Großes Rätselraten nach dem Formel-1-Trainingsfreitag in Austin. Aufgrund des Reifentests von Pirelli in FP2 ist das zweite Training praktisch wertlos und damit fehlen auch die gesamten Longrun-Vergleiche, die ansonsten am Freitag häufig am besten Aufschluss über die Kräfteverhältnisse im Feld geben. Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in den USA gibt es hier im Liveticker.

Aus diesem Grund müssen wir an diesem Wochenende auf eine klassische Trainingsanalyse verzichten. Dennoch gab es am Trainingstag in Austin eine Reihe von Faktoren, die für das verbleibende Wochenende noch von Gewicht sein können. Wir haben die wichtigsten Daten und Fakten des Trainingsfreitags zusammengetragen.

Ferrari vs. Red Bull: Wo steckt die Rundenzeit?

An der Spitze von FP1 fanden sich am Ende der Session Carlos Sainz und Max Verstappen wieder. Sainz setzte sich mit 0,224 Sekunden vor dem Weltmeister durch, er fuhr seine Runde auch etwas früher als der Niederländer. Da sich die Programme der Teams im ersten Training in der Regel stark unterscheiden, ist ein direkter Vergleich allerdings schwierig.

Die Kräfteverhältnisse in den einzelnen Streckenabschnitten verteilten sich so, wie es bereits häufig in dieser Saison der Fall war: Red Bull gibt in den schnellen Kurven und auf der Geraden den Ton an, Ferrari hat hingegen in den engen Ecken die Nase vorn. Mercedes scheint zumindest auf eine Runde auch in Austin nur dritte Kraft zu sein: Lewis Hamilton verlor 0,475 Sekunden auf seiner schnellsten Runde in FP1 auf die Spitze. Die Silberpfeile müssen auf der Geraden Federn lassen, ihre Stärken liegen in den schnellen bis mittelschnellen Kurven.

Was das zweite Training angeht, lassen sich kaum Rückschlüsse ziehen, da sämtliche Piloten verpflichtet waren, ein Testprogramm für mit den Reifen-Prototypen von Pirelli für 2023 abzuspulen. Nur Charles Leclerc, Valtteri Bottas und Daniel Ricciardo fuhren eine halbe Stunde lang ein normales Trainingsprogramm, da sie in FP1 von einem Nachwuchsfahrer ersetzt worden waren.

Leclerc setzte auf einem gebrauchten Soft mit 1:36,810 die Bestzeit, Bottas und Ricciardo waren auf einem frischen weichen Reifen dahinter. Diese Fahrer hatten zumindest den kleinen Vorteil, dass sie bei aussagekräftigeren Bedingungen auf der Strecke waren, das Ergebnis von FP2 ist dennoch wertlos. FP3 wird umso bedeutender bei der Setuparbeit der Teams.

Motorstrafe für Perez: Zieht Leclerc nach?

Das Qualifying-Ergebnis wird in Austin wieder einmal nicht ganz der Startaufstellung entsprechen, das ist bereits am Freitag klar. Sergio Perez zieht zum voraussichtlich letzten Mal in der Formel-1-Saison 2022 eine Motorstrafe. Red Bull tauschte an dem Boliden des Mexikaners den Verbrenner, was ihm eine Rückversetzung von fünf Positionen einbringt. Auch Guanyu Zhou muss für denselben Tausch fünf Plätze weiter nach hinten rücken.

Aber das muss es noch nicht gewesen sein. Denn auch am Ferrari von Charles Leclerc wird schon seit Tagen über einen Tausch spekuliert. Noch ist dieser nicht offiziell, aber es könnte am Samstag so weit sein. Bei Fernando Alonso denkt das Team ebenfalls offen über einen Tausch von PU-Komponenten nach. Der Alpine-Pilot teilte am Freitag mit, dass es entweder in Austin oder am nächsten Wochenende in Mexiko so weit sein wird.

Mercedes-Flügel muss warten

Auf der Upgrade-Front ist es gegen Saisonende etwas ruhiger geworden. Die meisten Teams konzentrieren sich bereits auf 2023, nur wenige Rennställe brachten deshalb frische Teile über den großen Teich. Alfa Romeo und Alpine passten zum Beispiel Kleinigkeiten an. Die Ausnahme von der Regel ist Mercedes. Die Silberpfeile brachten ein etwas größeres Upgrade-Paket nach Austin, das vor allem den Unterboden und den Heckflügel betrifft.

Eigentlich hatte das Team aus Brackley auch einen neuen Frontflügel zum USA-GP gebracht. Doch der kommt aus zweierlei Gründen nicht zum Einsatz. Einerseits schaffte es nur ein Flügel rechtzeitig an die Strecke, weshalb man aufgrund der reduzierten Trainingszeit keinen Back-to-Back-Vergleich anstellen konnte.

Auf der anderen Seite machte die Konstruktion des Flügels laut einem Bericht von Auto Motor und Sport bei den Regelhütern Probleme. Denn die Stabilisatoren zwischen den Frontflügel-Elementen sind wie Winglets geformt und könnten demnach Luft um das Auto leiten. Deshalb müssen diese Komponenten bis zu dem Debüt des Flügels in Mexiko nochmal angepasst werden.