Fahrermäßig ist McLaren in der Formel 1 eigentlich gut besetzt. Mit Lando Norris und Neuzugang Oscar Piastri, der nächste Saison dazustößt, ist die Paarung nicht nur die jüngste, sondern wohl auch eine der erfolgversprechendsten im Formel-1-Feld für 2023.

Das hält das F1-Team aus Woking aber nicht davon ab, weiterhin Formel-1-Tests mit anderen Piloten durchzuführen. Bereits seit längerem bediente sich McLaren dazu Fahrern aus der ultra-kompetitiven Indycar-Serie, in der man in einer Kooperation mit Schmidt Peterson Motorsport ein Team stellt.

McLaren zieht Ausnahmeregelung: Erster F1-Test für Palou

Die nächsten Testfahrten gehen bereits in dieser Woche über die Bühne: Patricio O'Ward, der bis 2024 bei McLaren unter Vertrag steht testet den McLaren MCL35M in Barcelona. Für mehr Aufmerksamkeit sorgt aber der zweite Name, der ebenfalls auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya einen Test-Einsatz absolviert: Alex Palou.

Bis zum Mittwoch war die Zukunft des Spaniers, der sich 2021 in seiner erst zweiten Saison in der Indycar-Serie zum Meister krönte, noch offen. Grund war ein Vertragsdisput zwischen seinem ehemaligen Team Chip Ganassi Racing und McLaren. CGR zog im Juni eine Option für eine Vertragsverlängerung, Palou widersprach dieser Ankündigung aber und wurde kurze Zeit später als McLaren-Fahrer bekanntgegeben. Es folgte ein Rechtsstreit.

Dieser Streit wurde nun beigelegt: Palou bleibt in der Indycar-Serie bei CGR, hat aber ein bedeutendes Zugeständnis von dem Rennstall erhalten: Er darf Formel-1-Testfahrten für McLaren absolvieren. Genau von diesem Paragraph machen er und McLaren bei diesen Tests Gebrauch. Dass die Ausfahrt bereits in derselben Woche stattfindet, in der auch die Einigung bekanntgegeben wurde, deutet darauf hin, dass es hinter verschlossenen Türen schon länger eine Einigung gab. Am Donnerstag absolvierte Palou bereits seine ersten Test-Kilometer.

Palou befindet sich derzeit in Topform. Am letzten Wochenende der Indycar-Saison 2022 sicherte er sich in Laguna Seca seinen ersten Saisonsieg. Obwohl er zuvor im gesamten Jahr sieglos geblieben war, befand sich Palou lange im Titelkampf. Letztendlich reichte es mit einem Rückstand von 50 Punkten (umgerechnet ein Rennsieg) auf Champion Will Power nur zu P5 und die Titelverteidigung misslang.

Pato O'Ward konnte im Gegensatz zu Palou bereits Erfahrungen in einem F1-Boliden sammeln. Der Mexikaner mit irischen Wurzeln nahm am Ende der Saison 2021 für die Sportwagen-Marke am Young-Driver-Test in Abu Dhabi teil.

Keine McLaren-Tests für Herta

Bis vor Kurzem befand sich auch Colton Herta im McLaren-Testprogramm. Doch er erhält sowohl in Barcelona als auch allgemein keine Berücksichtigung mehr bei den Papaya-Orangen. Herta hat ein Stamm-Cockpit bei AlphaTauri in Aussicht. Im Moment fehlt ihm aber noch die Superlizenz, um auch in der Formel 1 an den Start gehen zu können. Gerüchten zufolge soll er Ende September an Alpine-Testfahrten mit einem 2021er-Boliden am Hungaroring teilnehmen.