Williams sah beim bisherigen Formel-1-Wochenende in Saudi Arabien überraschend stark aus. Vor allem auf der Geraden war der FW45 eine Macht. Doch das Qualifying-Ergebnis ist ernüchternd. Beide Piloten schieden schon in Q1 aus, und Rookie Logan Sargeant auch noch auf sehr bittere Weise.

Denn die schnellste Runde des US-Amerikaners reichte eigentlich locker für den Einzug in Q2. Doch die Stewards schaltete sich ein und strichen seine Runde, ursprünglich aufgrund eines angeblichen Verstoßes in Kurve 27, wie Sargeant mitgeteilt wurde. Bei dem Fahrer stieß diese Erklärung im Cockpit auf Unverständnis. "Wie kann ich in Kurve 27 gegen die Streckenlimits verstoßen haben", wunderte er sich, nachdem ihn das Team über die Strafe informiert hatte.

Logan Sargeant: Warum verlor er seine Rundenzeit?

Wenn man sich das Streckenlayout ansieht, hat er recht. In Kurve 27 kann man sich gar nicht mit allen vier Reifen neben der Strecke einen Vorteil erarbeiten. Die Crux an der Sache: In Wahrheit handelte es sich um ein Vergehen ein paar Meter weiter, nämlich kurz nach der Boxeneinfahrt. Sargeant berührte nach dem Boxeneingang die rot bemalte Abtrennung zwischen Strecke und Boxeneinfahrt. Laut den Renndirektor-Notes, die vor jedem Rennwochenende veröffentlicht werden, ein Vergehen.

Nach dem Qualifying gestand sich der Formel-2-Aufsteiger seinen Fehler ein. "Es stand in den Event Notes, dass man die Boxeneinfahrt-Linie nicht überfahren darf, deshalb geht dieser Fehler auf mich." Dennoch äußerte er Kritik an der Art und Weise, wie dieses Vergehen überwacht wird. "Wir müssen einen besseren Job erledigen, was die Überwachung während der Trainings angeht, um uns eine Referenz zu geben", forderte er.

"Denn ich habe das das ganze Wochenende getan und jetzt wird die Runde plötzlich gelöscht", ärgerte er sich. Seit der letzten Formel-1-Saison ist es Gang und Gäbe, dass in den Trainingssessions keine Rundenzeiten mehr aufgrund von Track-Limit-Vergehen aberkannt werden. Erst im Qualifying und im Rennen schaut man genauer hin. Sargeant wurde das nun zum Verhängnis.

Logan Sargeant beim Formel-1-Qualifying in Saudi-Arabien, Foto: LAT Images
Logan Sargeant beim Formel-1-Qualifying in Saudi-Arabien, Foto: LAT Images

"Das ist frustrierend, aber wir können mitnehmen, dass sich das Auto superschnell angefühlt hat. Ich habe ein paar Fehler gemacht, deshalb bin ich enttäuscht von mir selbst, dass ich nicht noch eine weitere Runde hinbekommen habe", sagte Sargeant. Nicht ganz zu unrecht nimmt der Williams-Neuzugang das frühe Qualifiyng-Aus auf seine Kappe. Denn die beiden weiteren schnellen Runs verwarf er jeweils selbst.

Bei seinem zweiten Versuch drehte er sich in Kurve 23, beim dritten Anlauf vertat sich Sargeant schon in Kurve 1 und touchierte zu allem Überfluss am Ausgang der ersten Schikane auch noch die Mauer. "Ich verspürte viel Druck auf der letzten Runde und lieferte nicht", ging der Formel-1-Pilot aus Florida mit sich selbst hart ins Gericht.

Alexander Albon rästelt: Wie verschwand die Williams-Pace?

Einen gebrauchten Nachmittag erlebte auch sein Teamkollege Alexander Albon. Der Thailänder wunderte sich über die Pace seines Boliden. Denn nachdem der Williams in den Trainings einen guten Eindruck hinterließ, verpuffte diese Pace plötzlich am Samstagabend im Qualifying. "Wir waren immer schnell, wenn wir rausfuhren, abgesehen vom Qualifying", wunderte er sich.

Seine Rundenzeit von 1:29,994 in Q1 war sogar langsamer als noch die Zeit in FP3 und das obwohl das Zeittraining unter deutlich kühleren Bedingungen ausgetragen wurde, sowie mit voller Motorleistung und weniger Tankinhalt. Wo die Performance hin verschwunden ist, kann er sich nicht erklären. "In Bahrain kam uns die Balance des Autos entgegen, als es dünkler wurde, hier war der Gegenteil der Fall", erklärte Albon, der über mangelnden Grip klagte.

Immerhin haben beide Williams-Piloten für das Rennen eine Ass im Ärmel: Nämlich die Geschwindigkeit auf der Geraden. Gemeinsam mit den Red Bulls war der FW45 bereits am gesamten Wochenende auf der Geraden der schnellste Bolide. Überholen können sie also, ob die Performance des Autos sie in die dementsprechende Position bringt, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Formel 1 Saudi-Arabien 2023: Der Zeitplan