Nur drei Reifen statt vier, Sergio Perez' Duell mit einem Schlagschrauber, Carlos Sainz musste bremsen, um einem McLaren-Mann das Leben zu retten und wurde dafür bestraft: Neben Max Verstappens Sieg war auch die Boxengasse in Zandvoort ein großes Gesprächsthema nach dem Grand Prix.

Sainz: Mechaniker-Sicherheit geht vor

Trotz der Herabsetzung des Geschwindigkeitslimits von 60 auf nur 80 km/h gab es einige gefährliche Situationen und Unsafe-Releases beim diesjährigen Großen Preis der Niederlande. Unter den Opfern: Carlos Sainz. Der die zu enge Boxengasse als Hauptschuldigen sieht. Nicht nur in Zandvoort, auch in Budpest und Singapur ist die Boxengasse sehr schmal und bietet den Formel-1-Boliden nicht viel Spielraum. Und nicht nur Carlos Sainz fordert Änderungen und denkt an die Sicherheit der Mechaniker.

Unvergessen bleibt Jos Verstappens Feuer-Inferno mit glimpflichem Ausgang, Foto: LAT Images
Unvergessen bleibt Jos Verstappens Feuer-Inferno mit glimpflichem Ausgang, Foto: LAT Images

"Darüber wird nicht genug gesprochen", meint Carlos Sainz in Monza zu der Thematik. "Wir müssen die Sicherheit der Mechaniker verbessern." Die Teamleute leisten bei den Boxenstopps Schwerarbeit und stehen unter immensem Druck. Ein Fehler beim Boxenstopp kann einem Fahrer das Rennen ruinieren (so gesehen bei Bottas in Monaco 2021 oder Hamilton in Hockenheim 2019). Immer wieder entstehen dort gefährliche Situationen für Fahrer und/oder Mechaniker. Bei Jos Verstappens Feuer-Inferno 1994 kamen er und seine Benetton-Teamkollegen nur mit Glück mit leichten Verbrennungen davon.

Gefahrenquelle Boxenstopp

Das Heruntersetzen der Geschwindigkeitsbegrenzung um 20 km/h löste das Problem nur bedingt. "Wir vergessen, dass die Leute mit Overall und Helm beim Boxenstopp inmitten von Autos sind, die 80 km/h fahren", mahnt Carlos Sainz. "Sie sind nur Zentimeter von Unfällen und gefährlichen Situationen entfernt." Der Spanier sieht Handlungsbedarf, richtet seine Kritik aber nicht gegen die Rennstrecke: "Zandvoort ist eine großartige Strecke und ich möchte jedes Jahr dorthin zurückkommen. Ich möchte auch weiterhin Rennen in Zandvoort, Budapest und Singapur fahren."

Die Boxengassen seien schlichtweg zu eng. "Wir reden die ganze Zeit über Sicherheit im Auto oder auf den Rennstrecken", führt Carlos Sainz weiter aus. "Ich befürchte, eines Tages passiert etwas. Vor allem wenn so viel los ist!" Während Safety-Car-Phasen ist in der Boxengasse meist der Teufel los, wenn fast das ganze Fahrerfeld (ausgenommen Lewis Hamilton) auf frische Reifen wechselt.

Russell und Sainz sehen die FIA in der Pflicht

"Ich habe das Thema danach bei den Rennstewards angesprochen, als ich ihnen meine Situation beim Unsafe-Release erklärt habe", nimmt Carlos Sainz die FIA in der Pflicht. "Ich habe meinen Standpunkt klar gemacht. Sie sollen das an den Rennleiter und die FIA weiterleiten." Bislang gibt es im Sportlichen Reglement keine genauen Vorgaben zur Mindestbreite der Boxengasse.

"In Zandvoort ist sie [die Boxengasse] sicherlich zu eng. Dagegen muss etwas unternommen werden", sieht auch GPDA-Direktor George Russell Handlungsbedarf. Für den konkreten Fall in den Niederlanden hätte der Brite keine wirklichen Lösungsvorschläge, aber es müsste auf jeden Fall ein Kompromiss gefunden werden. "Das ist sicherlich ziemlich beängstigend für die Mechaniker, wenn Autos mit 60 oder 80 km/h auf dich zukommen. Beim Wegfahren sind die Reifen kalt, die Autos fetzen weg." Und setzt sich so für knappe Rennen, nicht knappe Boxengassen ein.