2019 konnte Ferrari zuletzt den Sieg beim Heimspiel in Monza erringen. Charles Leclerc hielt dank überragendem Topspeed eines vermutlich nicht ganz legal befeuerten Ferrari SF90 die beiden Mercedes von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas hinter sich. Der Jubel der Tifosi kannte keine Grenzen, sie hatten im Monegassen ihren neuen Helden gefunden.

2022 kommt Ferrari nun erstmals seit jenem Triumph wieder mit einem siegfähigen Auto in den königlichen Park angereist, doch es gibt ein Problem: Red Bull. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto ist nicht entgangen, wie die Roten Bullen mit Weltmeister Max Verstappen zuletzt dominierten. Der Highspeedkurs von Spa ist noch am ehesten mit dem Vollgastempel von Monza zu vergleichen und dort war das Ergebnis eindeutig: "Ich glaube wir haben den wirklichen Unterschied zwischen uns und Red Bull gesehen. Wenn ich zurückblicke, dann waren sie auch in Ungarn etwas schneller und das war eine ganz andere Strecke. Der Red Bull ist das schnellere Auto im Vergleich zu unserem, vor allem in Sachen aerodynamische Effizienz. In Spa brauchst du genau das, abgesehen von einem starken Motor."

In Spa flog Max Verstappen mit Leichtigkeit an Carlos Sainz vorbei, Foto: LAT Images
In Spa flog Max Verstappen mit Leichtigkeit an Carlos Sainz vorbei, Foto: LAT Images

In Belgien gewann Verstappen mit deutlichem Vorsprung, obwohl er aufgrund einer Motorenstrafe nur von Platz 14 startete. Der Ferrari-Boss wollte dieses Ergebnis jedoch nicht überbewerten: "Spa verstärkt immer die Lücken zwischen den Teams, weil es eine lange Strecke ist. Immer wenn du einen kleinen Vorteil in Sachen Effizienz hast, dann multipliziert sich das auf so einer Strecke." Außerdem hatte Ferrari keine Normalform, da die Scuderia nicht mit dem schwarzen Gold von Pirelli zurechtkam: "Der Reifenverschleiß war sicher das größte Problem. Das müssen wir verstehen und so schnell wie möglich verbessern."

Binotto: Red Bull hat Topspeed und Abtrieb

Auch wenn die Scuderia sich mit gutem Reifenmanagement vielleicht besser geschlagen hätte, so geben die Eigenschaften des Red Bulls Binotto doch zu denken: "Was mich beunruhigt, ist, dass sie [Red Bull, Anm. d. Red.] mit weniger Abtrieb gefahren sind und trotzdem im zweiten Sektor, wo man Abtrieb braucht, gute Zeiten gesetzt haben. Sie können also beides und das geht zurück auf ihre Effizienz. Sie haben wenig Luftwiderstand und viel Abtrieb."

Der Ferrari SF-75 hingegen galt bisher als ein Auto, das auf Strecken funktioniert, die viel Abtrieb und damit viel Flügel verlangen. Beim Heimspiel in Monza ist bekannterweise das Gegenteil gefragt. Der Boss der Scuderia sieht sein Team dennoch vorbereitet: "Ich glaube nicht, dass es zu Problemen in Monza kommen wird. Wir hatten auch in Spa einen kleinen Flügel dabei, aber wir haben ihn nicht benutzt, da er nicht die richtige Wahl war." In Belgien experimentierte Ferrari im freien Training bereits mit dem Monza-Flügel und fiel damit auf die Nase. Der Dienstwagen von Charles Leclerc und Carlos Sainz gewann kaum an Rundenzeit in den schnellen Sektoren 1 und 3. Stattdessen verlor Ferrari deutlich Mittelsektor.

Zu geringer Topspeed? Binotto: Ferrari für Monza gerüstet

Dass Ferrari auf den langen Geraden von Monza gegen die Konkurrenz verhungern könnte, bestreitet der Teamchef, da die Flügelwahl im königlichen Park im Vergleich zu Spa eindeutig ist: "In Monza werden wir sicher einen anderen Flügel fahren, mit weniger Luftwiderstand. Die Geschwindigkeit macht uns also keine Bedenken." Daher ist das Problem Red Bull für Ferrari nicht nur beim Heimspiel, sondern allgemein vorhanden: "Es geht mehr um die Gesamtleistung des Red Bulls. Das beunruhigt uns."