Charles Leclerc ist stocksauer. Auf sich selbst. "Der gleiche Fehler wie gestern, in der gleichen Kurve", verflucht er sich nach seinem Unfall im Qualifying zum Miami-GP. Zum zweiten Mal an diesem Wochenende steckte sein Ferrari SF-23 in Kurve sieben in der Bande. War es am Freitag noch ein Trainings-Crash ohne große Folgen, so ist es am Samstag ein desaströser Abschluss des Qualifyings, wodurch er nur vom siebten Platz losfahren wird.

Beide seiner schnellen Runden im letzten Qualifying-Segment hatte sich Leclerc selbst ruiniert. Danach ist der Ferrari-Pilot ganz offen, was die Ursachen der Miami-Misere angeht: "Ich habe mich in diese Situation gebracht, wollte ein anderes Setup für das Qualifying. Ich wusste auch, dass ich dieses Setup brauchte, um mehr aus dem Auto rauszuholen."

Leclerc will zu viel vom Ferrari

Der als einer der besten Qualifying-Piloten der Formel 1 bekannte Leclerc wusste von vornherein, dass Miami einmal mehr ein schwieriges Wochenende für Ferrari werden würde. Auf dem Papier scheint Red Bull übermächtig. Aber in Baku hatte er vor einer Woche mit zwei Poles und zwei Podien zeigen können, dass er sehr wohl noch etwas ausrichten konnte.

Solche Ergebnisse erkauft er sich teuer, das gibt Leclerc in Miami frei heraus zu: "Ich gehe einerseits viel Risiko in Q3 und versuche, was Besonderes abzuliefern, weil ich weiß, wie weit wir momentan hinter Red Bull sind. Aber was dieses Wochenende dazukommt, ist dieses sehr aggressive Setup."

Leclerc steckte schon im 2. Miami-Training in der Mauer, Foto: LAT Images
Leclerc steckte schon im 2. Miami-Training in der Mauer, Foto: LAT Images

Der Ferrari SF-23 ist ohnehin schon sehr exponiert, was Rückenwind angeht, erklärt Leclerc. In Q3 kamen diese Faktoren alle zusammen. Der den ganzen Tag böige Wind frischte auf, und kam genau aus Südwesten - damit blies er den Autos durch Kurve sechs und hin zu Kurve sieben ins Heck. Und Leclerc wollte es außerdem richtig wissen. Wohl wollte er vor allem etwas, das das Auto ihm nicht mehr geben konnte: "Ja, wenn wir uns anschauen, wo ich gelandet bin."

Leclerc baut in sieben Tagen drei Unfälle

Auf seinem ersten Q3-Versuch küsste er raus aus Kurve 16 die Mauer, war aber kurz vor dem Ende trotzdem immer noch zwei Zehntel schneller als Teamkollege Carlos Sainz. Dann verbremste er sich in Kurve 17: "Die erste Q3-Runde war richtig toll, aber was macht es für einen Sinn, das zu sagen, wenn du es nicht über die Linie bringst und dich in der letzten Kurve verbremst?"

Im zweiten Anlauf dann der Crash. "Ich wollte, dass das Auto so schwierig zu fahren ist, weil ich weiß, dass ich das Auto so fahren muss", verteidigt Leclerc gegenüber Motorsport-Magazin.com die Risiko-Strategie, sowohl beim Setup als auch beim Fahren. "In neun von zehn Fällen zahlt es sich aus. Dieses Wochenende war ich zweimal in der Wand. Das ist nicht das Niveau, das ich von mir erwarte. Ich bin enttäuscht von mir."

Jetzt ist für den gewohnt selbstkritischen Leclerc Reflexion angesagt. Auch wenn die zwei Miami-Unfälle gepaart mit einem Abflug im Sprint-Shootout vor sieben Tagen in Baku kein schönes Bild ergeben will er seinen Fahrstil nicht ändern müssen: "Das glaube ich nicht. Ich muss es an diesen Wochenenden einfach am Ende von Q3 anders managen."

"Vielleicht war es ein Schritt zu weit, das werde ich mir nach dem Wochenende anschauen", schließt Leclerc. "Aber ich weiß auch, was meine Stärken sind und was es mir bringt, so viel Risiko zu gehen." Unverändert bleibt die Tatsache, dass er nur mit dem arbeiten kann, was Ferrari ihm gibt. Und für den Anspruch, Rennen zu gewinnen, reicht der aktuelle SF-23 einfach nicht. Red Bull wird im Rennen wieder davonfahren, prognostiziert Leclerc: "Wenn wir hinter ihnen ankommen ist es ein toller Erfolg, weil der Aston Martin auch sehr stark zu sein scheint." Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Miami gibt es hier im Liveticker.

Formel 1 Miami 2023: Der Zeitplan

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