Wie gut funktioniert der Budget Cap in der Formel 1? Der Fall Red Bull stellte 2022 die Ausgabendeckelung der Teams ein erstes Mal auf die Probe. Die Kritik an der Überwachung über die Einhaltung des finanziellen Reglements reißt aber auch 2023 nicht ab.

Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer befürchtet, dass es eine einfache Route gibt, den Budget Cap zu umgehen. Im Verdacht stehen naturgemäß vor allem die Topteams. Konkret geht es dabei um Technologie-Abteilungen die unabhängig vom Rennteam operieren. Durch die Budget-Limitierung schichteten viele Formel-1-Rennställe Mitarbeiter aus der Königsklasse in diese Projekte um.

Otmar Szafnauer: Müssen Schlupflöcher schließen

Vielfach arbeitet so Personal von F1-Teams nur zum Teil am Formel-1-Projekt selbst und ist für seine restliche Arbeitszeit in f1-unabhängigen Tech-Abteilungen beheimatet. Damit fallen die Gehälter nur teilweise unter die Budgetgrenze. Szafnauer befürchtet, dass das dafür genutzt werden kann, den Budget Cap zu umgehen.

"Es kommt eine Zeit, in der wir einen Blick auf diese ganzen aufkommenden Unternehmen werfen müssen, die es ohne den Budget Cap nicht geben würde, um sicherzustellen, dass die Schlupflöcher nicht so groß sind, dass es so ist, als gäbe es überhaupt keinen Budget Cap", warnt der Formel-1-Routinier.

Kontrollen darüber, inwiefern in diesen Grenzfällen die Trennung zwischen F1-unabhängigen Projekten und Arbeiten für die Königsklasse tatsächlich eingehalten wird, fallen schwer. Dazu kommt noch die Frage rund um das Know-How-Transfer. "Wie wird es zum Beispiel verbucht, wenn jemand eine großartige Idee für die Formel 1 hat, während er an etwas anderem arbeitet?", rätselte der ehemalige Aston-Martin-Teamboss.

Technologie-Transfer in die Formel 1?

"Das ist nur eine Idee, aber wenn man das weiterdenkt, dann könnte das andere Dinge betreffen. Wenn man etwa Werkzeuge für ein Boot entwickelt, aber diese Werkzeuge auch in der Formel 1 verwendbar sind. Dann hat man viel in die Entwicklung dieses Werkzeugs investiert, aber es wird in der Formel 1 nur marginal berücksichtigt", führte Szafnauer ein weiteres Beispiel aus.

Der Vergleich kommt nicht von ungefähr. Auch wenn er es nicht direkt anspricht, spielt Szafnauer damit auf Mercedes an, die seit 2021 technisch am professionellen Segel-Team Ineos Britannia beteiligt sind. "Wir müssen anfangen darüber nachzudenken, diese Dinge zu unterbinden", betonte Szafnauer. Laut ihm seien solche versteckten Entwicklungen, die ihm Budget Cap nicht vorkommen ein größerer Faktor als die Inflationsangleichungen oder für die Zusatz-Millionen durch den längeren Rennkalender.

Natürlich betrifft diese Mutmaßung nicht nur Mercedes. Ein Großteil der Formel-1-Teams betreut neben der Königsklasse auch Technik-Projekte oder Firmen abseits der Formel 1, ein Trend der schon lange vor der Einführung des Budget Cap begann. Red Bull gründete beispielsweise 2014 Red Bull Advanced Technologies, McLaren betreut seit 1991 McLaren Applied und produzierte unter anderem Komponenten für die Einheitsboliden vergangener Formel-E-Generationen.