Formel 1 in Zandvoort, Gewinner: Lando Norris
Was für eine Vorstellung! Lando Norris erlebte in Zandvoort ein Wochenende, das wir sonst so in jüngerer Vergangenheit eigentlich nur von Max Verstappen gewohnt waren. Überragend im Qualifying, überragend im Rennen. Wenn Norris jetzt auch noch Starts hinbekommen würde… Aber die Leichtigkeit, mit der er Platz 1 zurückeroberte und anschließend davonzog, macht seinen Sieg beinahe noch spektakulärer. Im Schnitt war Norris zwischen Runde 18 (als er Verstappen überholte) bis ins Ziel 0,42 Sekunden schneller als der Red-Bull-Pilot. Das ist eine Welt.
Formel 1 in Zandvoort, Gewinner: Charles Leclerc
Erinnern wir uns noch an die Zeiten, als wir uns fragten, welchem Fluch Charles Leclerc verfallen ist? Als nach seinem Monaco-Sieg plötzlich über Wochen gar nichts ging. Nun, diese Zeit ist vorbei und plötzlich mischt Leclerc wieder mit, vor allem wenn niemand damit rechnet. In Zandvoort zog Ferrari schon nach dem Freitag böse Mine und schrieb das Wochenende beinahe ab. Aber Pustekuchen! Im Rennen waren die Roten plötzlich das zweitschnellste Team hinter McLaren. Die Aufholjagd von Carlos Sainz war auch nicht von schlechten Eltern, aber im Gegensatz zu dem Spanier hat Leclerc das ganze Wochenende hinbekommen und wurde mit einem Podium belohnt, dem zweiten in Serie.
Formel 1 in Zandvoort, Gewinner: Pierre Gasly
Zandvoort und Pierre Gasly. Irgendwas an dieser Kombination scheint einfach zu passen. 2021 lieferte der Franzose beim Niederlande-GP eines seiner besten Rennwochenenden im kleinen Red-Bull-Team ab, zwei Jahre später steuerte er im Regenchaos seinen Alpine auf das Podium. Der neunte Platz in diesem Jahr hat vielleicht nicht die Strahlkraft dieser beiden Ergebnisse, aber er ist nicht minder beeindruckend. Gasly zog in Q3 ein und machte den A524 anschließend in der harten Mittelfeld-Schlacht zum 'Best of the Rest'. In einem Alpine alles andere als gewöhnlich - der Beweis sitzt auf der anderen Garagenseite.
Formel 1 in Zandvoort, Gewinner: Sergio Perez
Platz 6 im Red Bull klingt erstmal nicht sonderlich beeindruckend. Aber unter diesen Umständen? Vor der Sommerpause galt er als so gut wie abgesägt, aber er erhielt einen vorläufigen Vertrauensbeweis seines Teams. In Zandvoort bekam Sergio Perez dann mit dem Red Bull nur das drittschnellste Auto vor die Nase gestellt und noch dazu eines der windanfälligeren. Da ist Platz 5 im Qualifying schon mehr als solide, Platz 6 im Rennen ist auch ordentlich. "Es war eine sehr solide Fahrt von ihm heute", war auch RBR-Teamchef Christian Horner überzeugt. Unter dem Strich ist es sogar sein bestes Ergebnis seit dem Miami-Wochenende. Auf das Verstappen-Niveau fehlt noch einiges, aber damit rechnet ja auch keiner. In Zandvoort trennten ihn nur 17 Sekunden von dem Weltmeister. Das ist im Rahmen.
Formel 1 in Zandvoort, Verlierer: Max Verstappen
Max Verstappen kann man fahrerisch an diesem Wochenende kaum etwas vorwerfen. Der Fehler in der Q3-Runde, ja. Aber danach muss man schon mit der Lupe suchen und letztendlich kostete er ihm keine Position. Der Rest war einfach nur effiziente Maximierungsarbeit: P2 war das absolute Maximum für Red Bull im Qualifying, P2 das absolute Maximum im Rennen. Passt also. Glücklich kann Verstappen nach dieser Niederlage gegen Lando Norris mit Blick auf die Weltmeisterschaft dennoch kaum sein. Verlieren ist eine Sache, aber nach dieser Machtdemonstration muss sich der Formel-1-Champion schon Sorgen machen. Vor allem, weil Red Bull praktisch nur dritte Kraft war. Was, wenn es an jedem Wochenende so läuft? Was, wenn die anderen Teams und Fahrer sich auch noch dazwischen schieben? Dann sind 70 Punkte in neun Rennen und drei Sprints schnell weg.
Formel 1 in Zandvoort, Verlierer: Mercedes
Mal Hand aufs Herz: Wer hätte nach dem Trainings-Freitag damit gerechnet, dass Mercedes in Zandvoort langsamer als Ferrari ist und keine Chance gegen die Scuderia haben wird? Die vermeintlich geheilten Silberpfeile haben sich wieder mit jener Krankheit infiziert, die sie am Anfang des Jahres häufig hatten - Guter Start ins Wochenende und dann abbauende Leistungen. Das Aus von Lewis Hamilton am Qualifying-Samstag sah noch wie ein unglücklicher Betriebsunfall aus, schließlich lieferte George Russell mit Startplatz 4 gut ab. Im Rennen trat dann aber die Wahrheit ans Licht: Der Reifenverschleiß war zu gravierend, um sinnvoll auf eine 1-Stopp-Strategie zu setzen. Teamchef Toto Wolff rätselte nach Zandvoort, was die Ursachen dafür sind. Liegt es tatsächlich am neuen Unterboden oder nur aus einer Kombination aus Strecke, Setup und Bedingungen? Bis Monza sollte man erste Erklärungen für den Leistungseinbruch parat haben.
Formel 1 in Zandvoort, Verlierer: Oscar Piastri
Der McLaren war in Zandvoort auf einem anderen Stern unterwegs. Aber eben nur in den Händen von Lando Norris. Wo war eigentlich Oscar Piastri? Der Australier hatte kein schlimmes Wochenende, aber es passte bei ihm dann doch an zu vielen Ecken und Enden nicht ganz, sodass er ein Auto, das eigentlich auf den zweiten Platz gehört, nicht einmal auf das Podium zu steuern vermochte. Im Qualifying war er schon weit von Norris weg - sehr untypisch für ihn -, im Rennen ging bei ihm ebenfalls der Start daneben. Grundsätzlich noch kein Todesurteil, wie Norris unter Beweis stellte. Nur schaffte es Piastri den ganzen Startstint nicht an Russell vorbei, während sein Teamkollege Verstappen links liegen ließ. Das öffnete Leclerc erst die Undercut-Chance. Verstappen konnte Piastri so erst gar nicht in Gefahr bringen und das, obwohl der McLaren eigentlich um einiges schneller war.
Formel 1 in Zandvoort, Verlierer: Sauber
Das Ergebnis spricht eigentlich für sich: P19 für Valtteri Bottas, P20 für Zhou Guanyu im Qualifying; P19 für Valtteri Bottas, P20 für Zhou Guanyu im Rennen. Beide mit zwei Runden Rückstand - als einzige Fahrer im Feld. Schlechter geht es kaum und schlechter war abgesehen von einzelnen auch ein Ergebnis in der Formel-1-Geschichte von Sauber noch nie. Die Misere des zukünftigen Audi-Teams hat in Holland ein neues Kapitel erhalten und es ist mindestens genauso düster, wie die anderen Kapitel aus dieser F1-Saison.
Ihre 2-Stopp-Strategie, vor allem mit allen drei Reifensätzen, sie mag nicht die bevorzugte Wahl gewesen sein, aber sie entschuldigt nicht den massiven Rückstand auf den Rest des Feldes. Dafür gibt es schlicht und ergreifend nur eine Erklärung: Das Auto war einfach nicht konkurrenzfähig und ganz nebenbei bemerkt Zhou Guanyu erst recht nicht. Seine bodenlose Leistung in Zandvoort muss noch einmal gesondert hervorgehoben werden. Auf Bottas verlor er im Qualifying fast 1,1 Sekunden, im Rennen 30 Sekunden.
Formel 1 in Zandvoort, Verlierer: Logan Sargeant
Eineinhalb Jahre Formel 1 und dann immer noch solche Fehler! Der Verbleib von Logan Sargeant bis zum Saisonende schien eigentlich dadurch, dass er die Sommerpause überstand, wahrscheinlich zu sein. Doch nach dem peinlichen Crash im verregneten Samstags-Training in Zandvoort scheint bei Williams-Teamchef James Vowles der Geduldsfaden gerissen zu sein. Der ehemalige Mercedes-Mann soll am Wochenende im Paddock gleich an mehrere Türen geklopft haben, um einen sofortigen Ersatz für den US-Amerikaner an Land zu ziehen. Zwei Namen, die immer wieder genannt werden: Mick Schumacher und Liam Lawson. Das einzig Gute für Sargeant: Er hätte einen schlechteren Zeitpunkt erwischen können, denn nun bleiben Williams nur wenige Tage, um vor dem Italien-GP noch einen Ersatzmann aus dem Hut zu zaubern.
diese Formel 1 Nachricht