Die Formel-1-Welt und vor allem alle Fans von Max Verstappen können aufatmen: der Weltmeister-Titel 2021 bleibt dem Niederländer erhalten. Sein Team Red Bull Racing muss jedoch in Folge eines Verstoßes gegen die Budgetobergrenze 2021 gleich zwei Strafen in Kauf nehmen. Dies teilte die FIA am Freitag im Rahmen des Großen Preises von Mexiko mit. Auch Aston Martin wurde für einen Verfahrensfehler im Rahmen der Überprüfung mit einer Strafe belegt.

Red Bull hat zu viel Geld ausgegeben, Foto: Red Bull Content Pool
Red Bull hat zu viel Geld ausgegeben, Foto: Red Bull Content Pool

Red Bull gesteht Verstoß gegen Budgetobergrenze ein

Red Bull wurde von der FIA bei der genauen Überprüfung der eingereichten Daten für die Formel-1-Saison 2021 eines Verfahrensfehlers und einer geringfügigen Überschreitung der Budgetobergrenze überführt.

In der Saison 2021 galt zum ersten Mal ein neues finanzielles Reglement gemäß dem jedem F1-Team ein Budget von 148,6 Millionen US-Dollar zur Verfügung stand (abgesehen von einigen Ausnahmen wie den Fahrergehältern, Marketing oder den Gehältern der Top-3-Teammitglieder).

Ein geringfügiger Verstoß gegen die Obergrenze bedeutet gemäß dem Reglement eine Überschreitung von bis zu maximal fünf Prozent oder sieben Millionen US-Dollar. In den vergangenen Wochen wehrte sich Red Bull vor allem in Person von Teamchef Christian Horner vehement gegen Betrugsvorwürfe und Aussagen, dass die Mannschaft etwas falsch gemacht hätte.

Nach intensiven Gesprächen mit der FIA unterzeichnete Red Bull Racing nun aber am Mittwoch, 26. Oktober 2022 ein sogenanntes "Accepted Breach Agreement" (kurz ABA), eine Vereinbarung, in der das Team einen Bruch des finanziellen Reglements eingesteht.

Die Cost Cap Administration der FIA betont dabei ausdrücklich, dass es sich um das erste Jahr dieses völlig neuen Überprüfungsprozesses handele und Red Bull sich während der gesamten Untersuchung kooperativ gezeigt und alle Anfragen rechtzeitig beantwortet habe. Entsprechend hält die FIA fest, dass Red Bull nicht in böser Absicht, unehrlich oder auf betrügerische Art und Weise gehandelt oder versucht habe, Informationen zu verschleiern.

Red Bull lag nur knapp über dem Budgetcap, Foto: Red Bull Content Pool
Red Bull lag nur knapp über dem Budgetcap, Foto: Red Bull Content Pool

So viel lag Red Bull über dem Budget-Cap

Aus diesen Gründen hielt es die Cost Cap Administration für angebracht, Red Bull ein ABA zu unterbreiten, um den Fall aus der Welt zu räumen. Entscheidend war dabei, dass es sich nur um einen begrenzten Verfahrensfehler handelte und der zu viel ausgegebene Betrag sich am unteren Ende der 5%-Marke bewegte.

In Zahlen ausgedrückt: Die von Red Bull übermittelten relevanten Kosten für das volle Jahr 2021 waren 114.293.000 britische Pfund. Die FIA stellte fest, dass das Team Kosten in der Gesamthöhe von 5.607.000 Pfund ungenau ausgeschlossen und/oder angepasst hat, darunter u.a. Kosten für Catering, Sozialbeiträge für Mitarbeiter, Reise- und Wartungskosten. Dies führte zu einer Überschreitung der Budgetobergrenze von weniger als 5% (1.864.000 Pfund oder 1,6%).

Gleichzeitig hält die FIA fest, dass die Verfahrensfehler von Red Bull zu einem Großteil zum Überziehen des Budget-Caps geführt haben. Hätte das Team den Wert von 1.431.348 Pfund korrekt behandelt, hätte es die Budgetobergrenze immer noch überschritten, allerdings nur mit einem Wert von 432.652 Pfund oder 0,37%. Auf dieser Grundlage akzeptiert Red Bull Racing die in dem ABA festgelegten Maßnahmen und Strafen.

Red Bull verliert wertvolle Windkanal-Zeit, Foto: Red Bull Content Pool
Red Bull verliert wertvolle Windkanal-Zeit, Foto: Red Bull Content Pool

Red Bull: Geldstrafe und Windkanal-Nachteil

Der Vorteil des ABA für Red Bull: Damit sind die heftigsten Strafen wie ein möglicher Punktabzug und damit der Verlust des Fahrer-Weltmeistertitels von Max Verstappen vom Tisch. Dennoch kommt das Team nicht schadlos davon: Red Bull muss sieben Millionen Dollar Strafe bezahlen, die jedoch nicht unter den Budget-Cap fallen und damit das Budget nicht verringern. Zudem muss Red Bull die Kosten der Cost Cap Adminstration übernehmen, die in Zusammenhang mit der Vorbereitung des ABA stehen

Zusätzlich erhält das Team eine geringfügige sportliche Strafe und verliert für einen Zeitraum von zwölf Monaten ab dem Wirksamwerden des ABA zehn Prozent seiner erlaubten Windkanal- und CFD-Zeiten, und zwar on top der Abzüge für Windkanal- und CFD-Ressourcen, die das Team aufgrund des Gewinns der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft ohnehin im ersten Halbjahr 2023 schon hinnehmen muss..

Diese sogenannten Aerodynamic Test Restrictions (kurz ATR) sind ebenfalls neu und teilen ein Formel-1-Jahr in zwei Hälften ein. Je nach der Position in der Konstrukteurs-WM im vorherigen Zeitraum erhalten die Teams mehr oder weniger Runs im Windkanal bzw. per CFD (Computational Fluid Dynamics). Der Weltmeister erhält am wenigsten, der WM-Zehnte am meisten. Ab dem 1. Januar eines Jahres stellt die Konstrukteurs-WM des Vorjahres die Berechnungsgrundlage dar, ab dem 1. Juli dann der Zwischenstand der jeweils aktuellen F1-Saison zum 30. Juni.

Aston Martin kam mit einer milden Geldstrafe davon, Foto: LAT Images
Aston Martin kam mit einer milden Geldstrafe davon, Foto: LAT Images

Auch Aston Martin bestraft: Geldstrafe für Verfahrensfehler

Erst mit Verzögerung veröffentlichte der Automobilweltverband FIA am Montag nach dem Japan GP die Ergebnisse seiner Überprüfung aller zehn Formel-1-Teams im Hinblick auf die 2021 erstmals eingeführte Budgetobergrenze in der Königsklasse des Motorsports.

Neben Red Bull drohte zu diesem Zeitpunkt auch Sebastian Vettels Noch-Team Aston Martin Ärger. Die Mannschaft von Lawrence Stroll hat ebenfalls einen Verfahrensfehler begangen und muss dafür 450.000 Dollar Strafe bezahlen und die Kosten für die Untersuchung tragen. Den Budget-Cap hat das Team jedoch eingehalten. Wie bei Red Bull gibt die FIA auch in diesem Fall eine lange Liste von insgesamt zwölf Fällen an, in denen das Team falsch abgegrenzte under falsch angepasste Werte angegeben hat, darunter u.a. Kosten für die neue F1-Fabrik, Forschungs- & Entwicklungssteuergutschriften, Catering und Kosten für Tische und Stühle.

Bereits Anfang Juni hatte das Williams Team ein Accepted Breach Agreement mit der FIA unterzeichnet und damit eine Geldstrafe in Höhe von 25.000 US-Dollar in Kauf genommen. Auch der Mannschaft aus Grove war ein Verfahrensfehler unterlaufen. Konkret versäumte es Williams, die vollständige Jahresdokumentation aller Kosten zur Formel-1-Saison 2021 rechtzeitig bei der Budget-Cap-Administration der FIA vorzulegen, der Rennstall kündigte das Versäumnis jedoch eigenständig an.