Nach 10 Siegen in 15 Rennen scheint es fast verwegen, beim Großen Preis von Italien nicht auf Max Verstappen und Red Bull zu setzen. Folgt beim nächsten Low-Downforce-Kurs die nächste Machtdemonstration des Weltmeisters? Ferrari hat Probleme, Mercedes auch. Aber: 30 Siege hat Max Verstappen erreicht, in Monza stand er bislang nicht einmal auf dem Podest. Max und Monza, bis jetzt keine Liebesgeschichte. Wie stehen die Chancen 2022?
Monza: Mercedes- statt Red-Bull-Strecke
"Das hat nicht gut geendet", sind Max Verstappens Erinnerungen an das letztjährige Rennen am Autodromo Nazionale di Monza. Zur Erinnerung: Die WM-Titelaspiranten Max Verstappen und Lewis Hamilton kollidierten in Runde 24 und schieden beide aus, Verstappen auf Hamiltons Halo parkend. "Das passiert, wenn man keinen Platz lässt", ließ der Holländer seinem Frust am Funk freien Lauf. Monza war für Verstappen noch nie von Erfolg gekrönt.
"Normal war es nie ein gutes Wochenende für uns", erinnert sich Max Verstappen. 21 Punkte stehen bislang auf seinem Monza-Konto. Ausfall 2021 (Unfall mit Hamilton), Ausfall 2020 (Motorschaden), eine Strafe und ein verlorenes Podest (2018) nach einer Kollision mit Valtteri Bottas. "Ein paar technische Probleme, und wir mussten hier oft Motorenstrafen ziehen. Nie großartig", berichtet Verstappen. Und das Hauptproblem: "Wir waren immer langsam auf der Geraden." Wie sich die Dinge ändern. 2022 gilt Red Bull auf der einstigen Mercedes-Strecke im Ferrari-Land als Favorit.
Verstappen warnt vor den Öffis
Aber: "Auch mit dem Speed-Vorteil ist das Überholen hier schwierig", warnt Max Verstappen. "Der DRS-Effekt ist hier nicht so hoch und das Streckenlayout macht es auch schwieriger", schätzt Verstappen das bevorstehende Wochenende ein. "Letztes Jahr war es wegen dem hohen Topspeed von McLaren unmöglich, vorbeizukommen", erinnert sich Max Verstappen. Die neuen Autos sollten das Überholen 2022 erleichtern. Problem: "Wenn du in einem DRS-Zug feststeckst, kannst du nichts machen." Bislang konnte der Niederländer aber vermeiden, gezwungenermaßen auf Bahn, statt Formel-1-Auto umzusteigen. "Es sollte normalerweise aber okay sein. Wir haben einen hohen Topspeed und kommen gut aus den Kurven heraus."
Der RB 18 als Adrian Neweys Meisterwerk? Dem war nicht immer so, zu Saisonbeginn schien Ferrari vor allem im Qualifying die Oberhand zu haben. "Wir mussten dann im Rennen immer alles perfekt hinbekommen. Manche Rennen gewannen wir durch die Strategie, nicht Pace", analysiert Max Verstappen seine Saison. Stand jetzt, scheint Red Bull Ferrari in beiden Belangen (und in beiden WM-Wertungen) überholt zu haben.
Positiver Stress, Balance und Vertrauen als Verstappens Erfolgsrezept
"In den letzten Rennen war es richtig gut. Hauptsächlich durch das verlorene Gewicht", sagt Max Verstappen. Anfangs war der RB18 deutlich über dem Mindestgewicht, das wirkte sich auf die Balance aus. "Er war etwas träge. Und zu viel Gewicht an den falschen Stellen sorgten für ziemliches Untersteuern!" Der Holländer betont die gute Atmosphäre bei Red Bull. "Selbst wenn du nicht gewinnst, du musst Geduld haben." Das habe er gelernt. "Darum bin ich nie woanders hingegangen, ich hatte Vertrauen", erzählt Verstappen. Manche hätten ihm geraten das Team zu verlassen und irgendwo einem schnellen Erfolg hinterherzujagen. "Aber ich habe meinen Leuten vertraut. Und es hat sich ausgezahlt."
Max Verstappen als Yoga-Guru? "Ich bin immer relaxed, auch wenn die Führung nicht so groß war wie jetzt", meint er in Hinblick auf den WM-Kampf 2021, als er und Hamilton punktegleich ins Finale gingen. "Eigentlich ziemlich gleich wie im letzten Jahr, außer gegen ein anderes Team." Stress habe Verstappen trotzdem, aber: "Immer positiven Stress." Er wolle immer das Beste aus Auto und Paket holen. "Natürlich bist du dann etwas gestresst und willst sichergehen, dass alles gut läuft."
Mit positivem Stress, hohen Topspeed, einem Auto ohne Übergewicht und einem Max Verstappen in Topform kann eigentlich nicht viel passieren. Oder? "Für mich ist es immer knapp. Nicht in Spa, aber sonst stellt sich immer die Frage: Gewinnen oder Zweiter werden?" Eine Frage, oder eine Kampfansage an die Tifosi beim 100-Jahr-Jubiläum ihrer Rennstrecke in Monza?
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