Noch bevor in der Formel 1 der Vertragsstreit zwischen McLaren und Alpine vom Zaun gebrochen war, gab es in der Indycar-Meisterschaft eine nahezu idente Posse, in deren Mittelpunkt sich ebenfalls McLaren befand: Nachdem Chip Ganassi Racing die Vertragsverlängerung des damals noch amtierenden Indycar-Champions Alex Palou bekanntgab, widersprach der Spanier via Twitter. Kurze Zeit später verkündete McLaren, dass Palou 2023 bei ihnen fahren werde.

Es folgte eine Zivilklage von Chip Ganassi Racing und ein monatelanges Hickhack rund um den Vertrag. Übereinstimmenden Meldungen zufolge befand sich im CGR-Kontrakt von Palou eine Option für die Saison 2023. Aus dieser hätte er aber freigekauft werden können, McLaren zeigte sich aber nicht bereit, die geforderte Ablöse von 10 Millionen Dollar zu begleichen. Am 24. August wurde der Tweet, in welchem der "Wechsel" von Palou verkündete, wurde zudem gelöscht.

Wenige Tage nachdem Palou das letzte Rennen der Indycar-Saison 2022 für sich entscheiden konnte, wurde der Streit offiziell beigelegt - mit folgendem Ausgang: Palou fährt auch im kommenden Jahr bei seinem derzeitigen Team. Das verkündete er am Mittwoch via Twitter. "Ich freue mich zu verkünden, dass Chip Ganassi Racing und ich zu einer Einigung gekommen sind und ich in der nächsten Saison wieder im Auto mit der Nummer 10 sitzen werde", schrieb Palou.

Ein radikaler Meinungsumschwung für einen Fahrer, der noch vor wenigen Monaten mit allen Mitteln versuchte, sein Team zu verlassen und bei McLaren anzudocken. Die Antwort, warum sich dieser Konflikt klären ließ, versteckt sich womöglich hinter einem Zugeständnis, welches CGR dem jüngsten Champion der modernen Indycar-Serie zukommen ließ.

Denn Palou erhält trotz seines gescheiterten Wechsels zu McLaren die Genehmigung für das Formel-1-Teams der Sportwagen-Marke Tests zu absolvieren. "Ich bin auch dankbar, dass Chip Ganass Racing mir erlaubt, F1-Tests mit McLaren außerhalb meiner Indycar-Verpflichtungen zu fahren", verkündete Palou in einem weiteren Twitter-Post. Gleichzeitig bedankte er sich auch bei seinem Team-Management für diese Erlaubnis.

Palou befindet sich damit nun in einer ähnlichen Vertragssituation wie Colton Herta, der 2022 ebenfalls für McLaren Formel-1-Tests absolvieren durfte, obwohl er bei McLarens Indycar-Konkurrenten Andretti unter Vertrag steht.

Der Indycar-Meister von 2021 kokettierte lange mit einem Wechsel in die Formel 1. Gerüchten zufolge soll das auch der Grund gewesen sein, aus dem er das erfolgreiche Indycar-Topteam CGR verlassen habe. Bei seiner ursprünglichen Bekanntgabe von McLaren wurde nicht kommuniziert, in welcher Serie er zum Einsatz kommen sollte. Palous F1-Hoffnungen erledigten sich dann aber spätestens mit der Verkündung von Oscar Piastri als Teamkollege von Lando Norris.

McLaren: Felix Rosenqvist bleibt in der Indycar

Im Indycar-Programm von McLaren wurde das dritte Cockpit, für welches ursprünglich Palou eingeplant war, ebenfalls bereits besetzt. Gleichzeitig mit der Ankündigung von Palou vermeldete der Indycar-Ableger des F1-Teams aus Woking, dass Felix Rosenqvist ein weiteres Jahr für McLaren auf Punktejagd gehen wird. Der Schwede bleibt damit Teamkollege von Patricio O'Ward. Dazu kommt noch Ex-Formel-1-Fahrer Alexander Rossi, dessen Wechsel zu McLaren schon im Juni kommuniziert wurde.

Rosenqvists Verbleib in der Indycar-Serie wackelte zuvor. Er hätte aller Voraussicht nach im Falle eines erfolgreichen Wechsels von Palou zu McLaren in das Formel-E-Programm des Teams wechseln sollen. Es ist nun also noch weiterhin offen, wer 2023 Teamkollege von Rene Rast in der Elektro-Meisterschaft wird.