Lando Norris konnte in Ungarn die nächsten Big-Points in der laufenden Formel-1-Saison sammeln. Am Ende der 70 Runden auf dem Hungoring durfte der 23-Jährige nach Silverstone sein zweites Podium in Folge feiern - beide Male war lediglich Klassenprimus Max Verstappen schneller als der McLaren-Pilot. Von Platz 3 ins Rennen gestartet, leistete sich Norris lediglich am Start einen kleinen Schönheitsfehler, durch den Teamkollege Oscar Piastri durchschlüpfen konnte. Doch bereits in der ersten Runde eroberte sich Norris seinen dritten Platz von Polesitter Lewis Hamilton zurück und leistete sich im weiteren Verlauf des Rennens keinen weiteren Fehler mehr. Auch Teamkollege Piastri konnte das Tempo des Briten nicht mitgehen und musste sich bereits nach den ersten Boxenstopps geschlagen geben.
"Es war ein hartes Rennen: Heiß und körperlich anstrengend", fasste Norris nach dem Rennen zusammen. "Am Start hatte ich Pech, da habe ich an der Außenseite Zeit verloren. Aber wir haben uns gut zurückgekämpft. Ich habe mein Bestes gegeben, um mit Max mitzuhalten, aber er war mal wieder zu schnell."
"Die Herausforderung war, vor Checo und den anderen zu bleiben", gab Norris zu. "Wir hatten wohl etwas mehr Probleme mit Reifenverschleiß bei den hohen Temperaturen. Das hat uns nicht so gelegen wie am Freitag und hat mir das Leben erschwert, aber nichtsdestotrotz: Platz 2, eine Menge Punkte und wieder ein Podium", zeigte sich der junge Brite nach dem Rennen zufrieden.
Das McLaren-Dilemma: Norris schnappt sich Piastri
Entscheidend für den Erfolg war vor allem die erste Boxenstopp-Phase. Auf dem heißen Asphalt des Hungarorings war der Reifenverschleiß höher als erwartet und dementsprechend kamen die ersten Fahrer früh für ihren ersten Reifenwechsel an die Box. Zu diesem Zeitpunkt lag Lewis Hamilton, von der Pole-Position auf den vierten Platz zurückgefallen, hinter den beiden McLaren-Piloten. Der Undercut war an diesem Rennsonntag aber so effektiv, dass sich Mercedes in Runde 16 entschied, Hamilton an die Box zu beordern und ihn mit frischen harten Reifen auszustatten. Zum Zeitpunkt des Boxenstopps lag Hamilton 3,8 Sekunden hinter Norris, also im Undercut-Bereich.
Für McLaren entstand dadurch ein Dilemma. Auf der einen Seite mussten sie sich gegen Hamilton verteidigen und Norris so schnell wie möglich ebenfalls mit neuen Reifen ausstatten. Auf der anderen Seite würde McLaren damit Norris als hinteren der beiden Piloten mit der Strategie bevorzugen und Piastri womöglich die Position kosten. Die Strategen am Kommandostand entschieden sich trotzdem für Norris und holten ihn in Runde 17 an die Box - Piastri eine Runde später. Schlussendlich konnte McLaren erfolgreich vor Hamilton bleiben, jedoch konnte Norris auch an seinem Teamkollegen vorbeigehen, der das Ganze kommentarlos akzeptierte.
Dabei wäre es gar nicht nötig gewesen, einen Zweikampf der beiden McLaren-Piloten zu provozieren. Ein Blick auf die Outlaps der Fahrer zeigt: Hamilton war auf dem neuen Satz harte Reifen unverhältnismäßig langsam - und das ohne offensichtlichen Fehler. Der Polesitter kam acht Sekunden hinter Norris wieder auf die Strecke, der zusätzlich eine ausgesprochen gute Outlap in den Asphalt brannte.
McLaren-Höhenflug hält an: Platz 2 in der WM noch möglich?
Nach dem besten Saisonergebnis in Silverstone sammelte McLaren in Ungarn die nächsten Big-Points im WM-Kampf. Durch den zweiten Platz von Norris und dem fünften Platz von Piastri reist das Team aus Woking mit 28 Punkten im Gepäck vom Hungaroring ab. Dadurch hat McLaren nun 87 Punkte auf dem Konto - vor zwei Rennen in Österreich waren es noch 29. Der rasante Anstieg in der Form seit den umfangreichen Updates sorgt dafür, dass für McLaren das selbst ernannte Ziel unter die Top-4 der Gesamtwertung zu gelangen, nun deutlich realistischer erscheint als noch in den ersten Rennen der Saison.
"Ich denke, es kommen immer noch härtere Strecken, aber zwei Podien in Folge sind sehr vielversprechend für das ganze Team", freute sich Norris. "Wir hatten nicht erwartet, dass wir uns so sehr verbessert haben. Die anderen Teams scheinen einen Schritt zurück gemacht zu haben. Aston und Ferrari waren anfangs klar vor uns - jetzt scheinen alle enger zusammen zu liegen. Aber eigentlich interessiert es mich nicht, wo wir genau sind, solange wir auf dem Podium stehen."
diese Formel 1 Nachricht