Zandvoort war für die Haas-Boxencrew eine Pleite auf der ganzen Linie. Mick Schumacher, nach starkem Qualifying auch in der Anfangsphase des Rennens im Kampf um die letzten Punkte mit dabei, stand bei seinem ersten Boxenstopp in Runde 13 über zehn Sekunden. Als ob das nicht genug wäre - beim zweiten Stopp dauerte es wieder länger. Und bei Kevin Magnussen auch.

Es gab eine Punktechance, glaubt Schumacher. Aber wer zehn Sekunden nur durch Probleme beim Boxenstopp verliert, für den ist der Tag in der Formel 1 praktisch vorbei. Statt um den letzten Punkt kämpfte Schumacher am Ende nur noch mit Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo um Ruhm, Ehre, und letztendlich den 13. Platz. Kevin Magnussen machte seinerseits das Desaster für Haas mit einem Fahrfehler in der zweiten Runde perfekt.

Schumacher frustriert: Zwei Desaster-Stopps

Ein Materialfehler, so lautet die erste schnelle Diagnose zum Stopp-Debakel von Schumacher. Der vordere Wagenheber wollte nach dem Vollziehen des Reifenwechsels nicht und nicht auslösen, der bedienende Mechaniker musste einen regelrechten Kampf mit ihm ausfechten. "Manchmal performt das Material nicht so, wie wir hoffen", meint Schumacher. "Das hat uns heute wohl ein paar Punkte gekostet, frustrierend."

Das Debakel ist bei weitem kein Einzelfall. Haas ist von den zehn F1-Teams ganz klar das schlechteste in der Stopp-Wertung, und das seit Jahren. 2022 hat man lediglich die Konstanz verbessert, kämpft aber noch immer mit dem Tempo. Als einziges Team hat man bisher keinen Stopp unter drei Sekunden geschafft. Ungefähr 10 Prozent der Stopps des Teams dauern über 4,5 Sekunden und sind damit grob fehlerhaft.

In Zandvoort stoppte das Team desaströs: Nur einer von sechs Reifenwechseln dauerte weniger als vier Sekunden. Bei Kevin Magnussen streute die Mannschat einen zweiten massiven Patzer ein, diesmal am Heck.

Haas-Boxenstopps in Zandvoort

Haas-StoppFahrerZeit
1Schumacher10,03
2Magnussen4,29
3Schumacher4,91
4Magnussen7,24
5Schumacher3,77
6Magnussen4,39
.........
Schnellster StoppPerez2,09

Auch der zweite Schumacher-Stopp war schlecht. Diesmal klemmte es links vorne beim Festziehen des Rades. Das ganze Rennen verbrachte er danach damit, sich durch das Feld zu kämpfen: "Der zweite Stint war schätze ich auch kompromittiert, weil ich so hart gekämpft habe, um ins DRS zu kommen." Mit Daniel Ricciardo und mit Sebastian Vettel hatte er immerhin gute Duelle, die sich über mehrere Runden zogen: "Es ist toll, diese Kämpfe zu haben, leider war es am falschen Ende des Feldes."

Schumacher glaubt an vergebene Zandvoort-Punkte

Die andere große Hürde bei Haas war in Zandvoort der Reifenverschleiß. Selbst auf Medium kam Schumacher in der Startphase gegenüber der Soft-bereiften Konkurrenz in Bedrängnis. Daher stoppte er auch früh, nachdem er schon beim Start von Platz acht auf Platz zehn zurückgefallen war. "Die Abnutzung schien etwas höher als erwartet", räumt er gegenüber Motorsport-Magazin.com ein.

Trotzdem glaubt Schumacher rückblickend an die Punktechance. Auf einem High-Downforce-Kurs wie Zandvoort sah der Haas immer noch deutlich besser aus als zuletzt in Spa: "Ich glaube, wir hatten ein brauchbares Auto. Brauchbar für die Top-10. Um uns herum waren einige Autos natürlich schneller und hatten die Reifen etwas besser unter Kontrolle. Aber es fühlt sich trotzdem gut an, dass wir mit ihnen mithalten konnten."

Magnussen versenkt Haas gleich am Start

Für Schumacher ging ein fahrerisch gutes Wochenende durch die Boxen-Fehler schief. Bei Teamkollege Kevin Magnussen stimmte das ganze Wochenende die Performance nicht, das räumte der Däne nach dem Rennen frei heraus ein. Nach einem schwachen Qualifying warf er das Auto auf der zweiten Runde von der Strecke.

Kevin Magnussen hatte in Zandvoort zu kämpfen, Foto: Horst Bernhardt
Kevin Magnussen hatte in Zandvoort zu kämpfen, Foto: Horst Bernhardt

"Fahrfehler", bestätigt Magnussen knapp. "Ich habe sogar die Wand berührt. Zwar konnte ich weiterfahren, aber da war ich schon ewig weit hinten. Das halbe Rennen habe ich damit verbracht, mich durch das Feld zu kämpfen. Ein paar Positionen habe ich geholt, aber das war nicht unser Wochenende." Magnussen holte P15, damit war er nur zwei Plätze hinter Schumacher. Große Hoffnungen macht sich das Team auch für Monza nicht - Highspeed schmeckt dem Haas überhaupt nicht.