Der Teamkollege ist für jeden Piloten der erste Gegner. Er sitzt im gleichen Auto und hat die gleichen Mittel zur Verfügung. Wenn man ihn hinter sich lassen kann, ist damit ein Kampf auf Augenhöhe gewonnen. Nicht zuletzt deshalb kommen Fahrer, die gleichfarbige Rennanzüge tragen, häufig nicht besonders gut miteinander aus. Lewis Hamilton und Nico Rosberg etwa. Die beiden Piloten pflegten seit ihren Kindertagen ein freundschaftliches Verhältnis. Als dann aber ab 2013 beide für Mercedes fuhren, war es damit schnell vorbei. Und seit dem Höhepunkt ihrer Rivalität im Jahr 2016 herrscht ohnehin fast völlige Funkstille.

Nicht so bei Carlos Sainz und Lando Norris. Die beiden ehemaligen McLaren-Piloten gelten als ziemlich beste Freunde im gesamten Formel-1-Grid. "Uns verbindet eine lange Geschichte. Hoffentlich werden wir in der Zukunft noch viele Kämpfe ausfechten. Du weißt natürlich nie, wie sich solche Kämpfe, bei denen es hoffentlich um Siege und Meisterschaften gehen wird, auf die Freundschaft auswirken. Abseits der Strecke sind wir aber sehr gute Kumpels und haben eine Menge Respekt voreinander", fasst Norris seine Beziehung mit Sainz zusammen.

Befreundete Teamkollegen - ein seltener Fall

Als der Brite 2019 mit McLaren in die Königsklasse einstieg und Carlos Sainz sein Teamkollege wurde, kamen die beiden direkt gut miteinander aus. Rivalität? Weitestgehend Fehlanzeige. "Es ist klasse, mit einem Teamkollegen in die Formel 1 einzusteigen, der einem hilft. Er hat mir viele Dinge beigebracht und mich in den Rhythmus der Formel 1 gebracht. Wir hatten viel Respekt voreinander", erinnert sich Norris an seine Anfangszeit.

Carlos Sainz widerspricht nicht, merkt aber an, dass die Freundschaft zwischen den beiden, seit sie nicht mehr für dasselbe Team an den Start gehen, noch stärker wurde. "Das Verhältnis mit ihm hat sich noch einmal verbessert, seit wir keine Teamkollegen mehr sind. Alles ist etwas einfacher geworden. Ich meine, wir hatten natürlich auch als Teamkollegen viel Spaß und sind gut miteinander ausgekommen, aber man teilt sich dasselbe Auto, man will sich gegenseitig schlagen. Seit ich nicht mehr bei McLaren bin, können wir viel offener über das Rennfahren und unsere Befindlichkeiten sprechen und das ganze Teamkollegen-Ding steht uns nicht mehr im Weg. Er ist ein großartiger Typ, ich genieße seine Gesellschaft."

Sainz und Norris - nicht die einzigen Freunde im aktuellen Feld

Neben dem "Dreamteam" Sainz und Norris, gibt es im aktuellen Fahrerfeld auch noch andere Beispiele für Piloten, die sich trotz des extrem hohen Konkurrenzdrucks im Sport gut miteinander verstehen. Wenig überraschend sind diese aber nicht im selben Team - zumindest noch nicht. So sind etwa Mick Schumacher und Esteban Ocon dicke Freunde, kein Wunder also, dass der Franzose sich inzwischen schon mehrfach für den Sohn des Rekordweltmeisters als Teamkollegen für 2023 ausgesprochen hat.

Und auch Pierre Gasly und Charles Leclerc verbindet schon lange eine enge Freundschaft. 2019 hielt der Monegasse bei einem Interview auf dem Grid fest: "Ich komme mit allen Kerlen, gegen die ich fahre, gut aus. Mit Verstappen, mit Norris... Aber wenn ich einen Freund auswählen müsste, würde ich wohl Pierre Gasly nennen. Wir kennen uns schon seit wir sechs Jahre alt waren, wir sind gemeinsam auf Urlaub gefahren. Das Band zwischen uns ist ziemlich stark."