschen."
Die Qualifying-Sensation führt Bottas rückblickend auf die Strecke zurück: "Uns fehlt noch aerodynamische Effizienz, also sind wir nicht so gut auf den Geraden." Chefingenieur Xevi Pujolar hebt nach dem Rennen noch hervor, dass Alfa anders als viele Konkurrenten sehr viel in Qualifying-Vorbereitung investiert hat, auch um die Updates der letzten Rennen zu validieren. Man bereitete sich mit jedem Reifensatz auf das neue Qualifying-Format vor, während andere lieber Reifen sparten.
Trotzdem - auf dem überholfeindlichen Hungaroring war dieses Rennen eine große Chance. Alfa-Sauber stagniert auf dem vorletzten Platz, zwei Punkte hinter den punktegleichen Mannschaften von Haas und Williams. Hier hinten sind die Punkte-Resultate stets klein. Ein einziger großer Coup könnte den Kampf um WM-Platz sieben entscheiden.
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