Max Verstappen hat am Sonntag in Zandvoort seinen zweiten Heimsieg in der Formel 1 gefeiert. Der Red-Bull-Pilot hatte das Rennen trotz Zwischenfällen zu jedem Zeitpunkt souverän unter Kontrolle und eroberte in den Niederlanden seinen zehnten Sieg in dieser Saison und den 30. seiner Karriere. George Russell und Charles Leclerc komplettierten hinter dem Weltmeister das Podium. Mick Schumacher und Sebastian Vettel gingen auf den Plätzen 13 und 14 leer aus. Letzterer erhielt für das Blockieren von Lewis Hamilton zudem eine Zeitstrafe.
Das Rennen wurde zunächst von einem Strategie-Poker zwischen Verstappen und den Mercedes-Piloten geprägt. Eine späte VSC-Phase und eine kurz darauf folgende Safety-Car-Phase mischten die Karten für die Schlussphase noch einmal durch. Hamilton war beim Restart in Runde 61 jedoch chancenlos und verlor die Führung an Verstappen, der daraufhin einem ungefährdeten Sieg entgegenfuhr.
Verstappen überquerte die Ziellinie nach 72 Runden mit vier Sekunden Vorsprung auf Russell. Der Sieger kassierte zudem den Bonuspunkt für die schnellste Runde. Leclerc lag als Dritter bereits zehn Sekunden zurück. Dahinter folgten Alonso und Norris. Für Sainz sprang nach einer 5-Sekunden-Strafe für einen Unsafe Release der siebte Platz heraus. Die Top-10 komplettierten Ocon und Stroll.
Formel 1, WM-Stand 2022: Verstappen auf dem Weg zur Titelverteidigung
Der WM-Stand: Nach 15 von 22 Rennen führt Verstappen die Gesamtwertung mit 109 Punkten an. Dahinter liegen Leclerc und Perez punktgleich auf Platz zwei. Im Verfolgerfeld machte Alonso mit einem weiteren starken Punkteresultat weiter Boden gut. Der Spanier fuhr zum zehnten Mal in Folge in die Punkte und liegt als Neunter mit 59 Punkten nur noch sieben Zähler hinter Ocon.
In der Teamwertung scheint Red Bull der erste WM-Titel seit 2013 kaum mehr zu nehmen. Der Gap zu Ferrari ist mittlerweile auf 135 Punkte angewachsen. Mercedes holte wiederum auf die Scuderia auf und liegt als Dritter nur noch 30 Zähler zurück. Im Mittelfeld enteilt Alpine langsam aber sicher McLaren.
Formel 1 2022: Gesamtwertung Fahrer und Teams
Das Wetter: Am Renntag waren vom Strandwetter der vorangegangenen Tage nur noch die Temperaturen übrig. Mit 22 Grad Celsius Außentemperatur war es zwar nur minimal kühler, doch statt praller Sonne hing dafür eine dichte Wolkendecke über der niederländischen Nordseeküste. Die Asphalttemperatur war mit 34 Grad Celsius ebenfalls leicht gesunken. Der ganz große Wetterumschwung blieb letztendlich aber aus. Pünktlich zum Start sank die Regenwahrscheinlichkeit von 40 auf 20 Prozent. Folglich blieb es trocken.
Verstappen souverän, Hamilton scheitert mit Attacke
Die Startphase: Das Feld setzte für den ersten Stint fast ausschließlich auf den weichen Reifen. Mit Hamilton, Russell, Norris und Schumacher gingen vier Piloten aus den Top-10 auf dem Medium-Compound in den Grand Prix. Verstappen setzte sich beim Start von der Pole Position aus souverän durch und behauptete die Führung gegen Leclerc und Sainz. Hamilton attackierte Sainz für Platz drei, musste nach einer kurzen Berührung aber zurückstecken. Dahinter folgten Perez, Norris, Russell, Stroll, Ocon und Schumacher.
Verstappen kontrolliert das Rennen
Der frühe Rennverlauf: Verstappen hatte nach der ersten Runde bereits eine Sekunde Vorsprung auf seine Verfolger. Im Mittelfeld sorgte Magnussen für den ersten Zwischenfall. Im Kampf mit Albon ging der Däne in Kurve zwei weit und touchierte mit der linken Fahrzeugseite die Barriere. Überraschenderweise meldete er nach dem Kontakt keinerlei Auffälligkeiten an seinem Haas und setzte sein Rennen ohne Reparaturstopp fort.
Russell holte sich derweil Position sechs von Norris zurück. Der McLaren-Pilot konnte die Pace der Spitzengruppe nicht mitgehen und war rund acht Zehntelsekunden pro Runde langsamer. Hinter ihm lag das Feld dafür weiter eng beisammen. Bis zu Vettel auf Platz 17 lagen die Fahrer innerhalb von zehn Sekunden.
An der Spitze hielt Leclerc den Druck auf Verstappen aufrecht. Er stieß in Runde sechs kurzzeitig ins DRS-Fenster vor und setzte dabei eine neue schnellste Runde. Verstappen wurde von seinem Kommandostand über die Offensive von Ferrari informiert und zog seinerseits das Tempo an. Leclerc verlor daraufhin wieder etwas an Boden. Sainz fehlte mit fünf Sekunden Rückstand auf den Teamkollegen bereits nach neun Runden der Anschluss.
Ferrari verbockt Sainz' Boxenstopp
Die erste Boxenstopp-Phase:In Runde zehn kam Vettel als erster Fahrer an die Box und wechselte vom weichen auf den Medium-Reifen. Aus dem Mittelfeld zogen gleich darauf Gasly und Ricciardo nach. Auf der Strecke war Alonso derweil der einzige Fahrer, der mit Überholmanövern Positionen gewann. Nachdem er Gasly kassiert hatte, ging er mit Hilfe des DRS vor Kurve eins auch an Tsunoda vorbei. In Runde zwölf kam auch Alonso zum Reifenwechsel. Als einziger Fahrer wechselte er auf den harten Reifen.
Zwei Umläufe später steuerten Sainz und Perez die Box an. Bei Ferrari ging einmal mehr alles schief. Das linke Hinterrad war nicht bereit, wodurch Sainz 12,7 Sekunden an seinem Boxenplatz verbrachte. Der Spanier fiel auf die elfte Position zurück. Zu allem Überfluss lag ein Schlagschrauber der Italiener im Weg, als Perez nach seinem Pitstop losfuhr. Der Mexikaner überrollte das Equipment, sein Auto nahm dabei keinen Schaden. Die Rennleitung notierte den Zwischenfall zur Untersuchung nach dem Rennen.
Leclerc absolvierte in Runde 17 den Reifenwechsel auf Medium. Mit 2,5 Sekunden lief bei Ferraris heißestem Eisen im Rennen alles nach Plan. Red Bull reagierte gleich darauf mit Verstappen. Trotz einer Standzeit von 3,4 Sekunden kehrte er mit viereinhalb Sekunden Vorsprung auf Leclerc als Dritter ins Rennen zurück. Hamilton und Russell setzten ihren ersten Stint derweil mit einer Doppelführung für Mercedes fort.
Strategie-Poker Verstappen vs. Mercedes
Der weitere Rennverlauf: In Runde 27 hatte Verstappen die Lücke zu Russell geschlossen und lag im DRS-Fenster. Hamilton führte mit drei Sekunden Vorsprung. Russell konnte seinem Teamkollegen allerdings keine Schützenhilfe leisten. Verstappen ging mit Hilfe des DRS im ersten Anlauf auf der Start-und Zielgeraden mühelos am Briten vorbei und nahm die Verfolgung von Hamilton auf.
Der Rekordweltmeister entzog sich dem drohenden Angriff, indem er in Runde 29 zum Reifenwechsel abbog. Die Crew wechselte bei Hamilton von Medium auf Hard, womit die Einstopp-Taktik von Mercedes beschlossene Sache war. Russell steuerte zwei Umläufe später die Box an und ging ebenfalls auf den harten Compound. Er fiel damit hinter Hamilton auf die fünfte Position zurück.
Hamilton zog auf dem frischen Reifen merklich das Tempo an und war etwa eine halbe Sekunde pro Runde schneller als Verstappen unterwegs. Der Vorwärtsdrang des Briten wurde bald darauf gestoppt. In Runde 36 lief er auf Perez auf, der sich hart verteidigte. Einen Umlauf später wiederholte sich das Spiel. Diesmal war Hamilton in der DRS-Zone auf der Start- und Zielgeraden nah genug dran und ging außen vor Turn eins vorbei.
Nach dem gelungenen Manöver stand dafür Vettel im Weg, der nach der Boxenausfahrt trotz blauer Flaggen nicht aufpasste und Hamilton blockierte. Vettel erhielt dafür eine 5-Sekunden-Zeitstrafe. Der Kampf mit Perez und der Überrundungsverkehr kosteten Hamilton über zwei Sekunden im Fernduell mit Verstappen. In der 39. Runde machte Russell mit Perez kurzen Prozess und übernahm Platz vier im ersten Anlauf.
Chaos um Tsunoda beschenkt Red Bull
Die zweite Boxenstopp-Phase: Perez absolvierte in Runde 40 den zweiten Boxenstopp und zog den harten Reifen auf. Als Siebter griff er wieder in den Grand Prix ein. Sainz zog in der 43. Runde nach. Bei ihm fiel die Wahl ebenfalls auf den harten Reifen. Im selben Moment sorgte eine gelbe Flagge kurz für Aufsehen. Tsunoda hatte im ersten Sektor angehalten und gefunkt, dass die Räder nicht richtig montiert sind. Das Team widersprach und der Japaner fuhr daraufhin weiter.
Leclerc wechselte in der 45. Runde von Medium auf Hard und fiel dadurch auf die vierte Position hinter Russell zurück. Das Chaos um Tsunoda ging derweil weiter. Nach einem weiteren Aufenthalt an der Box nahm er sein Rennen wieder auf, nur um erneut Probleme zu melden und das Auto am Streckenrand abzustellen. Für Red Bull war die Neutralisierung ein Geschenk, da Verstappen seinen zweiten Reifenwechsel mit Zeitersparnis absolvieren und die Führung behaupten konnte.
Der Weltmeister wurde für den letzten Stint auf dem harten Reifen rausgeschickt. Mercedes nutzte das VSC ebenfalls, um Hamilton und Russell den Medium-Reifen zu verpassen. Bei Freigabe des Rennens in Runde 50 lag Hamilton zwölfeinhalb Sekunden hinter Verstappen. Der Führende verwaltete daraufhin seinen Vorsprung, während die Mercedes-Piloten mit den schnellsten Runden im Rennen alles versuchten, um die Lücke zuzufahren.
Spätes Safety Car macht Grand Prix zum Sprint
Die Schlussphase: Ein Defekt bei Bottas sorgte in Runde 55 für die nächste Neutralisierung. Der Finne war vor Kurve eins ausgerollt und die Rennleitung rief das Safety Car auf den Plan. Die Strategen der Teams nutzte erneut die Gunst der Stunde. Um auf dem harten Reifen nicht Hamilton zum Opfer zu fallen, ging Verstappen auf Soft. Er fiel dadurch hinter das Mercedes-Duo zurück.
Russell entschied daraufhin eigenmächtig, ebenfalls auf Soft zu wechseln. Er sortierte sich wieder als Dritter hinter Verstappen ein. Beim Restart war fast das gesamte Feld auf dem weichen Reifen unterwegs. Einzig Hamilton und Perez hatten den Medium-Compound aufgezogen. Die Reihenfolge lautete Hamilton, Verstappen, Russell, Leclerc, Perez, Sainz, Alonso, Norris, Ocon, Stroll. Schumacher und Vettel lagen auf den Positionen 13 und 14.
Hamilton leitete den Restart in Runde 61 früh ein und hatte nicht ausreichend Luft auf Verstappen. Der Red-Bull-Fahrer saugte sich im Windschatten an und ging bei der Anfahrt auf Kurve eins spielend leicht vorbei. Dahinter ging es dafür weiter eng zu. Russell überholte Hamilton, lag nach dem erfolgreichen Manöver aber schon drei Sekunden hinter Verstappen. Wenig später ging auch Leclerc an Hamilton vorbei.
Der Brite beschwerte sich ob seiner Chancenlosigkeit im Funk bei seinem Kommandostand über die Strategie, verlor in der Schlussphase aber keine weiteren Positionen. Für den Fünftplatzierten Sainz gab es dafür Ärger wegen einem Unsafe Release beim letzten Boxenstopp. Er kam beim Losfahren Alonso in die Quere und kassierte dafür eine 5-Sekunden-Zeitstrafe.
Die Top-Facts des Rennens
- Verstappen feiert 10. Saisonsieg
- Mercedes verpasst Außenseiterchance
- Chaos um Tsunoda löst VSC aus
- Vettel für Blockade bestraft
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