Es war ein Schock für McLaren. IndyCar-Star Alex Palou servierte das Traditionsteam trotz Vertrags eiskalt ab. Der Spanier sollte 2024 IndyCar für die Briten fahren und Test- und Ersatzfahrer in der Formel 1 sein, doch er will stattdessen bei Chip Ganassi Racing bleiben. McLaren will das nicht auf sich sitzen lassen, wie Firmenchef Zak Brown in Zandvoort bestätigte: "Alex hat uns darüber informiert, dass er keine Absicht hat, unseren Vertrag mit ihm in der IndyCar-Serie oder der Formel 1 zu erfüllen. Wir haben einen Vertrag. Wir befinden uns nun in einem Rechtsstreit, den wir letzte Woche gegen ihn eingereicht haben."

Mehr Details wollte er nicht verraten: "Wir werden jetzt die Rechtsorgane die Sache weiterführen lassen." Dass der Führende der IndyCar-Meisterschaft doch noch für McLaren fahren wird, gilt angesichts der Klage des Rennstalls gegen ihn als so gut wie ausgeschlossen. Brown empfindet Palous Verhalten insbesondere auf menschlicher Ebene als schwach: "Es ist sehr enttäuschend, denn wir hatten eine gute Beziehung. Er hat sich deswegen nicht persönlich bei mir gemeldet, was auch ziemlich enttäuschend ist, wenn man bedenkt, was wir für ihn getan haben und welche Möglichkeiten wir ihm eröffnet haben."

Palou durfte 2022 den MCL36 im FP1 beim USA Grand Prix pilotieren. Außerdem erhielt er Testfahrten in McLarens TPC [Testing Previous Car] Programm, in dem mit dem MCL35M aus dem Jahr 2021 gefahren wird. Neben Palou durften u.a. auch McLaren-IndyCar-Pilot Pato O'Ward und Mercedes-Testfahrer Mick Schumacher am Test-Programm teilnehmen. Dort habe der Spanier laut Brown einen guten Eindruck hinterlassen: "In der Formel 1 gibt es so viele Dinge, die du können musst, um ein kompletter Fahrer zu sein. Er hat in der IndyCar und in seiner Zeit mit uns demonstriert, dass er ein kompletter Rennfahrer ist. Aber jetzt weiß ich nicht, ob wir es je herausfinden werden [ob Palou eine Formel-1-Karriere hätte schaffen können, Anm. d. Red.]."

Brown: McLaren gab keinerlei Anlass zur Trennung

Dass McLaren selbst etwas zu Palous Kehrtwende beigetragen hat, schließt Brown aus. Umso schwerer wiegt die Enttäuschung: "Ich glaube nicht, dass seine Entscheidung irgendetwas mit McLaren an sich zu tun hat. Unsere Beziehung war stark, also ist es eine Enttäuschung, wie das nun auf persönlicher Ebene gehandhabt wurde. McLaren nimmt die Beziehung zu seinen Fahrern sehr ernst. Wir leisten gute Arbeit, unseren Fahrern ein familiäres Umfeld zu bieten. Auf diese Art und Weise im Stich gelassen zu werden, ist also sehr enttäuschend."

Pato O'Ward wird wohl wieder FP1s für McLaren fahren, Foto: LAT Images
Pato O'Ward wird wohl wieder FP1s für McLaren fahren, Foto: LAT Images

Auf diese Enttäuschung hin muss McLaren auch seine Pläne bezüglich der zwei per Reglement vorgeschriebenen Rookie-Einsätze in FP1 ändern, welche 2023 noch ausstehen. Palou wird diese Möglichkeit nicht mehr bekommen. Ohne eine direkte Bestätigung zu geben, ließ der McLaren-Geschäftsführer durchblicken, wer wohl im MCL60 sitzen wird: "Pato [O'Ward] wird später im Jahr im Auto in unserem TPC sein. Er hat da einen guten Job für uns gemacht. Er steht sicherlich im Fokus." Wann dies der Fall sein wird, ist jedoch noch offen: "Wir haben noch etwas Zeit. Es wird gegen Ende des Jahres sein, wenn wir entscheiden, wer im FP1 fahren darf."