Nach der Machtdemonstration beim Spa-Wochenende kam Max Verstappen als haushoher Favorit nach Monza. Die nächste Low-Downforce-Strecke, die nächste Red-Bull-Show? Eigentlich war alles angerichtet, dann ging es Schlag auf Schlag: Motorenstrafen für Max Verstappen und Sergio Perez, kein sauberes Training und stärkere Ferraris als erwartet. Beflügelt das Heimrennen die Scuderia und schlägt Max Verstappens Monza-Fluch wieder zu? Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Monza gibt es hier im Liveticker.
Verbesserungspotenzial bei Red Bull
"Das Auto war ziemlich gut, wir haben nur von FP1 auf FP2 ein paar Dinge ausprobiert", analysiert Max Verstappen seinen Trainingsfreitag. Einiges davon hätte funktioniert, anderes nicht. "Es gibt noch ein paar Sachen, die wir besser machen können." Monza sei vom Streckenlayout anders als Spa, aber das hatte Red Bull erwartet. "Wenn wir unser Auto nur halb so gut hinbekommen wie in Spa haben wir eine gute Chance!" Bei den Topspeed-Messungen sah es schon verdächtig belgisch aus, und das mit mehr Flügel als bei anderen Teams. Auch Dr. Helmut Marko beruhigt: "Unsere Quali-Runden war nicht optimal vom Verkehr her."
Der Verkehr hat einen Namen: Lando Norris. Max Verstappen wurde vom Briten im 1. Freien Training auf seiner schnellen Runde gleich zweimal aufgehalten. Beide Male in der Parabolica. "Unglaublich!", hatte Max Verstappen dazu am Funk nur zu sagen. Daraufhin musste sich der Weltmeister in FP1 nicht nur Ferrari, sondern auch Mercedes geschlagen geben. Nur P5 im 1. Freien Training, vier Zehntel hinter der Bestzeit von Charles Leclerc. Im 2. Freien Training ein ähnliches Spiel, hier durfte der andere Ferrari Bestzeit fahren: Carlos Sainz (der im Rennen am Sonntag aber von ganz hinten starten wird). Max Verstappen im Ferrari-Sandwich: 0,143 Sekunden hinter Sainz, aber vor Leclerc.
Verstappen: Ferrari-Performance kein Grund zur Sorge
"Sie haben heute gut ausgesehen, aber das beunruhigt mich nicht", meint Max Verstappen zur starken Ferrari-Performance. "Wir haben noch ein paar Dinge zu analysieren, aber auf den Longruns sahen wir gut aus. Das ist das Wichtigste für das Rennen." Schlecht schlafen wird deswegen heute auch nicht Dr. Helmut Marko: "Wenn man den Topspeed anschaut, dann sind da nicht die gleichen Motormodi gefahren worden." Gerüchten zufolge dreht Ferrari für die Tifosi freitags gerne etwas auf. Fazit: "Wir sind zufrieden." Außerdem hätte Max Verstappen auf seiner schnellen Runde den ersten Sektor nicht optimal erwischt und schon dort drei Zehntel verloren.
"Der Speed passt und unser Longrun war sehr überzeugend. Sowohl auf Soft als auch auf Medium", analysiert Dr. Helmut Marko weiter. Beide Red Bull starten mit Motorenstrafen am Sonntag, für Verstappen geht es fünf, für Perez zehn Plätze retour. In Spa wechselte Red Bull bei Verstappen schon auf Motor Nummer vier, jetzt auf den fünften. "Man will sicher nicht in Suzuka oder Austin wechseln, und nachdem Überholen hier leichter ist und wir uns in Hochform befinden", erklärt der Red-Bull-Motorsportberater.
Auf die Strategie wirke sich das nicht aus. "Zuerst schauen wir einmal, wo wir ungefähr stehen." Bei insgesamt (mindestens) acht Piloten mit Rückversetzungen ist noch nicht alles klar. "Da kannst du gleich auf 12 oder 14 sein, das macht einen Riesenunterschied. Den gibst du nicht auf", so Helmut Marko.
Perez mit Pech und Problemen
Vor allem betreffe das Sergio Perez, dessen RB 18 im 1. Freien Training reparaturbedingt einige Zeit in der Garage verbringen musste. Grund: Bei DRS-Aktivierung flatterte der Heckflügel. Ein nicht gern, aber oft gesehener Gast bei Red Bull. "Das Problem kommt mit jedem Flügel wieder neu auf. Aber wir bekommen das in den Griff", erklärt Helmut Marko.
Sergio Perez' Dreher in Zandvoort ist Grund für den Motorentausch. Wie bei Verstappen experimentierte Red Bull bei Perez in den Trainings mit dem Setup. "Wir haben gute Informationen gesammelt, es sieht vielversprechend aus. Wir konnten ein solides Programm durchziehen", berichtet Perez. "Das Wichtigste ist hier die Rennpace und der Reifenverschleiß." Perez, der heute tatkräftig von seinem Vater ('Papa Perez') unterstützt wurde, war zeitenmäßig deutlich hinter seinem Teamkollegen. "Ich rutschte viel herum, aber das ist einfach auf dieser Strecke so. Ich freue mich auf morgen, aber noch mehr auf Sonntag." Trotz Startplatzstrafe hofft der 32-Jährige auf ein gutes Ergebnis. "Überholen wird schwierig, aber unser Reifenverschleiß sieht gut aus."
In Monza spielt bekanntlich der Windschatten eine große Rolle, etwa eine halbe bis dreiviertel Sekunde. "Das ist bei optimaler Ausführung. Aber oft geht es daneben", schätzt Dr. Helmut Marko. Nachsatz des Doktors: "Wir müssen nicht immer eine halbe Sekunde vorne sein!" Schon gar nicht mit einem Max Verstappen in Überform, den scheinbar kein Dreher oder Start vom Ende des Feldes aufhalten kann. Folgt nach Barcelona, Ungarn und Spa der nächste Beweis in Monza?
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