Es war das Thema vor dem Ungarn-GP: Daniel Ricciardo gab sein Formel-1-Comeback bei AlphaTauri und machte klar, dass er auf das zweite Red-Bull-Cockpit neben Max Verstappen schielt. Trotz Vertrages bis 2024 stand Sergio Perez dadurch unter Druck. Nach einer Negativserie von fünf verpassten Q3s in Folge und dadurch kompromittierten Rennen musste eine Trendwende her. Doch schon in der ersten Runde des ersten Trainings schmiss er seinen RB19 in die Streckenbegrenzung. Im Qualifying gelang dann zwar das Q3, aber auch nur Startplatz neun. Am Sonntag musste etwas kommen vom Mexikaner. Und als es darauf ankam, lieferte er ab.

Aus Startplatz neun machte er im Ziel Rang drei und war dabei auch nah dran am zweitplatzierten McLaren von Lando Norris. Der Mexikaner wählte eine riskanter Strategie und brachte sich damit zu Rennbeginn in die Bredouille: "Das war gut, aber auch sehr hart. Besonders auf dem harten Reifen zu starten, da fühlte ich nur sehr wenig Grip." Statt auf insgesamt zweimal Hart, wie die meisten seiner Konkurrenten, setzte 'Checo' danach aber auf zwei Sätze Medium. Mit diesen Pflügte er durchs Feld, was Teamchef Christian Horner mit Freuden beobachtete: "Das war eine große Fahrt von ihm. Er hat für alle offensichtlich zuletzt Kritik einstecken müssen. Er fuhr von neun auf drei und das in einer Art und Weise, wo er seine Ellenbogen ausfuhr. Er ist hart gefahren. Seine Manöver gegen Fernando [Alonso], an Russell, an Carlos Sainz und an Piastri waren heute superhartes Racing."

Perez arbeitete sich durch das Feld, Foto: LAT Images
Perez arbeitete sich durch das Feld, Foto: LAT Images

Überrundungen verhindern Perez-Angriff auf Norris

Der hohe Reifenabbrieb machte die Aufgabe für Perez trotz der starken Pace des Red Bull schwer: "Den anderen zu Folgen und sie zu überholen, da gab Momente, wo es nur eine Linie gab, denn daneben lag viel Gummi, der den Reifen sehr schadet. Das war nicht einfach zu überholen, auf dieser Strecke ist das sehr schwer. Ich glaube wir haben unsere Strategie sehr gut umgesetzt." Nur das letzte Manöver blieb ihm verwehrt. Red Bulls Motorsport-Chef Dr. Helmut Marko wusste bei ServusTV zu berichten, warum: "Er ist super Zeiten gefahren. Nur zum Schluss haben wir gehofft, dass er Norris angreifen kann. Beim Überrunden ist er von der Ideallinie runter und da liegen diese Gummiwürstel, da hat er viele aufgefasst."

Perez bestätigte Marko: "Ich musste von der Linie. Da hatte ich zwei wirklich schlechte Runden, in denen ich einfach nur die Reifen sauber gefahren habe." So musste er am Ende eher in den Rückspiegel statt nach vorne blicken. Den anstürmenden Lewis Hamilton konnte der WM-Zweite aber abwehren. Mit Platz Drei wurde Perez nach längerer Durststrecke wieder seiner eigenen Zielsetzung gerecht: "Ich wollte auf das Podest, also wusste ich, da muss ich ein paar Mal überholen."

Red-Bull-Bosse beeindruckt: Perez gibt Antwort auf der Strecke

Nach seinem Crash im ersten Training machten schon Witze im Paddock die Runde, ob Ricciardo nicht schon im zweiten Training im Red Bull sitzen würde. Mit seiner Leistung von Sonntag sollten diese Diskussion aus Horners Sicht aufhören: "Ich denke er hat heute seine Antwort auf der Strecke gegeben. Es ist großartig, das zu sehen." Und damit auch die Antwort auf den Trainingscrash: "Es war die beste Art und Weise, wie er es seinen Mechanikern [die das Auto reparieren mussten, Anm. d. Red.] und dem Team zurückzahlen konnte. Er wird daraus viel Vertrauen ziehen. Das war heute ein wichtiges Resultat für ihn." Und auch von Marko gab es Rückendeckung: "Er zeigt, er kann es. Er muss nur seine Nerven und Konzentration im Qualifying in den Griff bringen." In einer Woche in Spa sollte der Mexikaner also etwas weiter vorne als auf Rang Neun starten.